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Kosmische Hintergrundstrahlung: Nobelpreisträger Penzias im Alter von 90 Jahren gestorben

Der aus Deutschland emigrierte Physiker Arno Penzias wies 1967 die kosmische Hintergrundstrahlung nach, die als Beweis für die Urknalltheorie gilt.
/ Werner Pluta
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Arno Penzias (1997): Nobelpreis bekommen für etwas, das er loswerden wollte. (Bild: Reuters)
Arno Penzias (1997): Nobelpreis bekommen für etwas, das er loswerden wollte. Bild: Reuters

Im Anfang war - der Knall, und seither dehnt sich das Universum aus. Der Überrest des Urknalls ist die kosmische Hintergrundstrahlung, deren Nachweis 1978 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde. Der Preisträger Arno Penzias ist nun im Alter von 90 Jahren gestorben.

Die preiswürdige Entdeckung war dabei ein Zufall: "Die meisten Leute bekommen den Nobelpreis für Dinge, nach denen sie gesucht haben. Wir haben ihn für etwas bekommen, das wir loswerden wollten" , sagte Penzias.

Penzias kam 1961 zu den Bell Laboratories von AT&T in Holmdel im US-Bundesstaat New Jersey. Dort wollte er mit der Hornantenne die Strahlung energiereicher Elektronen messen. Die Antenne war für die Kommunikation mit den Telstar-Satelliten(öffnet im neuen Fenster) entwickelt worden, wurde dafür aber nicht mehr genutzt.

Woher stammt das störende Rauschen?

Bei den Messungen fiel Penzias und Wilson jedoch ein störendes Hintergrundrauschen auf, das aus allen Richtungen zu kommen schien und das sie sich nicht erklären konnten. Sie hielten das Funkrauschen von New York, die Strahlung der Atomwaffentests im Pazifik und sogar Taubenkot für die Ursache.

Die Antwort brachte ein Telefonat mit Robert Henry Dicke. Der Astrophysiker von der Princeton University wollte selbst mit seiner Arbeitsgruppe die Hintergrundstrahlung nachweisen, die der Physiker George Gamow 1948 vorhergesagt hatte. 1967 veröffentlichten Penzias und Wilson einen Aufsatz in der Fachzeitschrift Science(öffnet im neuen Fenster) über ihre Entdeckung, die ihnen 1978 den Nobelpreis bescherte. Sie teilten ihn sich mit Pjotr Leonidowitsch Kapiza, der für seine Arbeit zur Tieftemperaturphysik ausgezeichnet wurde.

Die Entdeckung führte zu einem Wandel in der Theorie über das Universum. Bis dahin vertrat ein nicht unerheblicher Teil der Wissenschaftler die Steady-State-Theorie(öffnet im neuen Fenster) , die von einer eher statischen, zeitlosen Ausdehnung ausging. Das änderte sich durch die Entdeckung von Penzias und Wilson: Heute ist der Urknall die allgemein anerkannte Erklärung für den Ursprung und die Entwicklung des Universums.

Penzias wurde in München geboren

Penzias wurde 26. April 1933 in München geboren. Als die Situation für die jüdische Familie in Nazideutschland zunehmend unerträglich wurde, schickten die Eltern im Frühjahr 1939 Arno und seinen jüngeren Bruder Gunther mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Im Dezember 1939 kamen die Eltern nach. 1940 emigrierte die Familie in die USA und ließ sich in New York nieder.

Penzias besuchte die Brooklyn Technical High School und schrieb sich danach am City College of New York zunächst für Chemie ein, wechselte dann aber in die Physik. Er machte 1954 seinen Bachelor-Abschluss und ging anschließend zwei Jahre als Funkoffizier zum Militär. 1956 begann er ein Master-Studium an der Columbia University, das er 1958 abschloss. 1962 erhielt er den Doktortitel in Physik.

Neben dem Nobelpreis in Physik erhielt Penzias weitere diverse weitere Ehrungen, auch in Deutschland: So wurde 2019 in Nürnberg ein 3-Meter-Radioteleskop nach ihm benannt.

Penzias starb am 22. Januar 2024 an Komplikationen der Alzheimer-Krankheit. Er wurde 90 Jahre alt.


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