Kontrollverlust: Experte warnt vor Sex in automatisierten Autos

Die autonomen Autos sollen dem Fahrer erlauben, bislang verbotene Tätigkeiten während der Fahrt auszuüben. Das könnte ganz schön gefährlich werden, glaubt ein kanadischer Regierungsberater.

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Verliebtsein kann die Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr ablenken.
Verliebtsein kann die Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr ablenken. (Bild: Cleland Rimmer/Evening Standard/Getty Images)

Ein Vorteil der autonomen Autos besteht eigentlich darin, dem Fahrer während der Fahrt neue Tätigkeiten zu ermöglichen. Kanadische Experten warnen aber nun davor, dass dazu eine Beschäftigung gehören könnte, die ein Eingreifen des Fahrers in Notsituationen ziemlich erschweren würde. "Ich gehe davon aus, dass es viel mehr Sex in Autos geben wird, wenn die Computer erst einmal das Fahren übernehmen", sagte Barrie Kirk vom kanadischen Kompetenzzentrum für Automatisiertes Fahren laut einem Bericht des Senders CBC. Kirk fügte hinzu: "Das gehört zu den verschiedenen Dingen, die die Leute machen und daran hindern werden, schnell zu reagieren, wenn der Computer zum Menschen sagt: 'bitte übernehmen'."

Laut CBC beschäftigt sich die kanadische Regierung mit der Frage, wie das automatisierte und autonome Fragen gesetzlich geregelt werden kann. Dazu hätten verschiedene Bundesbeamte ihre Bedenken gegenüber Verkehrsminister Marc Garneau geäußert. "Das Thema des aufmerksamen Fahrers ist ... problematisch", heiße es in einer Bemerkung. "Fahrer neigen dazu, die automatisierten Fähigkeiten zu überschätzen und werden sich naturgemäß nicht mehr auf die Straße konzentrieren, wenn sie den Autopiloten einschalten." Die kanadische Nachrichtenagentur The Canadian Press hatte die Unterlagen unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz erhalten.

Grundsatzstreit über Rolle des Fahrers

Eine vergleichbare Debatte wie in Kanada wird derzeit in den USA geführt. Der Suchmaschinenkonzern Google drängt gerade deshalb auf die Zulassung völlig autonomer und lenkradloser Autos, weil Experimente gezeigt haben sollen, dass Autofahrer nicht gut in der Lage sind, teil- und automatisierte Fahrzeuge zu überwachen und in Notsituationen schnell einzugreifen. Die Autoindustrie, darunter auch die deutschen Oberklassehersteller, setzen hingegen auf eine evolutionäre Entwicklung. Die Autos sollen dabei Schritt für Schritt immer mehr Funktionen übernehmen. Dass solche Funktionen durchaus problematisch sind, hat der Test des Lenkpiloten in der neuen E-Klasse von Mercedes-Benz gezeigt. Der Elektroautohersteller Tesla hat die Funktionen seines Autopiloten wieder teilweise deaktiviert, weil Fahrer sie in unangemessenen Situationen nutzten.

Die nächste Etappe auf diesem evolutionärem Weg stellen sogenannte hochautomatisierte Fahrzeuge dar. Bei einer Funktion wie dem Autobahn- oder Staupiloten muss der Fahrer in der Lage sein, innerhalb einiger Sekunden das Fahrzeug zu übernehmen. Bei einer mehrstündigen Autobahnfahrt könnte es allerdings durchaus passieren, dass die Fahrer nicht nur aus dem Fenster schauen oder ein Buch lesen. Nach Ansicht von Kirk ist es leichter gesagt als getan, in einer abgelenkten Situation wieder die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen: "Die Leute werden nicht in der Lage sein, rechtzeitig zu reagieren."

Sex im Auto nicht generell strafbar

Dem Bericht zufolge erwägt die kanadische Regierung, einen Notfallmechanismus für die Fahrzeuge vorzuschreiben. Dieser solle in Situationen eingreifen, in denen der Fahrer nicht zur Verfügung stehe. Dies würde laut Definition bereits einem vollautomatisierten Fahrzeug entsprechen. In einem speziellen Anwendungsfall soll demnach kein Fahrer mehr erforderlich sein.

Die kanadischen Sicherheitsvorschriften für Fahrzeuge verbieten laut CBC nicht das führerlose Fahren im Land. Inwieweit das zutrifft, ist unklar. Schließlich hat Kanada im Jahr 1970 das Genfer Übereinkommen über den Straßenverkehr unterzeichnet, das weiterhin einen Fahrzeugführer voraussetzt.

Wer Sex im Auto hat, macht sich nach Angaben von Juristen in Deutschland nur dann nicht strafbar, wenn er Vorkehrungen getroffen hat, um nicht beobachtet zu werden. Ob dies im dichten deutschen Straßenverkehr möglich ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Einsamkeit der kanadischen Straßen hat die Fantasie von Barrie Kirk wohl etwas beflügelt.

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