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Klimawandel: China soll ein Abhörnetz in der Arktis aufbauen

Die Sensoren sollen die Auswirkungen des Klimawandel in der Nordpolregion erfassen. Das System hat aber auch eine geopolitische Bedeutung.
/ Werner Pluta
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Der chinesische Eisbrecher Xue Long war bei dem Test im Einsatz. (Bild: Oriental Image via Reuters Connect)
Der chinesische Eisbrecher Xue Long war bei dem Test im Einsatz. Bild: Oriental Image via Reuters Connect

China plant, ein großes Netz von Abhörgeräten im arktischen Ozean zu installieren. Das chinesische Polarforschungsinstitut hat ein solches Gerät bereits erfolgreich getestet.

Das akustische Überwachungssystem sei bereits vor zwei Jahren auf einem kleinen Eisberg installiert worden, berichtet die Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) und beruft sich auf einen kürzlich erschienenen Aufsatz in der Fachzeitschrift Chinese Journal of Polar Research. Danach ist das System mit mehreren Instrumenten ausgestattet, darunter ein Vektorhydrophon, das Schallwellen aus verschiedenen Richtungen messen kann.

Mit diesem System lassen sich beispielsweise Wale oder Robben aufspüren und beobachten. Zudem erfassen die Sensoren auch horizontale und vertikale Schwingungen von Wasserpartikeln. Das lässt Rückschlüsse auf Strömungen, Wellen oder den Meeresboden zu.

Hydrophone erfassen Schiffsgeräusche

Während eins dreimonatigen Testzeitraums hat das Hydrophon auch laute, niederfrequente Geräusche aufgespürt, die auf Aktivitäten wie Öl- und Gasförderung zurückzuführen sein könnten. Um Energie zu sparen, wurden die Sensoren nur alle zwei Stunden aktiviert.

Die Daten wurden dann per Satellit nach China übertragen. Bei dem Test nutzten die Forscher die Konstellation des US-Anbieters Iridium, dessen Satelliten auf polaren Umlaufbahnen um die Erde kreisen. Später soll die Kommunikation über die chinesischen Beidou-Satelliten abgewickelt werden.

Durchgeführt wurde der Test von dem in Schanghai ansässige Polar Research Institute of China(öffnet im neuen Fenster) . Der Test sei zufriedenstellend verlaufen, heißt es in dem Aufsatz. Die eingesetzte Hardware habe die Erwartungen der Konstrukteure übertroffen und könne für den Aufbau des Umweltüberwachungsnetzes eingesetzt werden. Für einen Langzeiteinsatz muss ein solches Gerät beispielsweise mit einem Akku ausgestattet sein, der genug Energie liefert, um die Sensoren und die Kommunikationssysteme zu betreiben und der dabei den niedrigen Temperaturen trotzt.

Die Polkappe schmilzt

Das Institut begründet den Aufbau des Überwachungssystems mit wissenschaftlichem Interesse: Die Arktis sei eine der Regionen, wo sich der Klimawandel am stärksten bemerkbar mache. Dadurch bekommt die Region aber auch politische und wirtschaftliche Bedeutung. Das Abschmelzen der Polkappe eröffnet viel Schifffahrtsrouten von Asien nach Europa durch die Nordost- oder die Nordwestpassage.

Die Arktis-Anrainer USA und Russland kritisieren die chinesischen Pläne. Mit den Abhörsystemen lassen sich nicht nur Wale aufspüren und Wellenbewegungen erfassen, sondern auch U-Boote, die unter der Polkappe durchtauchen.

Ob das polare Abhörnetz bereits aufgebaut wird, wann es einsatzbereit und wie groß es sein wird, ist laut der South China Morning Post unbekannt. Auf Anfragen der Zeitung habe das Polarforschungsinstitut nicht geantwortet.


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