Warnung erfolgt sehr unzuverlässig
Angenommen, an einer Veranstaltung nehmen 100 Personen teil, von denen 99 über die Corona-Warn-App den QR-Code einscannen. Wenn sich herausstellt, dass diese eine Person infiziert war, die nicht die Corona-App genutzt hat, können die 99 App-Nutzer überhaupt nicht gewarnt werden.
Aber selbst in dem Fall, dass ein Infizierter sich mit der Corona-App registriert hat, ist die Warnung der anderen App-Nutzer ungewiss. Denn die bisherigen Nutzungsdaten der App zeigen, dass nur sechs von zehn Infizierten tatsächlich ihre Schlüssel hochladen. Diese Quote ist viel zu niedrig, um eine zuverlässige Warnung zu ermöglichen.
Damit unterscheidet sich die Corona-Warn-App in diesem Punkt stark von Crowdnotifier. Denn dieses Konzept (PDF) sieht vor, dass Veranstalter und Gesundheitsbehörden gemeinsam dafür verantwortlich sind, die Schlüssel hochzuladen, wenn bei einem Teilnehmer eine Infektion festgestellt wurde. Damit können alle App-Nutzer unabhängig davon gewarnt werden, ob ein Infizierter überhaupt die App verwendet oder seine Daten hochlädt.
Die konkrete Umsetzung der App bedeutet im Grunde, dass sie keine Alternative zu Listen oder anderen Programmen wie der Luca-App ist. Da hilft es auch wenig, dass die Corona-App und die Luca-App untereinander kompatibel sind. Laut SAP werden die erforderlichen Informationen der Corona-App in den QR-Code der Luca-App integriert und in einem definierten Schema abgespeichert.
Gesetzliche Regelungen gefordert
Da die Warnung über die Corona-App so unsicher ist, bleibt Veranstaltern und Teilnehmern aber nichts anders übrig, als zusätzliche Systeme zu verwenden. Dies ist ohnehin nach den Corona-Verordnungen der Bundesländer noch erforderlich. Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen erlauben derzeit eine digitale Datenerfassung nur als "zusätzliche" Möglichkeit, in Mecklenburg-Vorpommern heißt es: "Die verpflichtende Dokumentation zur Kontaktnachverfolgung soll in elektronischer Form landeseinheitlich mittels der Luca-App erfolgen."
Da die Bundesregierung bei der Corona-App bislang auf das Prinzip Freiwilligkeit setzt, dürfte eine verpflichtende Nutzung bei Veranstaltungen auf scharfe Kritik stoßen. Datenschützer fordern daher gesetzliche Regelungen für den Einsatz von Apps zur Kontaktnachverfolgung.
Völlig nutzlos muss die Cluster-Erkennung bei der Corona-App jedoch nicht sein. Nutzer können zumindest darauf hoffen, dass ein Infizierter ebenfalls die App genutzt hat und dann auch tatsächlich seine Daten hochlädt. Dann könnten sie möglicherweise schneller gewarnt werden, als dies über den telefonischen Kontakt über die Gesundheitsämter erfolgt. Darauf verlassen sollte man sich aber besser nicht.
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Kontaktnachverfolgung: Warum die Cluster-Erkennung der Corona-App wenig bringt |
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Da gebe ich dir durchaus recht. Aber du sagst auch, dass eine Pandemie keine...
Oh, sorry, habe wohl den Zwischensatz "Momentan funktioniert es so:" überlesen.
Wenn das Event nur von infizierten CWA-Nutzern gemeldet werden kann, dann ist die CWA...
Interessant zu wissen. Zum crowdnitifier gibt es ja ein white paper, ich meine das war...