Kommunikation im Krieg: Was wir von den Menschen in der Ukraine lernen können

Inhalt
- Kommunikation im Krieg: Was wir von den Menschen in der Ukraine lernen können
- Dezentrale Energieversorgung mit Powerbanks, Microgrids, Generatoren
- Kommunikationsstrategien und -technologien: Hightech trifft Altbewährtes
- Unzählige Ideen und Initiativen aus der Bevölkerung
- Lessons Learned: Redundanz und Resilienz in der Krise
- Abhängigkeit von einzelnen Konzernen kann zum Problem werden
- Kommunikationsinfrastruktur als Schlüsselfaktor
Der späte Nachmittag senkt sich über eine Wohnsiedlung in Kyjiw, doch die Fenster bleiben dunkel. Wieder einmal ein großflächiger Stromausfall. Im Schein einiger Kerzen versammelt sich eine Familie um ein batteriebetriebenes Radio, um die Nachrichten des Tages zu hören.
Nebenan hat jemand einen Generator angeworfen: An einem Verlängerungskabel hängen Dutzende Mehrfachsteckdosen, an denen Passantinnen und Passanten ihre Handys aufladen, um wenigstens kurz mit Verwandten zu telefonieren oder aktuelle Infos aufs Display zu bekommen(öffnet im neuen Fenster) .
Solche Szenen sind in der Ukraine allgegenwärtig, insbesondere in den dunkleren Jahreszeiten. Wenn Raketen die Netze lahmlegen, ist Kommunikation eine Überlebensinfrastruktur. In diesen Momenten zeigt sich, dass funktionierende Kommunikationswege in Kriegszeiten ebenso wichtig sind wie Strom, Wärme oder Wasser.
In der Ukraine haben sich verschiedene Strategien und Technologien etabliert und bewährt, damit ein Land und seine Bevölkerung die Kommunikationsfähigkeit trotz Angriffen nicht verliert.
Die russische Invasion in der Ukraine macht deutlich, wie moderne Kriegsführung auf kritische Infrastruktur abzielt. Seit Oktober 2022 attackiert Russland systematisch das ukrainische Stromnetz, mit dramatischen Folgen. Über 50 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur hat Schäden erlitten oder ist zerstört, was zu den größten Blackouts der Landesgeschichte führte.
Krieg gegen Infrastruktur
Zeitweise hatten manche Regionen nur wenige Stunden am Tag Elektrizität, Heizung oder Internet(öffnet im neuen Fenster) . Die Ukraine war vor dem Krieg stark von Mobilfunk und Internet abhängig. Wenn nun der Strom fehlt, fallen oft auch Handynetze und WLAN aus. Am 23. November 2022 etwa brach der Internetverkehr nach massiven Raketenangriffen auf nur noch 35 Prozent des üblichen Niveaus ein – ein immenses Problem für die moderne Kommunikation über das Internet.
Neben physischen Angriffen läuft ein digitaler Schattenkrieg. Schon 2015 hatte Russland mit Cyberattacken Teile des ukrainischen Stromnetzes lahmgelegt(öffnet im neuen Fenster) , im aktuellen Krieg vergeht kaum ein Monat ohne Hackerangriffe auf Telekom-Anbieter oder Behörden. Im Dezember 2023 etwa legte ein Cyberangriff das Netz des größten Mobilfunkproviders Kyivstar lahm, Millionen Menschen standen plötzlich ohne Handyempfang da. Aus Sicherheitsgründen schaltete der Betreiber sein System zeitweise komplett ab, da Hacker offenbar ins Kernnetz eingedrungen waren(öffnet im neuen Fenster) . Selbst Luftalarmsysteme fielen lokal aus, weil ihre Verbindung über das Mobilfunknetz lief, was die Behörden dazu veranlasste, dort per Lautsprecher vor Raketenangriffen zu warnen.
Medien-Blackout in besetzten Gebieten
Diese Vorfälle zeigen die Bandbreite der Bedrohung. Der Gegner versucht, Kommunikation durch Bomben, Abschaltung und Propaganda zu unterbrechen. In besetzten Gebieten errichteten russische Stellen gar einen Medien-Blackout: Ukrainische Sender wurden abgeschaltet, Internetverkehr auf russische Provider umgeleitet und SIM-Karten mit russischer Vorwahl verteilt, um Kontrolle über den Informationsfluss zu erlangen(öffnet im neuen Fenster) .
Kommunikationsmittel wurden damit zum Schlachtfeld. Die Ukraine musste kreative Wege finden, um diese Lebensader zu erhalten.



