Kosmologie: Vom Rand des Universums
Unser beobachtbares Universum ist beim Urknall aus einem winzig kleinen und extrem heißen Feuerball entstanden. Ist es also endlich groß? Und kann man am Rand hinausfallen?

Das brandneue James-Webb-Weltraumteleskop hat im Januar 2022 seinen Zielorbit erreicht und wird derzeit auf seine wissenschaftlichen Aufgaben vorbereitet. Dazu gehört die Beobachtung äußerst alter und weit entfernter Objekte, die in einer frühen Entwicklungsphase des Universums relativ kurz nach dem Urknall entstanden sind.
- Kosmologie: Vom Rand des Universums
- Grundkonzept 3: Der Urknall
- Grundkonzept 4: Die Expansion des Raumes
- Ameisen auf dem Gummiband
- Die ganz großen Fragen
Aber wieso können wir Dinge, die sich kurz nach dem Urknall ereignet haben, überhaupt beobachten? Ist das Universum nicht aus einem sehr kleinen, heißen und dichten Feuerball entstanden? Warum hat das Licht dieser uralten Objekte das damals noch vergleichsweise kleine Universum dann nicht längst verlassen? Und kann man das Universum überhaupt verlassen? Was passiert, wenn Licht auf seinen Rand trifft?
Dieser Artikel verfolgt das ambitionierte Ziel, die Frage nach dem Rand des Universums zu klären - und zwar ohne mathematischen Formalismus, aber auch ohne Irreführung durch übertriebene Vereinfachungen.
Die Vorgänge auf kosmischen Größenskalen unterscheiden sich so dramatisch von unserer Intuition aus dem alltäglichen Leben, dass das Thema nicht sinnvoll ohne ein gewisses Maß an physikalischem Kontext behandelt werden kann. Selbst eine scheinbar harmlose Frage wie die nach der Größe des Universums lässt sich auf ganz unterschiedliche Arten interpretieren, wie wir noch sehen werden.
Um uns dem Rand des Universums gedanklich zu nähern, müssen wir daher zunächst vier grundlegende Konzepte verstehen.
Grundkonzept 1: Der Blick in die Vergangenheit
Immer wenn wir in den Weltraum hinausblicken, schauen wir auch gleichzeitig in die Vergangenheit zurück. Die Licht ist zwar mit rund 300.000 Kilometern pro Sekunde buchstäblich blitzschnell, aber seine Geschwindigkeit ist eben doch endlich. Wenn wir zum rund 380.000 Kilometer entfernten Mond aufblicken, sehen wir den Himmelskörper also nicht so, wie er im selben Moment ist, sondern so, wie er vor etwas mehr als einer Sekunde war (PDF).
Normalerweise werden kosmische Distanzen nicht in Kilometern gemessen, sondern in Lichtjahren - also der Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Wenn ein 200 Lichtjahre entfernter Stern vor 200 Jahren explodiert ist, dann kann man also diese Supernova heute von der Erde aus betrachten. Und bei der Beobachtung einer Galaxie in 80 Millionen Lichtjahren Entfernung blicken Astronomen schon in eine Epoche zurück, zu der auf Erden noch Dinosaurier durch die Wälder streiften.
Grundkonzept 2: Der Lichtkegel
Der sogenannte Lichtkegel eines Beobachters bezeichnet alle Punkte in der Raumzeit, von denen aus ein Lichtsignal den Beobachter erreichen könnte oder denen er umgekehrt ein Lichtsignal schicken könnte.
Eine Eruption, die sich vor acht Minuten auf der Sonnenoberfläche ereignet hat, liegt also gerade jetzt auf dem Lichtkegel eines irdischen Beobachters, weil das Licht von der Sonne zur Erde etwa acht Minuten braucht.
Eine fundamentale Eigenschaft von Raum und Zeit ist es, dass sich keine physikalische Wirkung schneller als die Lichtgeschwindigkeit ausbreiten kann. Folglich können wir nur vergangene Ereignisse innerhalb unseres Lichtkegels beobachten und nur zukünftige Ereignisse innerhalb des Lichtkegels beeinflussen. Von Ereignissen außerhalb unseres Lichtkegels können wir hingegen auf keine denkbare Weise Notiz nehmen.
Natürlich bewegt sich unser Lichtkegel zusammen mit uns durch Raum und Zeit. So wäre beispielsweise eine Supernova, die heute zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernt stattfindet, nicht im Lichtkegel der heutigen Erde. Sie wäre aber durchaus im Lichtkegel der zukünftigen Erde des Jahres 2042. Auch ein Ereignis außerhalb unseres Lichtkegels können wir also möglicherweise beobachten, wenn wir lange genug warten und dem Licht Zeit geben, uns zu erreichen. Bei kosmischen Dimensionen ist dies allerdings nicht praktikabel, da die Wartezeit im Bereich von Millionen oder Milliarden von Jahren liegen kann.
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Grundkonzept 3: Der Urknall |
Und woher weisst du dass das nicht aus einem falschen/unvollstaendigen Verstaendnis...
Die Sache hat ein, zwei Haken: zB. dass sich Galaxien, die sich aus unserer Perspektive...
Sehe ich auch so. Gucke und lese Beiträge zu dem Thema auch seit Jahren wöchentlich...
Interessanter Beitrag und vor allem sehr bildhaft für Deppen wie mich beschrieben, vielen...