Lessons Learned: Redundanz und Resilienz in der Krise
Aus den ukrainischen Erfahrungen lassen sich universelle Lehren für Krisenszenarien ableiten. Eine zentrale Erkenntnis ist die Bedeutung von Redundanz. Je vielfältiger die Kommunikationswege, desto schwerer ist ein Land komplett stummzuschalten.
In der Ukraine hat die Kombination aus High- und Low-Tech den Ausschlag gegeben. Hybridlösungen erhöhen die Sicherheit, zum Beispiel lassen sich Mobiltelefone so entwickeln, dass sie nahtlos auf direkte Mesh-Netzwerke oder Satellit umschalten, wenn kein Netz verfügbar ist.
Für andere Länder und Städte bedeutet das, dass der Notfall- und Katastrophenschutz nicht nur auf Highspeed-Netze setzt, sondern auch analoge Systeme vorhalten sollte. In vielen westlichen Staaten empfehlen Behörden der Bevölkerung mittlerweile wieder, Kurbelradios und Solarladegeräte für den Notfall zu beschaffen, eine direkte Parallele zu ukrainischen Empfehlungen.
Weiter zeigt sich die Stärke dezentraler Strukturen. Was im Krieg die Microgrids und lokalen Starlink-Hotspots sind, können bei Naturkatastrophen oder politischen Unruhen zum Beispiel Satellitentelefone, Amateurfunk-Clubs und lokale Informationszentren sein. Wenn zentrale Knoten ausfallen, halten lokale Netze oder unabhängige Geräte zumindest eine Grundkommunikation aufrecht. Nach dem verheerenden Hurrikan Maria 2017 auf Puerto Rico sprangen beispielsweise Amateurfunker wochenlang ein, um isolierte Gemeinden mit dem Rest der Welt zu verbinden, als das Handynetz ausgefallen war.
Flexibilität ist eine weitere Lektion. Krisen erfordern Improvisation und schnelle Anpassung. In der Ukraine verschmolzen zivile und staatliche Stellen zu einem lernenden System, das neue Lösungen testete, anpasste und breit ausrollte. Für andere Szenarien, seien es Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Blackouts durch Cyberangriffe, bedeutet das, dass Pläne allein nicht reichen.
Netzwerk aus Menschen mit Know-how
Wichtig ist ein Netzwerk aus Menschen mit Know-how wie Techniker, Funkamateure und die Zivilgesellschaft, die im Ernstfall unbürokratisch handeln dürfen. Hier zahlt es sich auch aus, in Friedenszeiten Übungen durchzuführen, in denen man zum Beispiel einen kompletten Strom- und Internetausfall simuliert.
Japan etwa integriert nach seinen Erdbebenerfahrungen regelmäßig Low-Tech-Kommunikation in Katastrophendrills, Deutschland debattiert seit dem Beginn des Ukrainekrieges über die Einrichtung eines Krisen-Rundfunks und besserer Notstromversorgung für Telekommunikation(öffnet im neuen Fenster) . Die Diversität der Kommunikationskanäle, vom Stadtsirenen-Test bis zur Satelliten-SMS, ist ein neuer Maßstab der Vorbereitung.



