Kein Satellit: Chinesischer Spionageballon soll über USA fliegen

In der Stratosphäre nahe Militäranlagen des US-Bundesstaates Montana ist ein Ballon chinesischer Herkunft entdeckt und abgeschossen worden.

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Die solarbetriebene Nutzlast des Ballons ist auf Bildern vom Boden aus gut zu erkennen.
Die solarbetriebene Nutzlast des Ballons ist auf Bildern vom Boden aus gut zu erkennen. (Bild: Chase Doak via REUTERS)

In der Stratosphäre über den USA ist ein Ballon gesichtet worden, der aus China stammen soll. Das berichteten zuerst NBC und später weitere US-Medien. Vermutet wird, dass der Ballon der Spionage diene, da er sich ungewöhnlich lange in der Nähe empfindlicher Militäranlagen in Montana aufhalte. Bilder des Ballons zeigen eine Nutzlast, die von Solarzellen mit Strom versorgt wird. Der Ballon fährt oberhalb des von Passagierflugzeugen genutzten Luftraums und stellt für die zivile Luftfahrt keine Gefährdung dar.

Das US-Militär entschied, den Ballon nicht abzuschießen, um die Bevölkerung nicht durch herabfallende Trümmer und Geschosse zu gefährden. Stattdessen wurde der Ballon durch AWACS-Radarbeobachtungsflugzeuge und andere Mittel beobachtet. Zusätzlich wurden Maßnahmen getroffen, um möglichst nicht mehr Informationen zu den Anlagen preiszugeben, als dem chinesischen Militär von Spionagesatelliten ohnehin bekannt sein dürften.

In der Vergangenheit sollen bereits mehrfach Ballons aus China im US-Luftraum beobachtet worden sein, jedoch nicht so kontrolliert wie in diesem Fall. Die Steuerung der Ballons erfolgt nicht über einen eigenen Antrieb, sondern durch Veränderung der Flughöhe, bis eine Luftschicht mit Wind in der passenden Flugrichtung gefunden ist. Google nutzte eine ähnliche Technik mit dem inzwischen eingestellten Projekt Loon, in dem Höhenballons die Aufgabe von Satelliten ähnlich den Starlinks von SpaceX übernehmen sollten.

Im Gegensatz zu Stratosphärenballons befinden sich Spionagesatelliten in rund 10 bis 20 mal größerer Entfernung von der Erdoberfläche. Das ermöglicht den Ballons Bildaufnahmen in hoher Auflösung mit vergleichsweise kleiner Optik. So kann ein herkömmliches Teleobjektiv oder Teleskop mit 15 bis 20 cm Durchmesser in einem Ballon die gleiche Auflösung am Boden erreichen wie ein Spionagesatellit mit einem 2,4 Meter großen Teleskopspiegel, mit denen etwa die KH-11-Spionagesatelliten der USA ausgestattet sind. Ähnliches gilt für die Leistung von Antennen bei der Kommunikation, wie in Project Loon.

Dabei sind Ballons wesentlich günstiger als Satelliten und können in viel größerer Stückzahl gebaut und gestartet werden. So wird die Ballontechnik von Project Loon seit Ende des Projekts von dem Unternehmen Aalyria auch in den USA für militärische Zwecke weiterentwickelt.

Nachtrag vom 4. Februar 2023, 21:42 Uhr

Der Ballon wurde am Samstagabend über der Ostküste der USA von einer F-22 Raptor mit einer AIM-9X-Sidewinder-Rakete abgeschossen. Soweit bekannt, war es der erste Abschuss eines Ziels in der Luft durch den Tarnkappenjäger, von Tests und Übungseinsätzen abgesehen.

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