Den Standby-Modus überlisten
Doch die Schaltung ist leider immer noch nicht fertig, wie sich im Betrieb herausstellt. Denn die Anlage wechselt automatisch in den Standby-Modus, wenn nach dem Ende einer CD 15 Minuten lang keine Taste betätigt wird. Zwar springt die Anlage nach ein, zwei Sekunden wieder an, weil sie bemerkt, dass das nicht mehr vorhandene CD-Schubfach offen steht. Doch diese Unterbrechung stört natürlich im Betrieb. Daher verbinden wir das Kabel, mit dem die Schubfachtaste angeschlossen war, mit einem weiteren Relais. Dieses simuliert über ein Python-Skript rechtzeitig einen Tastendruck, so dass die Anlage sich nicht mehr abschaltet.
Auch für den Schlupfaugenschalter findet sich noch eine Verwendung: Denn der Grafiktreiber des Raspberry Pi ist nicht in der Lage, zwei Videoausgänge gleichzeitig zu versorgen. Um das Videosignal über HDMI an den Fernseher auszugeben, ist es daher erforderlich, die Stromversorgung des Touchdisplays vor dem Booten zu unterbrechen. Ein Wechsel der Anzeigen im laufenden Betrieb ist nicht möglich. Zu guter Letzt bauen wir noch eine kleine LED in die Frontseite ein, um bestimmte Funktionen anzeigen zu können.
Touchdisplay gewöhnungsbedürftig
Am Ende ist aus dem alten Diesel-Polo zwar kein Tesla Model S geworden, doch alle von uns gestellten Anforderungen an einen Netzwerk-Receiver werden erfüllt - sogar das Aufwecken des NAS. Das 7-Zoll-Touchdisplay ist mit einer Auflösung von 800 mal 480 Pixeln zwar nicht besonders groß, doch für die Auswahl von Musikdateien und Radiosendern völlig ausreichend. Allerdings erfordert es etwa Übung, sich durch lange Dateilisten zu scrollen und die gewünschte Zeile zu treffen. Häufig genutzte Ordner und Sender lassen sich aber als Favoriten ablegen. Das ist auch ein Vorteil gegenüber den getesteten Netzwerk-Receivern.
Für die Anzeige von Videos auf dem Fernseher ist natürlich eine App oder eine Fernbedienung erforderlich. Für unsere Zwecke reichte die kostenlose App Kore völlig aus. Diese wird über das Netzwerk mit Kodi verbunden. Bei den Fernbedienungen gibt es eine große Auswahl, wie dieser Test eines Nutzers zeigt.
Verglichen mit den getesteten Receivern hat die Eigenbau-Variante allerdings den Nachteil, dass das System nicht direkt auf Knopfdruck zur Verfügung steht. Das Booten über Noobs dauert 40 Sekunden, über ein reines Librelec immer noch 20 Sekunken. Daher ist das Dual-Boot-System für den Zweck am Ende doch nicht sinnvoll. Der Vorteil des herausnehmenbaren Displays: Man kann die Micro-SD-Karte am Raspberry tauschen, ohne das Gehäuse zu öffnen.
Hardware-Kosten von 180 Euro
Die Kosten für die Hardware belaufen sich auf etwa 190 Euro. Das Touchdisplay schlägt mit 70 Euro am stärksten zu Buche. Die Hifiberry DAC+ Pro mit zwei Ultra-Low-Jitter-Taktgeneratoren kostet direkt beim Hersteller inklusive Versand eigentlich knapp 40 Euro. Doch bei der Einfuhr aus der Schweiz fallen noch zusätzliche Kosten von fast 14 Euro für die Einfuhrumsatzsteuer und eine Auslagenpauschale an. Der Raspberry Pi 3 kostet derzeit etwas mehr als 30 Euro, das Netzteil etwa 10 Euro. Hinzu kommen einige Kleinteile für die Schaltung.
Zugegeben: Die Bastelei ist nicht an ein bis zwei Abenden zu erledigen. Um den Aufwand zu reduzieren, ließe sich allerdings auf den Ein-Aus-Schalter verzichten. Dann würde der Raspberry immer starten, wenn Netzspannung an der Anlage anliegt. Ausschalten ließe sich der Bastelcomputer dann nur über Kodi. Allerdings werden die beiden Platinen und das Display dann nicht von der Stromversorgung getrennt. Das Relais für die Standby-Überlistung ist ebenfalls verzichtbar, wenn der Ausgang der Soundkarte beispielsweise mit dem Tuner oder dem AUX-Eingang verbunden wird. Bei der Ausgabe über Bluetooth und HDMI tritt der Effekt ohnehin nicht auf.
Bleibt zu hoffen, dass der Diesel-Polo mit der Hardwarenachrüstung noch einige weitere Jahre seinen Dienst tut und nicht stillgelegt werden muss. Zur Not ist unter der Haube noch viel Platz - da passen noch einige Platinen rein.
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Ein-Aus-Schalter im Eigenbau |
Sehe ich auch so. Habe beide vor einigen Wochen für ein sehr ähnliches Projekt (https...
Was übrigens auch geht ist die nicht mehr benötigten Buttons des CD Players am Gehäuse...
Habe kürzlich etwas ähnliches gemacht, allerdings nicht in eine Kompaktanlage integriert...
Ich kann die Nostalgie verstehen aber man gibt ja nicht gleich sein Menschsein auf, nur...