Klima: Werden alte Solarpanels bald zum Müllproblem?

"In der Welt wurden mehr als ein Terawatt an Solarkapazität installiert. Gewöhnliche Solarpanele haben eine Leistung von etwa 400 Watt. Wenn man also sowohl Dächer als auch Solarparks mitzählt, könnten es bis zu 2,5 Milliarden Solarpanele sein" , sagte Rong Deng der BBC(öffnet im neuen Fenster) . Genau diese können irgendwann zum Problem werden, denn die durchschnittliche Lebensdauer eines Solarmoduls soll 25 Jahre betragen. Irgendwann werden sie als Schrott enden.
Deng ist Experte für das Recycling von Solarpanelen an der University of New South Wales in Australien. Der Handel mit den Solaranlagen boomt derzeit. In Deutschland waren im März 2022 "auf Dächern und Grundstücken 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 58.400 Megawatt installiert" , heißt es beim Statistischen Bundesamt(öffnet im neuen Fenster) . Am Pfingstwochenende 2023 meldete die Bundesnetzagentur(öffnet im neuen Fenster) die Inbetriebnahme der dreimillionsten Solarstromanlage in Deutschland.
Unklar ist, wie die Anlagen wiederverwertet werden können. In vielen Fällen werden Solaranlagen relativ unwirtschaftlich, bevor sie das Ende der erwarteten Lebensdauer erreichen. Zudem wird an immer besseren Modulen geforscht und entwickelt . Diese Anlagen werden dann effizienter sein als die bereits installierten. Das alte Solarmodul nach zehn bis 15 Jahren upzudaten, wäre somit teilweise günstiger, als die alte Anlage zu behalten, heißt es bei der BBC.
Wobei Anlagenbetreibern in Deutschland bezüglich des Tauschs eine Grenze gesetzt ist. Sie dürfen nicht einfach die Module tauschen(öffnet im neuen Fenster) , weil die neuen Module effizienter sind. Wenn ein Modul defekt ist, nicht die Erwartungswerte erreicht oder gestohlen wurde, ist hierzulande ein Austausch legitim. Noch funktionsfähige und betriebssichere Module können nicht einfach entsorgt werden, sondern müssen dem Markt wieder zugeführt werden - beispielsweise, nachdem sie repariert wurden.
Großbritannien besorgt über Millionen Tonnen Müll
Auch in Großbritannien gibt es einen Hype um Solarenergie , dort soll es mehrere zehn Millionen Solarmodule geben. Und auch hier fehlt es an einer spezialisierten Infrastruktur, um diese zu verschrotten und zu recyceln.
"Bis 2050 werden wir einen Müllberg haben, wenn wir nicht sofort Recyclingketten in Gang setzen" , sagte Ute Collier, stellvertretende Direktorin der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien, der BBC. "Wir gehen davon aus, dass wir bis 2030 vier Millionen Tonnen [Schrott] haben werden. Das ist immer noch überschaubar, aber bis 2050 könnten wir weltweit auf mehr als 200 Millionen Tonnen kommen."
Bis vor Kurzem gab es noch nicht viele Methoden, um die Bestandteile der Solaranlagen sauber voneinander zu trennen und wiederzuverwerten. Doch allmählich kommt die erste Generation an installierten Solaranlagen in die Jahre und somit auf den Müll. Zwar kann das Aluminium bereits relativ gut wiedergewonnen werden. Jedoch bleibt bei den herkömmlichen Verfahren zum Recycling von Solarmodulen Glas von relativ geringer Qualität übrig, wie das französische Unternehmen Rosi, das sich auf Solarrecycling spezialisiert hat, der BBC erklärte.
Recycling von Solaranlagen am Beispiel von Frankreich
Frankreich sei bereits führend in Europa, wenn es um die Verarbeitung von Photovoltaikabfall geht, sagte Nicolas Defrenne der BBC. Seine Organisation Soren arbeitet mit diversen Unternehmen zusammen und koordiniert die Stilllegung von Solaranlagen in ganz Frankreich.
In der Hightech-Anlage von Rosi werden die Solarmodule sorgfältig zerlegt. Damit können die wertvollen Materialien wie Kupfer, Silizium und Silber zurückgewonnen werden. Jedes Solarpanel enthält nur winzige Fragmente der wertvollen Materialien, die wiederum stark mit anderen Komponenten verflochten sind. Bisher war es unwirtschaftlich, diese zu trennen.
Ende Juni 2023 wird Rosi in Frankreich die weltweit erste Fabrik für das (fast) vollständige Recycling von Solarmodulen offiziell eröffnen. Das Unternehmen hofft, irgendwann 99 Prozent der Komponenten wiederverwenden zu können.
Das auf diese Weise rückgewonnene Glas kann zur Herstellung von Fliesen oder zum Sandstrahlen verwendet werden. Es kann auch mit anderen Materialien gemischt werden, um Asphalt herzustellen. Für die Herstellung von neuen Solaranlagen ist es nicht mehr zu gebrauchen.



