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KI-Blase: Warten auf die große Implosion

2000 platzte die Dotcom-Blase. Die Parallelen zum KI -Hype sind verblüffend.
/ Erich Moechel
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Das Ende des KI-Hypes - für unseren Autor eher eine Frage des Wann als des Ob (Bild: Alexas_Fotos/Pixabay)
Das Ende des KI-Hypes - für unseren Autor eher eine Frage des Wann als des Ob Bild: Alexas_Fotos/Pixabay
Inhalt
  1. KI-Blase: Warten auf die große Implosion
  2. Die Shooting-Stars der Blasen
  3. Wundersame Geldvermehrung
  4. Vor der Götterdämmerung

Es ist ein Herbst der Superlative. Die IT-Werte an den Börsen sind auf Allzeithochs und die Bewertungen der Start-ups gehen durch die Decke. Auch nach vier Jahren eines noch nie gesehenen Booms quer durch die Branchen scheint die Dynamik ungebrochen. Vereinzelte Warnungen verhallen im Lärm milliardenschwerer Allianzen und großspuriger Wachstumsstrategien.

In diesem Herbst stört sich anfangs noch kaum ein Analyst daran, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse etlicher Unternehmen schon jenseits von Gut und Böse rangieren, während die Performance vieler Start-ups weit unter den Erwartungen liegt. Die Überflieger an den Börsen und zwei, drei Start-ups mit den höchsten Burn Rates an Investorgeldern ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Erste Zweifel, ob sich die bombastischen Bewertungen denn auch in entsprechenden Umsätzen niederschlagen werden, zerstreut das jeweils nächste Allzeithoch. Seit einem ersten Schock im Frühjahr, der schnell wieder verdrängt war, schwelt aber eine gewisse Nervosität.

Es ist der Herbst des Jahres 1999 und die Dotcom-Blase steht kurz vor ihrer größten Ausdehnung.

Die Parallelen zum Herbst des Jahres 2025 sind nicht zu übersehen.

Wunschmaschinen und Orakel

Der gleiche Hype wie um die generativen Sprachmodelle von heute herrschte damals um die Suchmaschinenbranche. Wo heute mit Billionen von Parametern geprahlt wird, ging es damals um die Frage, wer den größten Suchindex hat . Das Gros der Benutzer aber hatte genauso wenig Ahnung von Indizes oder Algorithmen wie das Publikum von heute kaum eine Ahnung von der Funktionsweise generativer Sprachmodelle hat. Man befragt ChatGPT wie ein Orakel und ist entzückt, wenn der Spruch wohlformuliert ist und irgendwie den Erwartungen entspricht.

Die Suchmaschinen der Frühzeit des World Wide Web hatten einen vergleichbaren, quasi magischen Status, es waren die Wunschmaschinen, die einen in die Weiten des WWW hinaustrugen und dort surfen ließen. Diese Aura des Magischen war ein wesentlicher Faktor für die generelle Überschätzung der gesamten Suchmaschinenbranche.

Ein erstes Menetekel

Im April 1999 fuhr ein erster Schock durch die Branche, als Excite eine Gewinnwarnung veröffentlichte . Die Aktien der führenden Suchmaschinen Excite und Infoseek stürzten ab und rissen alle anderen IT-Aktien mit. An einem einzigen Börsentag(öffnet im neuen Fenster) verloren die Unternehmen der sogenannten New Economy mehr als 20 Prozent an Wert. Auf dieses Menetekel folgte jedoch postwendend das nächste Allzeithoch .

Frisch aufgepumpt wurde die Blase allerdings nicht von den neuen Internetfirmen , sondern von etablierten Unternehmen, die bereits große Umsätze mit dem Internet machten. Im Mai 1999 gab IBM ein hervorragendes Quartal bekannt(öffnet im neuen Fenster) , Großcomputer für den E-Commerce machten da schon 20 Prozent der Gesamtumsätze aus. Der Gewinn allein aus diesem Segment entsprach den Gewinnen aller Top-25-Internetfirmen zusammen.


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