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Kosten von 15 Milliarden Euro: Mobilfunkfirmen wollen Geld von Google, Netflix und Co.

MWC 2023
Die Mobilfunkbetreiber wollen Google , Netflix und andere Firmen an den Kosten für die Telekommunikationsnetze beteiligen. Diese weigern sich - wenig überraschend.
/ Ingo Pakalski , dpa
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Bei der Frage des Ausbaus von Mobilfunknetzen geht es vor allem um Geld. (Bild: Pixabay)
Bei der Frage des Ausbaus von Mobilfunknetzen geht es vor allem um Geld. Bild: Pixabay

Der Streit zwischen Telekomfirmen und Onlineunternehmen wie Google und Netflix um die Kosten der Netze spitzt sich zu. Europäische Netzbetreiber wollen Plattformen mit hohem Datendurchsatz zur Kasse bitten. Die Onlinefirmen halten dagegen, doch der jüngste Start von EU-Konsultationen gibt der Telekombranche neue Hoffnung. Die Europäische Kommission appelliert an die Parteien, eine "faire" Lösung zu finden, um den teuren Netzausbau zu finanzieren.

Inzwischen steht in dem Konflikt ein konkreter Betrag im Raum: 15 Milliarden Euro. So viel koste es die Netzbetreiber jährlich, das Datenvolumen der fünf größten Onlinedienste umzuschlagen, sagte die Chefin des Telekomunternehmens Orange, Christel Heydemann.

Die Onlinedienste verursachten jeden Tag rund 55 Prozent des Datenverkehrs, betonte sie zum Auftakt des wichtigsten Branchentreffs Mobile World Congress in Barcelona. Die Telekomindustrie habe in den vergangenen zehn Jahren allein in Europa 600 Milliarden Euro in Netze investiert.

Kunden wollen wenig für Mobilfunk zahlen

Aber vielen Mobilfunkfirmen falle es schwer, mit Mobilfunkverträgen Geld zu verdienen. Auch, weil Verbraucher erwarteten, immer weniger zu zahlen. Zudem habe man es teils mit "veralteter" Regulierung des Marktes zu tun. Nur wenn alle Beteiligten dazu beitrügen, ließen sich Netze weiter ohne öffentliche Gelder ausbauen.

Die Onlinefirmen kontern, wegen ihrer Dienste wollten Nutzer überhaupt erst ins Netz. Niemand lege sich eine schnelle Leitung zu, um die Schönheit des Internetrouters zu bewundern, heißt es etwa bei der Youtube-Mutter Google. Internetdienste und Telekomnetzbetreiber hätten unterschiedliche Geschäfte.

Nutzer forderten Inhalte an und Anbieter lieferten sie. Studien zeigten, dass die Kosten der Netzbetreiber nicht in direkter Verbindung mit dem von ihren Kunden angeforderten Datenvolumen stünden. Google gibt zu bedenken, die Onlinebranche habe in eigene Leitungen investiert, auf die auch die Telekomfirmen kostenfrei zurückgreifen könnten. Auch wachse das Datenvolumen langsamer als früher.

Warum zahlen Kunden für hohe Datenraten?

Das Problem in der Zukunft könne nicht zu viel, sondern zu wenig Datenverkehr sein: Warum sollten Verbraucher sich zum Beispiel teurere Glasfaserleitungen anschaffen, wenn es keine Onlinedienste gäbe, die diese Investition rechtfertigten?

Noch bedeckt halten sich die Onlinefirmen dazu, wie sie reagieren könnten, wenn sie tatsächlich Geld an die Telekombranche zahlen müssten. Könnten sie etwa versuchen, die neuen Kosten an Nutzer weiterzureichen - oder mehr Datenverkehr um Europa herumleiten?

Die Netzbetreiber fordern seit Jahren, dass sich Unternehmen wie Google, Netflix, Meta, Apple und Amazon an den Kosten der Netze beteiligten. Die Mobilfunkbranche findet inzwischen mehr Gehör in der Politik als früher. Die EU-Kommission startete Ende Februar 2023 eine öffentliche Konsultation, in der es unter anderem darum geht, wer für die Kosten für den Netzausbau aufkommen solle.

Gespräche auf dem Mobile World Congress

Auf dem Mobile World Congress sprechen viele Beteiligten miteinander. So trifft EU-Kommissar Thierry Breton dort den neuen Co-Chef von Netflix, Greg Peters. Breton sagte in Barcelona, für ihn gehe es um mehr als einen Konflikt zwischen den Interessen von Netzbetreibern und Onlinediensten.

Ziel müsse sein, Europa für den nächsten Vernetzungsschub vorzubereiten und das Potenzial des gemeinsamen EU-Marktes besser zu nutzen. Dafür müsse ein faires Modell zur Finanzierung der "riesigen" Ausbaukosten gefunden werden. Es gehe um den Platz Europas in der Zukunft.

Netzbetreiber bräuchten Geld für neue Technologien

Ein Schlagwort in Barcelona ist 6G - ein Nachfolgestandard für die heutigen schnellen 5G-Datennetze. Zu den Versprechen gehören noch schnellere Datenverbindungen, mehr Kapazität und kürzere Reaktionszeiten zum sicheren Fernsteuern von Maschinen und Autos.

Er sehe das größere Problem beim 6G-Aufbau nicht in der Bewältigung technischer Herausforderungen für die neuen Netze, sondern bei der Finanzierung, sagte der Forschungschef des Netzwerkausrüsters Ericsson, Magnus Frodigh, in Barcelona.

Die Betreiber müssten genug Geld haben, um in neue Technologien zu investieren - parallel zum noch laufenden 5G-Ausbau. "Es gibt das Risiko, dass wir in Europa bei den Investitionen zurückfallen." Da Netze oft Innovationen in anderen Bereichen beschleunigten, könne es schnell schwieriger werden, auch einen kurzen Rückstand aufzuholen.

Große Mobilfunkkonzerne starteten unterdessen diese Woche den Versuch, einen eigenen Draht zu Appentwicklern aufzubauen, die heute auf die Betriebssystemplattformen von Google und Apple angewiesen sind.

Über neue Schnittstellen können Apps einige Funktionen wie die Erkennung der Position direkt mit dem Mobilfunknetz umsetzen. Bei der Initiative Open Gateway sind 21 Netzanbieter dabei, darunter die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica.


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