Auch die Zivilgesellschaft profitiert
Einige der ersten Computer sind auch ohne Plan zur militärischen Anwendung gebaut worden. Am deutlichsten zeigt dies Konrad Zuse, der bereits 1941, vier Jahre vor Edsac, einen Rechner nach denselben Prinzipien baute. Sein Beispiel lässt allerdings auch erahnen, dass die militärische Bedeutung der Computer die Entwicklung deutlich beschleunigte. Kaum jemand interessierte sich für seine Z3, während in den USA und Großbritannien eine größere Gruppe von Wissenschaftlern Zugang zu Computern hatte. Sie erkannten deren Nutzen für ihre Forschungen abseits der Waffen.
So inspirierte der Computer Forscher, Ingenieure und Geschäftsleute. Eine Nachfrage jenseits des Militärs entstand, die Firmen wie IBM, DEC oder Cray mit immer leistungsfähigeren Maschinen bedienten. Um abseits des Kernmarkts mit Mainframes zu wachsen, entstanden alltagstaugliche Computer, die immer mehr Lebensbereiche eroberten.
Schon die ersten Rechner wurden nicht ausschließlich zur Waffenentwicklung genutzt. Auf dem IAS-Computer liefen, auch bedingt durch von Neumanns breites Interessenspektrum und umfangreiche Kontakte, viele wissenschaftliche Berechnungen. Der Computer führte die ersten Simulationen zur Wettervorhersage aus - wenn auch anfangs für die US Navy. Der britische Edsac trug zu den Forschungen von drei Nobelpreisträgern bei.
Im Zuge der Computerrevolution entstanden vollkommen neue Disziplinen wie die Kybernetik. Mit Computern konnten wesentlich komplexere Systeme modelliert und der Einfluss von Veränderungen schnell untersucht werden. Durch die kommerzielle Verwertung standen Computer immer mehr Menschen zur Verfügung. Die verlässlichen Geldströme aus dem Pentagon schufen dafür eine konstante Nachfrage, die technologische Verbesserungen ermöglichte und Neuerungen zum Durchbruch verhalf.
Algorithmen nicht nur für Bomben
Die entwickelten Berechnungsmethoden fanden zudem Anwendung bei vielfältigen Problemen. Mit Computern wurde statistisches Sampling, bekannt als Monte-Carlo-Methode, eine reale Option zur Analyse schwer fassbarer Probleme. Tausende Nadeln zur Bestimmung von Pi zu werfen dauerte nur noch Sekunden. Verwandte Techniken optimieren heute die Platzierung von Halbleitern.
Dasselbe Prinzip, mit dem die Druck- und Temperaturverläufe bei einer Kettenreaktion untersucht werden, löst auch andere Probleme. Die Meteorologie zerlegt die Atmosphäre ebenfalls in Quader und berechnet ihre Interaktion. Die Finite-Elemente-Methode funktioniert nach demselben Schema und ermöglicht Ingenieurinnen und Architekten leichtere, günstigere und stabilere Entwürfe. In der Experimentalphysik sind dank der Computer bessere Planungen aufwendiger Experimente und tiefere Einblicke in die kleinsten und größten Teile des Universums möglich.
Leistungsfähige Computer ersetzen zeitaufwendige Versuche heute in allen Bereichen. Arzneimittel werden mit ihrer Hilfe entwickelt, Tausende mögliche Stoffe können in kürzester Zeit untersucht werden, ohne eine einzige Ratte zu verletzen. Impfstoffe gegen neue Krankheitserreger werden binnen Monaten entwickelt. Flugzeuge, Autos und Windradflügel können optimiert werden, ohne ein Modell zu bauen.
Heute kann die Menschheit sich mit ihrem Kernwaffenarsenal problemlos selbst auslöschen. Und daran haben immer leistungsfähigere Computer mitgewirkt. Die gleiche Computerleistung jedoch hat unser Verständnis der Welt erweitert, Wissen umfangreich verfügbar gemacht und ermöglicht uns, Texte in Sprachen zu lesen, die wir nicht beherrschen. So haben sie auch das Potenzial, die Welt zu verbessern. Und trotzdem wäre sie schöner ohne Kernwaffen.
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Supercomputer ersetzen Kernwaffentests |
Danke für das positive Feedback! Es freut mich sehr, dass der Artikel so gut ankommt. Was...
Scheint als wöllte man die nun fest geplanten Mehrausgaben / Investitionen in den...
das man immer noch glaubt, dass Krieg/Waffenforschung den techn. Fortschritt ermöglicht...