Tut, was es soll, kein Stück mehr

Als Mindestanforderung wird ein Dual Core mit 2 GHz empfohlen. Auf einem Lenovo Miix 300 mit Atom Z3735F Prozessor, deutlich unter der Mindestanforderung, reagiert vor allem die Benutzeroberfläche träge. Es gelingt ihr nicht einmal, den blinkenden Stein zuverlässig darzustellen, der als Hinweis erscheinen soll, wenn die entsprechende Schaltfläche geklickt wird. Auf schnelleren Rechnern treten keine derartigen Probleme auf. Die eigentliche KI führt ihre Züge selbst auf dem schwachen Atom-Prozessor im 5-Dan-Modus nach höchstens wenigen Sekunden aus.

In den höheren Spielstufen dauert es etwas länger. In der höchsten Spielstufe dauert ein Spiel Computer gegen Computer auch auf angemessener Hardware etwa 90 Minuten. Die Bedenkzeit kann auch begrenzt werden, dann nimmt sich der Rechner nur so viel Zeit, wie er bekommt. Eine Spielstärkeneinschätzung gibt es in dem Fall aber nicht mehr. Umso schneller der Rechner ist, desto besser wird er dann spielen.

Fazit

Crazy Stone - Deep Learning - The First Edition ist ein Programm, das auf eine etwas enttäuschende Weise exakt das tut, was es verspricht - und nicht mehr. Wäre es nicht zurzeit das zweifellos stärkste Go-Programm auf dem Markt, gäbe es keinen Grund, es zu empfehlen. Für den stolzen Preis von 73,99 Euro ist es schlicht zu teuer und viel zu lieblos gestaltet. Allerdings erreicht es eine Spielstärke, wie sie bei Spielern außerhalb von Japan, China und Korea sehr selten ist. Als ständig verfügbarer, geduldiger Spielpartner für ambitionierte Spieler kann sich das Programm deshalb lohnen - in Anbetracht von Stundenpreisen für Lehrpartien mit starken Spielern von 10 Euro aufwärts. Bedenkt man die Faszination, die zu der eingangs erwähnten Entschuldigungs-E-Mail führte, ist der Preis fast wieder gerechtfertigt, zumal es Langeweile auf Bahnfahrten in nächster Zeit nicht mehr geben wird.

Wer mit einem etwas spielschwächeren Programm, das "nur" 3-4 Dan erreicht, auskommt, sollte sich Leela ansehen. Es ist seit Anfang Juli komplett kostenlos verfügbar und benutzt ebenfalls ein mit menschlichen Spielern trainiertes, neurales Netz. Noch dazu bietet es eine weit überlegene Benutzeroberfläche und bessere Analysetools.

Es empfiehlt sich ohnehin nicht, nur gegen ein einziges Programm zu spielen, genauso wie man nicht nur gegen den gleichen menschlichen Spieler spielen sollte. Jeder Spieler und jedes Programm hat seine Eigenheiten. Leela ist beispielsweise etwas aggressiver als Crazy Stone, das ein sehr einflussorientiertes Spiel spielt. Irgendwann beschränkt sich sonst das so erworbene Wissen nur noch darauf, wie diesem einen Gegner am besten zu begegnen ist.

Alles in allem bietet Crazy Stone einen interessanten Einblick in die Zukunft des Computer-Go und die Anwendung neuraler Netze im Allgemeinen. Die zugrundeliegende Technik lässt sich nicht nur beim Go anwenden. Möglicherweise wird sie bald auch für andere Spiele genutzt. Gerade für Spiele wie Civilization könnte das eines Tages das Ende der massiv bevorteilten Computergegner bedeuten - und wohl auch das Ende der menschlichen Überlegenheit gegenüber den künstlichen Intelligenzen.

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