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Was Liese im Bildungssystem fehlt, ist ein strukturierter Umgang mit dem Thema: "KI-Tools müssen ein Teil des multimedialen Unterrichts werden, genauso wie wir Kindern beibringen, ein Wörterbuch oder Lexikon zu benutzen." Große strukturelle Änderungen seien nicht nötig, wohl aber die Aufnahme von KI-Kompetenzen in die Lehrpläne und die Schulung von Lehrkräften.

"Als Informatiklehrer sehe ich meine Aufgabe darin, die Funktionsweise von KI zu erklären" , berichtet Liese aus seinem Arbeitsalltag. "Aber der kompetente Umgang mit solchen Tools sollte unabhängig vom Fach sitzen."

ChatGPT für Hausaufgaben und Präsentationen

Im Gespräch wirkt Liese wie ein Lehrer, der die Chancen neuer Technologien erkennt, ohne die Schwierigkeiten auszublenden. Dass er so souverän mit dem Thema umgeht, liegt nicht zuletzt an seinem Hintergrund: Als Informatiklehrer bringt er ein technisches Verständnis mit, das vielen Kollegen fehlt. Deshalb ist Liese bislang eher die Ausnahme als die Regel. Viele Lehrkräfte stehen dem Einsatz von KI noch skeptisch gegenüber oder fühlen sich damit alleingelassen.

Wie aber gehen Schüler mit KI um? Einen Einblick gewährt auf Nachfrage von Golem Brayden F., ein 15 Jahre alter Neuntklässler an einer Regelschule in Deutschland, dessen Namen wir in diesem Artikel geändert haben. Im Gespräch erzählt er, wie selbstverständlich Tools wie ChatGPT zu seinem Schulalltag gehören und warum er Hausaufgaben und Noten für überholt hält.

Brayden nutzt ChatGPT regelmäßig, vor allem für Hausaufgaben und Präsentationen. "Ich verwende es ziemlich oft" , sagt er, "und ich finde es auch völlig fair, wenn andere das genauso machen." Für ihn ist der Einsatz von KI längst Alltag, eine digitale Erweiterung des Schulwissens, kein Trick zur Notenverbesserung.

"Das ist eher smart als unfair"

Auf die Frage, ob es ihn stört, wenn Mitschüler durch KI bessere Arbeiten abgeben, winkt er ab: "Das ist doch inzwischen normal. Jeder kann es nutzen, und wenn man's richtig einsetzt, ist das eher smart als unfair." Viel grundsätzlicher stellt Brayden den Sinn von Hausaufgaben infrage: "Die meisten machen sie sowieso nicht oder schreiben einfach ab. Es raubt nur Zeit."

Auch mit dem Notensystem hat er seine Schwierigkeiten. "Ich finde es nicht gut, in der Schule auf Noten reduziert zu werden. Wenn man in einem Fach nicht gut ist, wird man gleich als dumm abgestempelt, dabei hat doch jeder seine Stärken und Schwächen." Schule, so lautet sein Fazit, sollte individueller bewerten, was jemand kann, und nicht nur, was jemand in Mathe oder Englisch nicht kann.


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