Kostenlose Testfahrten: Uber will Passagiere an fahrerlose Autos gewöhnen

Der Fahrdienst-Vermittler Uber testet in Pittsburgh demnächst 100 selbstfahrende Volvos. Das Besondere daran: Normale Passagiere dürfen kostenlos mitfahren.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
Solche Autos sollen künftig Passagiere in Pittsburgh mitnehmen.
Solche Autos sollen künftig Passagiere in Pittsburgh mitnehmen. (Bild: Uber)

Der US-amerikanische Fahrdienst Uber wird demnächst Fahrgäste in Pittsburgh mit selbstfahrenden Autos befördern. Sein Unternehmen wolle die Technik gleich kommerziell einsetzen, sagte Gründer und Chef Travis Kalanick dem Finanzdienst Bloomberg. "Es kann nicht nur um Wissenschaft gehen." Testfahrer sollen die Fahrten beaufsichtigen.

Uber setzt bei dem Projekt in Pittsburgh auf selbstfahrende Autos des schwedischen Herstellers Volvo. Die Unternehmen stecken gemeinsam rund 300 Millionen US-Dollar in das Projekt, wie sie am Donnerstag mitteilten. Volvo, Teil des chinesischen Geely-Konzerns, soll bis Jahresende rund 100 umgebaute SUV des Modells XC90 liefern. Die Autos verfügen über einen auffälligen Laserscanner auf dem Dach, wie er auch für Googles Testautos typisch ist und von deutschen Herstellern bislang abgelehnt wird. Volvo plant ähnliche Tests in China und in Göteborg.

Passagiere dürfen nicht mit Testfahrern sprechen

Dem Bericht zufolge testet Uber bereits eine Handvoll Prototypen in Pittsburgh und erstellt dabei hochpräzise Karten der gesamten Stadt. Die Volvos haben zu diesem Zweck einen wassergekühlten Rechner im Kofferraum. Probleme treten demnach noch beim Überqueren von Brücken auf, da die Autos dort zu wenige Umgebungspunkte haben, um sich zu orientieren. Schon im vergangenen Jahr hatte Uber damit begonnen, autonome Autos in Pittsburgh zu testen und die Stadt zu kartieren. Uber will zudem angeblich eine halbe Milliarde US-Dollar in einen eigenen Kartendienst stecken.

Die Behauptung Kalanicks, die Technik werde "kommerziell" eingesetzt, trifft allerdings nicht wirklich zu. Denn die Fahrten sollen vorerst kostenlos sein. Vorrangiges Ziel scheint es zu sein, die Fahrgäste an fahrerlose Autos zu gewöhnen. Tablets auf der Rückbank sollen den Passagieren erklären, was in dem Wagen vor sich geht. "Das Ziel besteht darin, uns die Anwesenheit von Fahrern im Auto abzugewöhnen. Daher wollen wir nicht, dass die Passagiere mit den Testfahrern sprechen", sagte Ubers Technik-Chef Raffi Krikorian. Neben dem eigentlichen Testfahrer gibt es noch einen Kopiloten, der die Fahrten protokolliert. Kameras zeichnen während der Fahrt das Fahrzeuginnere und die Umgebung auf.

Uber kauft Lkw-Startup Otto

Anders als Firmen wie Google geht Uber extrem offensiv mit den Tests um. Wie viele Passagiere tatsächlich die Möglichkeit haben werden, sich kostenlos durch die Stadt chauffieren zu lassen, ist unklar. Es bleibt dem Zufall überlassen, ob bei der Bestellung eines Uber-Fahrers ein autonomes Testauto angefahren kommt. Wann die rechtlichen und technischen Grundlagen für einen wirklich fahrerlosen Einsatz von Autos in der Stadt geschaffen sein werden, ist ebenfalls nicht sicher. Uber und Volvo wollen im Jahr 2021 so weit sein.

Zudem kauft Uber das Startup Otto, das herkömmliche Lastwagen mit Technik für autonomes Fahren ausstatten will. Zusammen könnten die Unternehmen "das Rückgrat" eines automatisierten Systems zur Güterbeförderung aufbauen, hieß es in einem Blogeintrag von Otto. Die Firma wurde Anfang des Jahres von erfahrenen Experten gegründet, die früher unter anderem bei Google, Apple und Tesla gearbeitet hatten. Dahinter stecke der Plan von Uber, auch ein Logistik-Geschäft mit dem Güter-Transport in selbstfahrenden Lastwagen aufzubauen.

Keine eigenen Autos geplant

Uber und Otto machten keine Angaben zum Kaufpreis. Laut einer informierten Person sollen die Otto-Gründer einen Anteil von einem Prozent an Uber erhalten, schrieb Bloomberg. Das entspricht bei einem geschätzten Firmenwert von 68 Milliarden Euro 680 Millionen US-Dollar. Anthony Lewandowski, früher Chef von Googles Abteilung für autonomes Fahren, solle später die Entwicklung selbstfahrender Autos bei Uber leiten. Der Fahrdienst-Vermittler wolle dann auch zwei weitere Entwicklungszentren eröffnen.

Kalanick betonte, ihm gehe es darum, Google nicht das Feld bei selbstfahrenden Autos zu überlassen. Als Uber erkannt habe, dass Google auch in den Fahrdienst-Bereich vorstoßen werde, "mussten wir dafür sorgen, dass es eine Alternative gibt", sagte er Bloomberg. Ein selbstfahrendes Auto zu entwickeln, sei für den Dienst "existenziell wichtig".

Zugleich wolle Uber nicht zum Autobauer werden, versicherte Kalanick. Auch Google beteuert stets, der Konzern wolle seine Technologie etablierten Herstellern anbieten. Uber hatte für sein Projekt zunächst rund drei Dutzend Forscher der Universität Carnegie Mellon angeheuert, die bei der Entwicklung selbstfahrender Autos sehr stark war. Inzwischen arbeiteten mehrere hundert Experten daran.

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