Bei Raumwärme und Warmwasser ''schlummert großes Potenzial''
Wasserstoff hat einen geringeren Brennwert als Erdgas. Bezogen auf das weitverbreitete H-Gas beim Erdgas beträgt er nur etwa ein Drittel. Die große Herausforderung liegt also darin, mit der Messanlage ein konstantes Mischungsverhältnis hinzukriegen, "auch wenn der Gasverbrauch über den Tag stark schwankt," sagt Lindemann.
In der Wärmezentrale sorgen zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) und zwei Brennwertkessel für die Grund- beziehungsweise Spitzenlast; eine Kombination, die für ihre hohe Effizienz bekannt ist. Die maximale Wärmekapazität liegt bei rund 2.000 Megawattstunden pro Jahr. Als Brennstoff dient also Erdgas, das derzeit testweise mit 10 bis 15 Prozent Wasserstoff vermischt wird. Bis zum Ende des Forschungsprojektes soll dieser Anteil schrittweise auf 30 Prozent steigen.
Der Wasserstoff stammt vom Gas-Hersteller Linde und wird in sogenannten Flaschenbündeln geliefert und gelagert. Aus Gründen der CO2-Reduktion handelt es sich um bilanziell grünen Wasserstoff. Das bedeutet, dass der Lieferant per Zertifikat garantiert, die jeweils abgenommenen Wasserstoffmengen mit Ökostrom in Deutschland selbst zu produzieren. Für die Testphase hat Gasnetz Hamburg eine CO2-Reduktion von 12 Prozent im Vergleich zum reinen Erdgas-Betrieb errechnet.
Wärmewende dringender denn je
Wer beim Klimaschutz schneller vorankommen will, muss besonders den Wärmesektor ins Auge fassen. Im Bereich Raumwärme und Warmwasser "schlummert großes Potenzial zur Reduktion energiebedingter Treibhausgasemissionen, da diese etwa 30 Prozent des Endenergieverbrauchs ausmachen und heute überwiegend fossile Energieträger nutzen", heißt es in einem Bericht, den das Umweltbundesamt vor Kurzem veröffentlicht hat.
Zusammen mit dem Wärmebedarf der Industrie verursacht die Raumwärme von Wohn- und Nicht-Wohngebäuden einen bedeutenden Teil der CO2-Emissionen in Deutschland. Doch während es beim industriellen Wärmebedarf schon vielversprechende Ansätze gibt, etwa durch "Power-to-Steam", wobei überschüssiger Ökostrom in Prozesswärme gewandelt wird, hinkt der Gebäudebereich hinterher. Erst recht, was Bestandsgebäude angeht - und die sind in der Mehrzahl.
Das hier vorgestellte Projekt findet zwar auch in einem Neubau-Gebiet statt, aber die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen später trotzdem bei der CO2-Reduktion in Altbauten. "Vor allem, wenn man weiß, wie hoch der Wasserstoff-Anteil sein kann, den wir bei ganz normalen Erdgas-Geräten nutzen können", sagt Lindemann. "Die Fachwelt geht davon aus, dass Bestandsgeräte mehr als die derzeit zugelassenen zehn Prozent Wasserstoff-Beimischung vertragen."
Praxistest im internationalen Rahmen
Das wäre eine gute Nachricht für viele Menschen, deren Wohnungen oder Häuser an das Gasnetz angeschlossen sind. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Für das My Smart Life-Projekt, das im Rahmen des europäischen Förderprogramms Horizon 2020 läuft, wurde Hamburg neben Nantes (Frankreich) und Helsinki (Finnland) ausgewählt.
Drei sehr verschiedene Städte sollen also Modellquartiere für eine ressourcenschonende und effiziente Energieversorgung entwickeln. Dabei geht es neben der klimafreundlichen Wärme-Versorgung auch um Digitalisierung und Mobilität.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Klimakrise: Grüner Wasserstoff für die Gas-Therme | Aufwendige Umrüstung eines für Erdgas optimierten Systems |
Stell dir einen Langen Raum vor, wie eine Garage, statt einem Garagentor, ist dort eine...
Woher weiß man, wann der Druck Wert x hat? Aber selbst wenn: Wer regelt die Pumpen? Es...
Es geht um eine Versuchsanlage. Später will man, wenn es funktioniert, eben nicht mehr...
der essentielle Unterschied ist nur, dass man Elektroautos auch ohne Probleme mit...