Keine zufälligen Chats mehr: Videochat-Plattform Omegle eingestellt

Die Videochat-Plattform Omegle ist seit gestern geschlossen. Leif K-Brooks, der Gründer und Betreiber des Portals, hat unter der Domain des Dienstes(öffnet im neuen Fenster) eine Abschiedsnachricht hinterlassen, in der er seine Beweggründe für die Einstellung von Omegle erläutert. Gestartet hatte er die Videochat-Plattform im März 2009 im Alter von 18 Jahren.
Omegle ermöglichte es seinen Nutzern, sich online mit zufällig ausgewählten und anonymen Chatpartnern zu treffen. Viele Anwender missbrauchten ihre Anonymität bei dem Dienst, um ihre sexuellen Fantasien auszuleben und sich vor laufender Kamera zu entblößen - oder andere dazu aufzufordern. Gerade aus diesem Grund mussten Nutzer bestätigen, mindestens 18 Jahre alt zu sein, bevor sie einen Chat starten durften.
Missbrauch mündet in juristischen Auseinandersetzungen
Angesichts dieses unangebrachten Verhaltens einiger Anwender wurde Omegle in der Vergangenheit mehrfach beschuldigt, Sexualstraftätern eine Plattform zu bieten. Laut 404 Media(öffnet im neuen Fenster) reichte beispielsweise eine Frau im Jahr 2021 eine Klage gegen den Dienst ein, in der sie angab, im Alter von 11 Jahren über Omegle mit einem Mann verbunden worden zu sein, der sie drei Jahre lang dazu gebracht habe, vor der Kamera zu masturbieren und zu urinieren.
Im Juli 2022 entschied ein Gericht(öffnet im neuen Fenster) im US-Bundesstaat Oregon, dass das Design von Omegle selbst die Ursache für den Schaden war - nicht jedoch die Gespräche zwischen den Nutzern auf der Plattform. Folglich könne Omegle für das Verhalten seiner Anwender haftbar gemacht werden.
Ende September dieses Jahres folgte eine weitere Klage.(öffnet im neuen Fenster) Die Klägerin erklärte, sie sei ab einem Alter von 11 Jahren von einem erwachsenen Mann, den sie bei Omegle kennengelernt habe, dazu gedrängt worden, freizügige Bilder von sich zu teilen. Zwei Jahre später habe noch ein anderer Mann auf der Plattform sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert.
Omegle-Gründer von Angriffen überfordert
Infolge dieser Anschuldigungen hat K-Brooks Omegle nun vom Netz genommen. Er sehe eine "ständige Flut von Angriffen auf Kommunikationsdienste, einschließlich Omegle, die auf dem Verhalten einer böswilligen Untergruppe von Nutzern basieren" , erklärte er bezüglich der Einstellung des Dienstes. Er selbst habe konstruktives Feedback immer begrüßt und auch im Laufe der Zeit viele Verbesserungen vorgenommen.
Die jüngsten Angriffe seien jedoch aus seiner Sicht alles andere als konstruktiv gewesen. Die einzige Möglichkeit, die Menschen zufriedenzustellen, sei es, den Dienst nicht mehr anzubieten. "Manchmal sagen sie das ausdrücklich und erklärtermaßen, manchmal kann man es daraus ableiten, dass sie Standards setzen, die für den Menschen nicht erreichbar sind" , so K-Brooks.



