Klimaschutz: Studie fordert Verkaufsverbot für Verbrenner ab 2028
Der Verkehr trägt unvermindert stark zum CO2-Ausstoß bei. Eine Studie fordert radikale Schritte, um den Sektor bis 2040 klimaneutral zu machen.

Mit einem umfangreichen Bündel an Maßnahmen wollen Forscher eine Dekarbonisierung des Verkehrssektors bis zum Jahr 2040 in Europa ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die europäischen Regierungen den Verkehrsbedarf vermindern, Mobilität auf klimafreundliche Verkehrsmittel verlagern und bestehende Antriebstechniken verbessern, heißt es in der Studie des belgischen Forschungsunternehmens Climact und des Kölner NewClimate Institute im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Konkret fordert die Studie (Kurzfassung, PDF), den Verkauf neuer Diesel- und Benzinfahrzeuge einschließlich Hybridfahrzeugen bis spätestens 2028 einzustellen. "Bis 2040 müssen alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor von Europas Straßen verbannt werden", heißt es weiter. Gemessen am Stand von 2015 müsse der Bestand von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis 2030 um 27 Prozent und bis 2040 um 47 Prozent reduziert werden.
Der Auslastungsgrad des gesamten verbleibenden Personenverkehrs müsse bis zum Jahr 2050 um 25 Prozent steigen, bei leichten Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 20 Prozent. "Dies bedeutet, dass die auf Europas Straßen verbleibenden Fahrzeuge mittels Carsharing und Fahrgemeinschaften intensiv genutzt werden sollten", erläutern die Forscher. Damit einher soll ein Rückgang der privaten Pkw-Nutzung gehen, in großen städtischen Gebieten bis 2040 von 62 auf 42 Prozent, außerhalb von Städten von 79 auf 68 Prozent.
Flugverkehr stärker reduzieren
Insgesamt müsse die Verkehrsnachfrage bis 2024 um zwölf Prozent verglichen mit dem Niveau vor der Coronavirus-Pandemie gesenkt werden. Im Flugverkehr sogar noch stärker. Letzteres begründen die Forscher damit, dass der Einsatz strombasierter Kraftstoffe, sogenannter E-Fuels, begrenzt sei. Unter der Voraussetzung, dass synthetisches Kerosin in großem Umfang aus erneuerbaren Energien hergestellt werden könne, müsse der Flugverkehr gemessen an den geflogenen Personenkilometern bis 2040 um 33 Prozent sinken. Sollte die Produktion nicht im erforderlichen Maße möglich sein, müsste der Flugverkehr noch stärker reduziert werden.
Starke Einsparungen sollen auch beim Güterverkehr erzielt werden. So solle die Zahl der Lkw auf den europäischen Straßen bis 2040 von 6 Millionen auf 3,6 Millionen zurückgehen. Hingegen müsse die Nutzung von Binnenwasserstraßen und Schiene im selben Zeitraum verdoppelt werden. Durch eine Umsetzung sämtlicher Maßnahmen könnte verglichen mit 2015 der Energieverbrauch im Land-, Güter- und Flugverkehr bis 2040 um 63 Prozent zurückgehen.
Die Forscher begründen ihre Vorschläge unter anderem damit, dass die vom Verkehr verursachten Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen sind, während sie in anderen Wirtschaftssektoren sogar zurückgegangen seien. "Der internationale Flugverkehr, die internationale Schifffahrt und der Straßenverkehr sind seit 1990 die am schnellsten wachsenden Quellen verkehrsbedingter Emissionen innerhalb der EU. Im Jahr 2017 war der Verkehr für 27 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich", heißt es.
EU will Klimaziele verschärfen
Die Vorschläge dürften sich damit mit den neuen Klimaschutzzielen der EU ungefähr decken. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will angeblich die Treibhausgase bis 2030 nicht nur um 40 Prozent, sondern um 55 Prozent unter den Wert von 1990 drücken. Für den Verkehrssektor wäre das isoliert betrachtet aber selbst mit den Vorschlägen der aktuellen Studie nicht zu leisten, da die Emissionen seit 1990 um 28 Prozent gestiegen sind. Daher müssten sie vom aktuellen Stand aus betrachtet in den kommenden zehn Jahren um 65 Prozent sinken, um das Ziel zu erreichen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa könnten die Flottengrenzwerte für Autos so stark gesenkt werden, dass sie 2030 in der Summe um 50 Prozent weniger CO2 pro Kilometer ausstoßen als 2021. Das europäische Emissionshandelssystem ETS, das bisher nur Kraftwerke und Fabriken einschließe, solle auf Gebäude und Verkehr ausgedehnt werden.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer warnte in diesem Zusammenhang bereits vor den "überzogenen" EU-Klimazielen. "Es muss die Balance gehalten werden zwischen Vernunft und Verschärfung", sagte er der dpa. Es brauche ehrgeizige Ziele, weil sie Innovation auslösten. Entscheidend sei der Weg. "Ich glaube, wenn man jetzt mit überzogenen Werten die falschen Signale in die Welt setzt, würde man Verunsicherung bei der Wirtschaft auslösen", sagte Scheuer.
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Und weil es bisher keiner macht, ist es falsch es zu tun???
Das trifft doch auf die "Gegenseite" genauso zu. Die scheinen das Szenario "Weiter so...
manchmal ist Verzicht auch eine Alternative
auch wenn Du in vielem Recht hast, was an Neufahrzeugen verkauft wird, interessiert den...