Krankenkassen: GFF erzielt ersten Erfolg im Streit um Gesundheitsdaten

Dürfen Krankenkassen pseudonymisierte Gesundheitsdaten aller Versicherten in eine Datenbank einspeisen? Im Fall von CCC-Sprecherin Kurz vorerst nicht.

Artikel veröffentlicht am ,
Gesundheitsdaten von 73 Millionen Versicherten sollen in eine Datenbank fließen.
Gesundheitsdaten von 73 Millionen Versicherten sollen in eine Datenbank fließen. (Bild: Adam Berry/Getty Images)

Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) hat einen ersten Erfolg im Streit um die Weitergabe von Gesundheitsdaten erzielt. Nachdem die Bürgerrechtsorganisation Anfang Mai 2022 einen Eilantrag gegen eine Krankenkasse eingereicht hatte, erklärte die Kasse nun, dem Antrag vorläufig nachzukommen. In dem Hauptsacheverfahren stehe eine Entscheidung allerdings noch aus, berichtete die GFF auf Twitter.

Hintergrund der Klage ist das sogenannte Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) aus dem Jahr 2019. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Krankenkassen die Daten ihrer Mitglieder an eine Datensammelstelle beim Spitzenverband Bund der Krankenkassen übermitteln, die sie dann pseudonymisiert an ein Forschungsdatenzentrum weiterleitet.

"Es gibt keine Möglichkeit, der Weitergabe sensibelster Gesundheitsdaten zu widersprechen - auch nicht für besonders schutzbedürftige Menschen", kritisiert die GFF, die darin Verstöße gegen das Grundrecht, selbst über die eigenen Daten zu bestimmen, und gegen die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sieht.

In einer Anhörung im Bundestag hatte der Informatikprofessor Dominique Schröder von der Uni Erlangen-Nürnberg die Frage verneint, ob der damalige Gesetzentwurf den Schutz der sensiblen Daten ausreichend berücksichtige. "Es wird immer von pseudonymisierten und anonymisierten Daten geredet und jeder ist der Meinung, wenn da anonymisiert steht, dass das auch so ist. Aber es gibt viele Beispiele aus der Kryptografie und der IT-Sicherheit, wo wir wunderbar zeigen konnten, wie wir die Daten de-anonymisieren können, das geht wirklich wunderbar", sagte Schröder im Oktober 2019.

Nach Ansicht der GFF müsse es zumindest Menschen mit seltenen oder stigmatisierenden Krankheiten möglich sein, der Verarbeitung ihrer Gesundheitsdaten zu widersprechen. Einer der beiden Kläger, der an der seltenen Bluter-Krankheit leidet, sagte laut GFF: "Für Menschen wie mich mit einer seltenen Erkrankung ist das Risiko sehr hoch, identifiziert zu werden. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass ich bei der Jobsuche diskriminiert werde."

Die zweite Klägerin ist die Sprecherin des Chaos Computer Clubs (CCC), Constanze Kurz. In ihrem Fall hat die GFF gleichzeitig mit dem Eilantrag auch eine Klage in der Hauptsache eingeleitet. "Perspektivisch zielen die Verfahren, die vom Digital Freedom Fund unterstützt werden, auf eine Klärung der Rechtslage durch das Bundesverfassungsgericht und/oder den Europäischen Gerichtshof ab", schreibt die GFF.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Automobil
Keine zwei Minuten, um einen Tesla Model 3 zu hacken

Bei der Hacking-Konferenz Pwn2Own 2023 hat ein Forschungsteam keine zwei Minuten benötigt, um ein Tesla Model 3 zu hacken. Das brachte dem Team jede Menge Geld und einen neuen Tesla ein.

Automobil: Keine zwei Minuten, um einen Tesla Model 3 zu hacken
Artikel
  1. Fiktive Szenarien und Stereotype: AfD nutzt KI-Fotos für propagandistische Zwecke
    Fiktive Szenarien und Stereotype
    AfD nutzt KI-Fotos für propagandistische Zwecke

    Politiker der Alternative für Deutschland (AfD) nutzen realistische KI-Bilder, um Stimmung zu machen. Die Bilder sind kaum von echten Fotos zu unterscheiden.

  2. Italien: Datenschutzbehörde untersagt Betrieb von ChatGPT
    Italien
    Datenschutzbehörde untersagt Betrieb von ChatGPT

    Dem ChatGPT-Entwickler OpenAI könnte eine Millionenstrafe drohen. Die GPDP bemängelt Probleme beim Jugend- und Datenschutz.

  3. Java 20, GPT-4, Typescript, Docker: Neue Java-Version und AI everwhere
    Java 20, GPT-4, Typescript, Docker
    Neue Java-Version und AI everwhere

    Dev-Update Oracle hat Java 20 veröffentlicht. Enthalten sind sieben JEPs aus drei Projekten. Dev-News gab es diesen Monat auch in Sachen Typescript, Docker und KI in Entwicklungsumgebungen.
    Von Dirk Koller

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Crucial SSD 1TB/2TB bis -43% • RAM im Preisrutsch • RTX 4090 erstmals unter 1.700€ • MindStar: iPhone 14 Pro Max 1TB 1.599€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /