Aufwendige Umrüstung eines für Erdgas optimierten Systems
Insgesamt verfügt Deutschland über Gasleitungen von mehr als 500.000 Kilometern Länge. Im hanseatischen Gasnetz, das eines der größten städtischen Verteilnetze in Europa ist, sollen grüne Moleküle das fossile Erdgas eines Tages komplett ersetzen. "Wir bereiten die Infrastruktur auf steigende Einspeisungen von Bio-Methan und Wasserstoff vor", erklärt Bernd Eilitz, Sprecher des kommunalen Unternehmens Gasnetz Hamburg, im Gespräch mit Golem.de. Aber während Bio-Methan den gleichen Brennwert wie fossiles Erdgas hat, steckt die Beimischung von Wasserstoff eben noch in der Testphase.
Zudem muss ein System umgerüstet und ertüchtigt werden, das heute für Erdgas optimiert ist. So ein System besteht aus Hoch-, Mittel- und Niederdruckleitungen sowie Hausanschlussleitungen. Hinzu kommen in Hamburg rund 600 Gasdruckregelanlagen. Überwacht und gesteuert wird das Ganze über eine Leitzentrale. Dass ein Wechsel möglich ist, zeigt der Blick zurück, als von Stadtgas auf Erdgas umgestellt wurde. Allerdings war das mit großem logistischem Aufwand verbunden. Beispielsweise mussten Gasherde mit anderen Brennern ausgerüstet werden, damit weniger Gas durchströmt, weil Erdgas einen höheren Brennwert als Stadtgas hat.
Blick in die Wasserstoff-Vergangenheit: gelb-oranges Flackerlicht
Stadtgas ist ein Gemisch aus Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methan, Stickstoff, Kohlenwasserstoffen und Wasserstoff. Erzeugt wurde das stechend riechende Gas meist durch Kohlevergasung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich sein Einsatz in den Städten Europas, sodass gelb-orange flackernde Gaslaternen ihr schummriges Licht auf die Kopfsteinpflaster von Berlin, London oder Paris warfen. Später wurden auch Wohnungen mit Gasleitungen ausgestattet. Ab den 1950er Jahren begannen die Stadtwerke in Deutschland, Stadtgas nach und nach durch Erdgas zu ersetzen. Dieser Prozess, bei dem auch Gasdruckregelanlagen und Haushaltsgeräte angepasst werden mussten, zog sich über Jahrzehnte hin. In Berlin blieb Stadtgas noch bis 1990 Standard.
Doch diesmal soll es schneller gehen. "Wir achten beim Einkauf und Einbau neuer Komponenten - zum Beispiel Rohre, Muffen, Armaturen oder Gas- und Regelanlagen - schon heute darauf, dass sie Wasserstoff-kompatibel sind beziehungsweise auf H2 getestet", sagt Eilitz. "Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass Teile alter Leitungen, die vor den 70er Jahren verlegt wurden, sich bereits für die Umstellung eignen. Auch Hersteller von Brennwertkesseln oder Brennwertthermen stellen ihre Geräte inzwischen so her, dass sie in Zukunft mit einer Beimischung von Wasserstoff betrieben werden können."
Deshalb gehen Vertreter der Gasbranche davon aus, dass die nächste Umstellung weniger aufwändig wird als die von Stadt- zu Erdgas. Das hängt aber auch davon ab, wie viel grüner Wasserstoff künftig überhaupt zur Verfügung steht. Noch hat sein Einsatz in Industrie und Verkehr Vorrang. Doch dann rückt wahrscheinlich die klimafreundliche Wärme-Erzeugung für Bestandsgebäude in den Fokus.
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