Kaum Umsatz, aber Milliarden wert: Chinas neue KI-Sensation Cambricon Technologies

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Mit Cambricon Technology scheint aktuell ein neuer KI-Gigant aus der Volksrepublik China die Bildfläche betreten zu haben. Einige Medienberichte vergleichen das Unternehmen sogar mit Nvidia; dabei war es lange mehr oder weniger unbekannt – bis in den vergangenen Monaten der Aktienkurs regelrecht explodierte. Ende August überholte die Aktie sogar die des auch im Ausland bekannten Spirituosenherstellers Kweichow Moutai(öffnet im neuen Fenster) – zuvor der am höchsten bewertete Anteilsschein. Zeit also, einen Blick auf Cambricon und seine Produkte zu werfen.
Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen Nvidia und Cambricon, das seinen Aufstieg zu einem guten Teil Nvidias Problemen auf dem chinesischen Markt verdankt. Das Exportverbot für die H20, Gerüchte über Hintertüren sowie wachsender Druck seitens der Regierung der Volksrepublik, auf heimische Hardware zu setzen, sorgten für steigende Nachfrage bei chinesischen Herstellern von KI-Beschleunigern. Neben Cambricon sind hier noch Huawei mit seinen Ascend 910, Biren, Hygon, Moore Threads sowie weitere, weitgehend unbekannte Unternehmen aktiv.
Anleger – auch institutionelle wie Goldman Sachs – erwarten hier weiter steigende Umsätze. Im Fall von Cambricon waren die allerdings so groß, dass das Unternehmen selbst kürzlich auf die extrem verzerrte Bewertung hinwies(öffnet im neuen Fenster) : Zeitweise lag die Bewertung bei über 600 Milliarden Yuan (72 Milliarden Euro) – mehr als das 5.000-Fache des Umsatzes von 2024. Zuvor war der Kurs der Aktie binnen eines Monats um 134 Prozent gestiegen.
Allein eine kurze Ankündigung von Deepseek, künftig mit UE8M0 einen neuen 8-Bit-Gleitkomma-Datentyp und damit chinesische Hardware der nächsten Generation zu unterstützen, sorgte für einen Kurssprung um 20 Prozent(öffnet im neuen Fenster) . Doch auch Umsatz und Gewinn waren nach Jahren mit Verlusten in Milliardenhöhe gestiegen, bereits im ersten Quartal 2025 machte Cambricon fast so viel Umsatz wie im gesamten Vorjahr.
Vom Forschungsprojekt zum Hoffnungsträger
Die Geschichte des Unternehmens ist verhältnismäßig schnell erzählt: Gegründet wurde Cambricon 2016 ausgehend von einem Forschungsprojekt, das auf dem 43. International Symposium on Computer Architecture (ISCA) vorgestellt wurde(öffnet im neuen Fenster) . Die Veröffentlichung trug bereits den Namen Cambricon, entwickelt wurde der nach eigenen Angaben erste dedizierte KI-Beschleuniger unter dem Namen Dadiannao seit 2014 am Institut für Computertechnologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.
Der Name des Unternehmens ist laut dem chinesischen Wikipedia-Eintrag(öffnet im neuen Fenster) an die kambrische Explosion angelehnt, als eine rapide Zunahme an Arten stattfand. Eine ebenso umwälzende Veränderung erwartet das Unternehmen durch KI.
Der einstige Geschäftspartner ist heute Konkurrent
Den ersten größeren geschäftlichen Erfolg hatte Cambricon mit für Huawei entwickelten Neural Processing Units (NPUs), entwickelte parallel aber Beschleuniger für Server. Der erste kam 2018 als MLU100 auf den Markt. Das Kürzel steht für Machine Learning Unit, Cambricon nutzt es bis heute. Die Chips hingegen nennt der Hersteller Siyuan. Huawei entwickelte bald eigene NPUs und die Ascend-Beschleuniger, was Cambricon über Jahre in die roten Zahlen stürzte.
Auf der eigenen Homepage wird die im März 2022 vorgestellte(öffnet im neuen Fenster) MLU370-Reihe als aktuelle Hardware-Generation präsentiert. Die Karte gibt es in zwei Varianten, bei der FCC eingereichte Unterlagen (PDF)(öffnet im neuen Fenster) zeigen, dass ein Open Accelerator Module (OAM) geplant und vermutlich auch ein Verkauf außerhalb der Volksrepublik angestrebt war.
Sicher verkauft werden aber nur drei PCIe-Varianten. Das größte Modell, X8, ist mit 48 GByte LPDDR5-Speicher und zwei Packages mit je zwei Chiplets bestückt. Vier der Karten können über einen an SLI erinnernden Verbinder mittels MLULink verbunden werden. Das erinnert an Nvidias NV-Link, die Bandbreite liegt allerdings bei lediglich 200 GByte/s für die Vierergruppe.
Wie auch Huawei listet Cambricon die interessanten Produkte nicht auf der Homepage. Das Unternehmen steht seit Dezember 2022 auf der Sanktionsliste des US-Handelsministeriums(öffnet im neuen Fenster) , seitdem steht die Entwicklung aber nicht still.



