Klimaschutz: Wasserstoff statt Erdgas zum Heizen

Holzwickede wird zum Vorreiter bei der Energiewende. In der Gemeinde bei Dortmund fließt erstmals 100 Prozent grün zertifizierter Wasserstoff (H2) durch eine Leitung der öffentlichen Erdgasversorgung. Der Dortmunder Netzbetreiber Westnetz, Tochter der Essener Westenergie, hat dazu einen Teil des Erdgasnetzes für den Transport von H2 umgerüstet.
Drei Unternehmen erzeugen damit einen Teil der benötigten Raumwärme oder decken den gesamten Bedarf ab. Das deutschlandweit einmalige Forschungs- und Entwicklungsprojekt H2HoWi wird vom Deutschen Brennstoffinstitut Freiberg begleitet und schafft wichtige Voraussetzungen für das Gelingen der Energiewende vor Ort.
200 Kilometer lange Pipeline
Den Wasserstoff liefert Air Liquide, ein französischer Gasspezialist, der im Rhein-Ruhr-Raum eine rund 200 Kilometer lange Pipeline betreibt, die speziell für den Transport von Wasserstoff ausgelegt ist. Nach Auskunft des Unternehmens speisen mehrere Wasserstoffhersteller ein, die unterschiedliche Produktionsverfahren haben. Meist ist es grauer Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Das dabei anfallende Kohlenstoffdioxid (CO2) wird teilweise abgespalten und von Chemieunternehmen verwertet.
Streng genommen bekommen die Unternehmen in Holzwickede also keinen grünen Wasserstoff. Allerdings betreibt Air Liquide in Dänemark einen Elektrolyseur, der - emissionsfrei versorgt mit Ökostrom - Wasserstoff erzeugt. Dieser wird ortsnah verwendet, aber offenbar gegengerechnet mit dem Wasserstoff, den die in Holzwickede angesiedelten Unternehmen technotrans, Fritz Ostermann und Gatter 3 Technik beziehen.
Geruchsstoff sorgt für Sicherheit
Der Wasserstoff, der eine Reinheit von 99,9 Prozent hat, wird bei einem Druck von maximal 40 bar in einem zentralen Tank gespeichert. Darin befindet sich ein Sensor, der den Füllstand online direkt an den Gaslieferanten meldet, so dass dieser postwendend für Nachschub sorgt, wenn es nötig ist. Wie Erdgas ist Wasserstoff geruchslos. Damit ein Leck in den Leitungen schnell bemerkt werden kann, wird dem Gas am Ausgang der Anlage ein charakteristischer Geruchsstoff zugesetzt.
Neben der Umstellung der Erdgasleitung waren auch Anpassungen bei den drei beteiligten Kunden erforderlich. Bisher auf dem Markt erhältliche Erdgas-Brennwertgeräte können reinen Wasserstoff nicht verbrennen. Daher wurden bei den drei Unternehmen neu entwickelte wasserstofftaugliche Brennwertgeräte installiert. Diese haben eine Leistung von jeweils 24 Kilowatt und verbrennen Wasserstoff nahezu emissionsfrei.
"Echt grün" wird es im nächsten Jahr
Ab 2023 wird Air Liquide auch "echt grünen" Wasserstoff in seine Pipeline einspeisen. Der wird in Elektrolyseuren mit einer Leistung von insgesamt 20 Megawatt hergestellt. Ein Ausbau auf 30 Megawatt ist geplant. Der Wasserstoff ist für die an die Pipeline angeschlossenen Unternehmen der Stahl- und Chemieindustrie, Raffinerien und Tankstellen für Elektrofahrzeuge gedacht, die ihren Strom aus Brennstoffzellen an Bord beziehen.



