Kreative Maschinen: Kunst, ausgerechnet!
Komponierende Computer, schreibende Algorithmen und malende Roboter rütteln an einem der letzten Unterschiede zwischen Mensch und Maschine: der Fähigkeit zur Kreativität.

Iamus ist knapp drei Jahre alt und hat bereits rund eine Milliarde Songs jedes erdenklichen Genres geschrieben. Er hat ein Album herausgebracht und Symphonien komponiert, die das renommierte London Symphony Orchestra so überzeugten, dass es sich zu Aufnahmen bereiterklärte.
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Dabei strebt Iamus nicht nach Ruhm. Er kennt keine Starallüren - aber auch keine Liebe und keinen Schmerz. Statt ein Instrument zu spielen, rechnet er. Iamus ist ein Supercomputer, entwickelt an der Universität von Málaga in Spanien und benannt nach dem Sohn des Gottes Apoll aus der griechischen Mythologie, der die Sprache der Vögel verstehen konnte. Er hat die Rechenleistung einiger Hundert moderner PCs und verarbeitet den Algorithmus Melomic.
Bekommt Iamus Vorgaben, etwa eine bestimmte Stimmung oder bestimmte Instrumente, braucht er rund acht Minuten, um danach ein Musikstück zu komponieren. Die Ergebnisse halten einem Vergleich mit von Menschen erdachten Kompositionen durchaus stand: Die britische Zeitung The Guardian etwa stellte Ende vergangenen Jahres fünf Musikstücke zum Anhören auf ihre Webseite und fragte die Leser, welches davon ihrer Meinung nach von einem Computer komponiert worden sei. Ein Viertel der Leute tippte richtig und identifizierte die Iamus-Komposition Hello World als Werk eines Algorithmus. Ein Drittel aber hielt ein Stück von Gustav Mahler für die Maschinen-Komposition.
Computer in der Welt der Gefühle
Der Wunsch, mit Computern auch das Feld der Kunst, der Sinne, Gefühle und Fantasie zu ergründen, ist nicht neu: Bereits Anfang der 1970er Jahre entwickelte der britische Künstler und Informatiker Harold Cohen seinen Mal-Algorithmus Aaron, dessen Bilder schon bald in Museen für zeitgenössische Kunst ausgestellt wurden. Als eigentliches Kunstwerk allerdings sahen viele Kritiker die Software Aaron selbst. Deren Bilder galten als Nebenprodukte und fanden nur wenig Anklang.
Ende der 1980er Jahre schrieb der Musiker und Programmierer David Cope, seinerzeit Professor an der Universität Santa Cruz in Kalifornien, die Software Experiments in Musical Intelligence, kurz EMI. Sie analysiert die Muster in Werken großer Komponisten und liefert eigene Kompositionen im Stil etwa von Bach oder Mozart. Veröffentlicht auf einer inzwischen eindrucksvollen Anzahl von CDs mit "Classical Music Composed by Computer", von "Virtual Bach" bis "Virtual Rachmaninoff".
Heute komponieren Computerprogramme nicht nur Musik, die von renommierten Musikern ernstgenommen wird. Sie verfassen auch Berichte über Baseball- und Fußballspiele, schreiben Gedichte, designen Computerspiele. Sie beginnen, selbstständig zu arbeiten und Ideen zu entwickeln. Sie beginnen, kreativ zu sein. "Es geht heute um mehr als nur darum, eine Software zu bauen, die zum Beispiel ein Bild malen kann", sagt Simon Colton, Informatiker in der Arbeitsgruppe für Künstliche Kreativität am Imperial College in London. "Es geht um die dahinter stehende Intelligenz. Es geht um die Fähigkeiten, die nötig sind, um sich etwas ausdenken, entwerfen und dann auch umsetzen zu können."
Colton selbst arbeitet seit etwa fünf Jahren am Painting Fool (malender Narr), einem Programm, mit dem er die Potenziale maschineller Kreativität auslotet: "Das Ziel ist eine Software, die ihre eigenen Bildideen findet, diese dann auch malt und die am Ende ihre Arbeitsschritte nachvollziehen kann." Eines Tages, hofft der Wissenschaftler, wird der Painting Fool als eigenständiger kreativer Künstler ernstgenommen werden. Nur: Können Algorithmen wirklich kreativ sein? Sind sie - und das, was sie hervorbringen - nicht immer ein Abbild der Kreativität ihrer Programmierer?
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Trauer kreieren, ohne traurig zu sein |
Es bisher keinen einzigen stichhaltigen Beleg dafür, dass Menschen nichts weiter sind als...
Eigentlich meinte ich, dass man beides auch zu einem von einem Menschen geschaffenen...
Darüber kann man wohl lange philosophieren. Du hast recht, Kunst interpretiert jeder...
Sehr guter, interessanter Artikel http://youtu.be/dqYEp4OQUBI