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Kabelnetzbetreiber: Schwarzsehen lässt sich dauerhaft kaum abstellen

Ein Kabelnetz -Betreiber erklärt, dass es extrem aufwendig bis fast unmöglich sei, Schwarzsehen dauerhaft zu verhindern. Vodafone stellt dies bislang anders dar.
/ Achim Sawall
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Sperrfilteraufsatz für Antennendosen (Bild: Polytron)
Sperrfilteraufsatz für Antennendosen Bild: Polytron

Durch den Wegfall der Abrechnung des Kabelfernsehens über die Mietnebenkosten ist der Markt im Umbruch. Marktführer Vodafone hat erklärt, das Thema Schwarzsehen sei zu lösen.

"Besteht für den Empfang von Kabelfernsehen in bereits umgestellten Wohnobjekten kein Vertrag zwischen Mieter und Vodafone, liegt eine ungerechtfertigte Nutzung vor, wenn der Mieter trotzdem weiter das Kabel-TV nutzt. Bei hartnäckige Schwarzsehern kann das zur Sperrung des Anschlusses führen" , sagte Firmensprecher Volker Petendorf Golem.de auf Anfrage.

Man gehe bei Sperrungen punktuell, überlegt und zielgerichtet vor, betonte er. Die Deaktivierung von Kabelanschlüssen erfolge dabei vor Ort durch Techniker, beispielsweise an den Hausverteilern im Keller. "So gehen wir bereits seit 2022 vor und das werden wir auch nach dem Ablauf der Übergangsfrist zum 1. Juli 2024 so praktizieren" , sagte Petendorf.

Andere Kabelnetzbetreiber sehen das anders. Die Rehnig Group ist schwerpunktmäßig in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen mit rund 500.000 verkabelten Wohneinheiten aktiv. Davon sind 100.000 unter Vertrag. Der mittelständische Kabelnetzbetreiber erklärte, dass die Lösung für Schwarzsehen nicht so einfach sei.

Vorgehen juristisch fraglich

Im Blog der Rehnig Group heißt es über Vodafone(öffnet im neuen Fenster) : "Es wird so getan, als sei die Fortführung der Kabel-TV-Versorgung ein Kinderspiel. In vielen Gebäuden sind die Kabelanschlüsse allerdings in einer sogenannten Baumstruktur angelegt, das heißt, dass das TV-Signal quasi von der ersten bis zur letzten Wohnung durchgeschliffen wird. Das hat Konsequenzen: Es gibt keine technische Möglichkeit, in Gebäuden mit Baumstruktur einen einzelnen Haushalt einfach vom Kabelnetz abzuklemmen."

Vodafone müsste demnach jedes Mal einen Techniker beauftragen, der im Keller teure Frequenzfilter installiert. Die können aber nicht eingesetzt werden, wenn im Haus jemand über den Kabelanschluss das Internet nutzt. Den Kabelanschluss im Wohnzimmer zu verplomben, sei wenig praktikabel und wegen des notwendigen Zugangs zur Mietwohnung auch juristisch fraglich.

Rehnig-Group-Firmenchef Uwe Rehnig sagte im Gespräch mit Golem.de, dass die Deaktivierung von Kabelanschlüssen am Hausverteiler im Keller nur bei der Sternstruktur möglich sei, nicht aber bei der Baumtopologie.

Baumnetze im Millionenbereich

Baumnetze seien in Wohneinheiten in siebenstelliger Zahl zu finden, erklärte Rehnig. Genauere Zahlen seien nicht bekannt. "Es ist sehr schwierig; man kann Aufsatzfilter bauen lassen, doch das hat keinen Bestand, wenn der Mieter wirklich ein Interesse hat. Nach Mieterwechseln haben wird keine 10 Prozent dieser Filter noch vorgefunden."

Es gebe Fälle, in denen die Versorgung in Baumnetzen dann komplett eingestellt worden sei. "Wenn wir keine 50 Prozent der Mieter als Kunden gewinnen, ist das nicht kostentragend und wir müssen die TV-Versorgung eben einstellen" , betonte Rehnig. Denn der Vorlieferant wolle weiter für das Signal bezahlt werden, sagte Rehnig. Vodafone ist in sehr vielen Fällen Vorlieferant für das TV-Signal und durch Docsis auch für Internetdienste.

Dazu komme, dass der Techniker für den Einbau der Filter bezahlt werden müsse, sagte Rehnig. Wechsle der Mieter, müsse der Filter gegebenenfalls wieder ausgebaut werden, was einen neuen bezahlten Technikereinsatz erfordere. Nicht grundlos erklärte Vodafone, man gehe bei Sperrungen "punktuell" vor.


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