Synthetische Sinnkrisen
So schnell wollen wir das Thema Ridley Scott allerdings nicht abschließen, denn ein weiterer seiner einflussreichsten Klassiker erhielt 2017 eine Fortsetzung. Die hat er überraschenderweise nicht selbst verfilmt und das ist wahrscheinlich auch ganz gut so. Mit Blade Runner 2049 hat Regisseur Denise Villeneuve nach Arrival den nächsten Beweis geliefert, dass er zu den wenigen Filmemachern im Blockbuster-Bereich gehört, die unter Science-Fiction mehr als nur das Wort Fiction verstehen. Er zeigt uns die Welt von Blade Runner modernisiert in Szene gesetzt und aus neuen Perspektiven, jedoch stets wiedererkennbar und stimmig weiterentwickelt. Zu den grundlegenden Fragen um die Seele und Selbstbestimmung künstlichen Lebens, die Ridley Scott nach Vorlage von Autor Philip K. Dick bereits 1982 stellte, kommen nun im Kleinen und im Großen Themen unserer Gegenwart. Dazu zählen beispielsweise die zunehmende Heimautomatisierung, Drohnen als Allzweckgeräte sowie das Geschäft mit virtueller Liebe.
In unserer Filmkritik zeigten wir uns besonders beeindruckt, dass Blade Runner 2049 sowohl als direkte Fortsetzung der alten Handlung als auch als Update des Originals funktioniert; und zwar ohne dessen charakteristische Eigenarten wie das langsame Erzähltempo oder die rar gesäten Actionszenen an den heutigen Massengeschmack anzugleichen. Schade, dass es die Kinogänger weltweit nicht genug zu schätzen wussten. Angesichts seiner hohen Produktionskosten gilt der Film - ebenso wie der Vorgänger nach seiner Erstveröffentlichung - als kommerzieller Flop.
Unter ferner liefen kommen wir nicht drum herum, die enttäuschende Realverfilmung von Ghost in the Shell zu erwähnen. Schon bei den Mangas galten unter anderem Blade Runner und dessen Buchvorlage als wesentliche Einflüsse. Die auch über Japan hinaus im Kino veröffentlichte Anime-Adaption von 1995 ist im Rahmen eines 82-minütigen Trickfilms sogar durchaus auf Augenhöhe mit Ridley Scotts Meisterwerk. Sie geht inhaltlich ganz andere Wege und wirft eigene Fragen in Bezug auf künstliche Intelligenzen und synthetische Körper auf, die bis heute nichts an Relevanz verloren haben. Dass die amerikanische Umsetzung mit Scarlett Johansson als Hauptfigur Major weder die Puppetmaster-Thematik aus besagtem Anime noch eine andere wirklich interessante Storyline aus Mangas und Trickfilmen umgesetzt hat, wundert uns sehr.
Stattdessen hat Regisseur Rupert Sanders nur einzelne ikonische Szenen der Vorlagen nachgestellt und versucht, diesem Flickwerk eine eigene Handlung aufzudrücken. Fans haben ihr Ghost in the Shell, den geradezu hypnotischen Originalsoundtrack und besonders die Heldin Major in dieser streckenweise nett anzusehenden, inhaltlich aber mehr als oberflächlichen Repräsentation nicht wiedergefunden. Und wer die Originale gar nicht kennt, konnte nur schwer begreifen, warum sich Fans seit Jahrzehnten eine Realverfilmung wünschen.
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Trend zur Kurskorrektur | Quanten waren auch dabei |
Ja, da sind ein paar interessante Gedankengänge enthalten. In komprimierter Form kriegst...
Jap, soll in Februar rauskommen. Leider nur auf DVD. https://www.youtube.com/watch?v...
Guten Tag und vielen Dank für den vollkommen richtigen Hinweis. Ein Blick in meinen...
Naja, fast :P Als Kinderfilm mag er was taugen aber es gibt einfach inzwischen soviele...