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Kindle-Update im Hands-on: Kindle Scribe bekommt wesentlich bessere Schreibfunktion

Ein Update verbessert die rudimentäre Stiftauswahl des Kindle Scribe stark, das Remarkable 2 kann aber immer noch mehr.
/ Tobias Költzsch
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Einige der neuen Stiftarten auf dem Kindle Scribe (Bild: Tobias Költzsch/Golem.de)
Einige der neuen Stiftarten auf dem Kindle Scribe Bild: Tobias Költzsch/Golem.de

Amazon verteilt aktuell ein Update für den Kindle Scribe , den ersten E-Reader des Unternehmens mit Schreibfunktion. Die drahtlose Verteilung der neuen Version 5.16.1.2 soll bereits begonnen haben, die Aktualisierung lässt sich allerdings auch manuell über den Download einer Updatedatei(öffnet im neuen Fenster) installieren.

Den Release Notes(öffnet im neuen Fenster) zufolge soll das Update unter anderem die Stiftfunktionen des Kindle Scribe erweitern. Einer der Kritikpunkte im Test von Golem.de war, dass Nutzer nur einen Kugelschreiber und einen Textmarker zur Verfügung haben, die beide weder druckempfindlich sind noch auf Neigung des Eingabestifts reagieren. Golem.de hat das Update installiert und festgestellt, dass Amazon gut nachgearbeitet hat - das Remarkable 2 aber immer noch mehr kann.

Nach dem unkomplizierten Update - wir müssen die Aktualisierungsdatei einfach herunterladen, auf den Kindle kopieren und dann über die Systemeinstellungen installieren - startet der Kindle Scribe neu. Wir können anschließend direkt auf die neuen Funktionen zugreifen. Neben den Stiftverbesserungen bringt das Update auch Unterordner im Notizbuch-Reiter, neue Bildschirmschoner und eine Möglichkeit, schneller als bisher zu den einzelnen Seiten eines Notizbuchs zu springen - dazu gleich mehr.

Mehr Stifte bringen mehr Schreiboptionen

Die neuen Stiftoptionen interessieren uns am meisten, gehörten die eingeschränkten Möglichkeiten doch zur größten Kritik bei unserem Test des Kindle Scribe. Bereits auf den ersten Blick ist eine Änderung zu erkennen: Unser ausgewählter Stift hat ein neues Symbol. Dabei handelt es sich um den Kugelschreiber/Fineliner, mehr gab es zum Schreiben zuvor schließlich nicht.

Öffnen wir das Stiftmenü und tippen auf unsere aktuelle Stiftauswahl, bekommen wir neben dem Kugelschreiber jetzt auch einen Füllfederhalter, einen Textmarker und einen Bleistift angezeigt; darunter finden sich Einstellungen zur Dicke des Strichs. Die Stiftbezeichnung Textmarker ist unglücklich, handelt es sich doch um einen Filzschreiber und nicht um einen Marker zum Markieren von Text, wie wir ihn in der Stiftleiste auch auswählen können.

Die vier verschiedenen Schreibwerkzeuge unterscheiden sich deutlich in den Eigenschaften: Der Kugelschreiber bietet wie bisher ein recht eindimensionales, dafür aber auch unkompliziertes Schreibverhalten. Er reagiert weder auf Druck noch auf einen veränderten Stiftwinkel.

Der Füllfederhalter sorgt beim Schreiben für dickere und dünnere Striche, wie es auch ein echter Füller macht. Druckempfindlich scheint der Füller nicht zu sein, auf Veränderungen des Stiftwinkels reagiert die Einstellung definitiv nicht.

Filzstift und Bleistift reagieren auf Druck

Das ändert sich bei der Nutzung des als Textmarker getarnten Filzstifts: Dieser reagiert gut auf unseren Eingabedruck, was ein für unseren Geschmack sehr natürliches Schreibgefühl ergibt. Die Dicke können wir grundsätzlich in fünf Stufen festlegen, mit unterschiedlichem Schreibdruck aber in den gewählten Bereichen variieren.

Beim Bleistift kommt neben der Druckempfindlichkeit auch eine Reaktion auf den Winkel hinzu, in dem wir den Eingabestift halten. So können wir sowohl feine Bleistiftlinien zeichnen als auch Bereiche schraffieren. Mit dem Update dürfte sich der Kindle Scribe wesentlich besser für Skizzen und Zeichnungen eignen.

Diesem Umstand trägt Amazon mit einer Reihe neuer Bildschirmschoner Rechnung, die angezeigt werden, wenn der E-Paper-Reader im Standbymodus ist. Es handelt sich dabei um Fotos, in die neue Elemente gezeichnet wurden.

Seitenauswahl ist nicht besonders übersichtlich

In der täglichen Nutzung ebenfalls sehr hilfreich ist die neue Möglichkeit, zu bestimmten Seiten eines Notizbuchs zu springen. Bisher konnten Nutzer nur durch das Buch blättern, bis sie an der gewünschten Seite angekommen waren - was in der Praxis sehr umständlich ist. Allerdings gefällt uns die Umsetzung der Funktion nicht: Wir können die gewünschte Seitenzahl nur eingeben und dann zu ihr springen. Eine Übersicht der Seiten mit Miniaturansichten gibt es nicht, man muss also wissen, zu welcher Seite man möchte - das ist nicht ideal.

Fazit

Mit dem Update und vor allem der Erweiterung der Stiftfunktionen wertet Amazon seinen Kindle Scribe stark auf. Die Notizfunktionen vor dem Update waren vor allem im Vergleich mit den Remarkable-Tablets deutlich beschränkter, was den Scribe eher zu einem E-Book-Reader mit Schreibfunktion machte als zu einem wirklichen digitalen Notizbuch.

Die neuen Stiftwerkzeuge bringen beim Schreiben Abwechslung und sorgen vor allem dank der Druckempfindlichkeit bei einigen Stiften für ein realistischeres Eingabegefühl. Das Remarkable 2 bietet aber auch nach dem Update für den Kindle Scribe immer noch eine größere Auswahl an Schreibwerkzeugen und weiteren Funktionen. Die Aktualisierung ist aber ein guter erster Schritt.

Etwas enttäuscht sind wir von der Umsetzung der Seitenanwahl, die wir mit einer Miniaturansicht wesentlich praktischer fänden. Beim Kindle Scribe fehlen zudem auch nach dem Update noch einige Funktionen, die das Remarkable 2 bietet - etwa eine Umwandlung von Handschrift in gedruckten Text oder die Möglichkeit, Geschriebenes zu markieren und zu verschieben.

Nach der Installation kam uns unser Kindle Scribe mitunter etwas weniger responsiv vor als zuvor. Beim Öffnen der Notizbücher kam es mitunter zu einer Fehlermeldung, dass das Buch nicht geöffnet werden könne. Kurz danach tauchten die Notizen dann aber trotzdem auf, oder wir haben sie beim zweiten Mal öffnen können. Offenbar muss Amazon noch ein wenig am Feintuning arbeiten - Nutzer sollten unter Umständen auf eine manuelle Installation verzichten und auf die drahtlose Auslieferung warten.


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