Wir sprechen Deutsch und doch nicht dieselbe Sprache
Manchmal sind auch wir in der IT interner Kunde und wissen nicht, wie wir unseren Wunsch erfüllt bekommen. Daher sollte ein Eigeninteresse an IT-fremden Themen im Unternehmenskontext entwickelt werden. In einem Gespräch ist mir die folgende Geschichte zu Ohren gekommen.
Das Controlling wollte die Investition einer zweiten Firewall in einem Active-Passive-Cluster nicht akzeptieren. Die Begründung: Die Firma würde damit Geld für etwas zahlen, das nichts tut (zumindest, bis die erste aktive Firewall ausfällt). Deswegen werde die zweite Firewall nur gekauft, wenn sie als aktive Firewall konfiguriert werde. Technisch ergab jedoch der Einsatz eines Active-Active-Clusters keinen Sinn, da es im Firewall-Bereich sehr anfällig und damit nicht zur Sicherung der Ausfallsicherheit an einem Standort geeignet ist. Dies musste nun dem Controlling erklärt werden.
Statt erfolglos über den Technik-Port mit dem Controlling-Port zu kommunizieren, könnte die technische Seite hier überlegen, wie sie die Sache in der Sprache des Controllings überzeugend darstellt. Ein Lösungsvorschlag: die passive Firewall dem Controlling als eine Art Ausfallversicherung erklären.
Denn das Controlling überblickt viele unterschiedliche Rechnungen, darunter sicher auch einige für Versicherungen, die ein Unternehmen abschließt, um sich vor eventuellen Schäden und Ausfällen finanziell zu schützen. Dafür wird auch Geld ausgegeben, ohne dass es aktiv am Umsatz beteiligt ist.
Die technische Seite könnte dem Controlling auch aufzeigen, wer alles davon betroffen wäre, wenn es zu einem Ausfall käme. Betrachtet man die zweite Firewall als Versicherung, kann das Controlling eigentlich nicht mehr absagen – oder es kann in Zukunft analog auch gleich die Versicherungskosten sparen.
Übung macht den Meister
Natürlich ist damit nicht gesagt, dass dem Controlling kein weiterer, kreativer Absagegrund einfällt, um weiterhin die Kontrolle über die finanziellen Ausgaben zu behalten. Man möchte also gut auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet sein.
Deswegen ist es so wichtig, dass ITler sich nicht nur untereinander austauschen, sondern auch mit Personen in ein Gespräch kommen, bei dem beide Gesprächsteilnehmer das Themengebiet und die Ziele des jeweils anderen (noch) nicht verstehen. Das kostet Zeit und verlangt eine große Portion Überwindung. Überwindung, die Person überhaupt anzusprechen. Überwindung, ohne Vorbehalte gegenüber Person oder Thema ins Gespräch zu gehen. Überwindung, sich ein womöglich langweiliges Thema anzuhören.
Man muss nicht alle Interessen des Gegenübers teilen. Dennoch sehe ich eine Möglichkeit, die Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Themen aufzuzeigen und dabei die inhaltliche Sprache des anderen zu lernen. Man übersetzt sein technisches Verständnis in die Konzepte und Prozesse des Controllings. Anfangs wird es etwas holprig sein. Doch mit viel Übung ist es möglich, die Missverständnisse und die daraus entstehende Verzweiflung zu minimieren.
Fachexperten sind auch Führungskräfte
Natürlich muss nicht alles wie in den Beispielen 1:1 umgesetzt werden. Kommunikation ist Teil der Kultur, auch in Unternehmen, und diese beeinflusst die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren. Wichtig ist, dass kommuniziert wird und die Nachricht verständlich auf allen Seiten eines Gesprächs ankommt.
Diese Kompetenzen sollten auch IT-Fachkräfte in Weiterbildungen erwerben. Letztlich werden diejenigen als Führungskraft wahrgenommen, die sich kommunikativ entsprechend positionieren. In diesem Kontext sind auch die Fachexperten als Führungskräfte zu verstehen, denn ihr Wissen und ihre Erfahrung überzeugt andere, sie als positives Beispiel wahrzunehmen und ihrem Ratschlag zu folgen.
Ein mürrisch wirkender Experte wird trotz seines Wissens selten um Rat gebeten und somit bleibt das Wissen dauerhaft auf diesem Paar Schultern hängen. Wenn also ein Teamleiter unzufrieden ist, dass bestimmte Themen nicht angesprochen oder Erfahrungen weitergegeben werden, sollte über ein Kommunikationstraining für einzelne Kollegen oder das ganze Team nachgedacht werden. Wir ITler haben es teilweise bitter nötig und wir wissen es nicht einmal, weil es uns selten jemand sagt.
Seit einer Dekade gehört Mustererkennung zum Arbeitsalltag des IT-Sicherheitsspezialisten Andreas Hamm als IT-Sicherheitsspezialist. Privat interessiert er sich dafür, die Muster anderer Menschen zu entdecken und einen geeigneten Umgang mit seinen Mitmenschen zu entwickeln.
Weitere Informationen zum Thema Kommunikation gibt es hier in unserem Karriere-Ratgeber
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