Wunderkinder?
"Ich halte mich nicht für ein Wunderkind", sagt Malte. Lukas sagt: "Wenn man sich viel mit dem Computer beschäftigt, dann erreicht man irgendwann ein Level, auf dem man sehr gut damit umgehen kann." Zwar erfüllen die beiden die Definition eines Wunderkinds insoweit, als sie schon als Jugendliche Fähigkeiten haben, die man normalerweise erst im Erwachsenenalter erreicht. Sie sind Ausnahmen, weil sie Probleme sehen und Lösungen entwickeln, die andere nicht sehen. Hinter den Fähigkeiten von Nick, Lukas und Malte steckt aber vielleicht nicht nur Talent, sondern wohl eher Fleiß und in erster Linie: Neugier. Aber das verstehen nicht alle. Nick zum Beispiel erzählte seinen Freunden lange Zeit nichts davon, dass er gerade die Suche im Internet veränderte. Er hatte Sorge, sie würden ihn für einen Nerd halten.
Immer wieder fordern Experten, dass an der Schule viel mehr Programmierkenntnisse vermittelt werden sollten. Manche sprechen sogar davon, dass die Programmiersprachen nach und nach zumindest eine Fremdsprache ersetzen sollten. Sie haben die Hoffnung, dass auf diese Weise Talente wie Malte und Lukas gefördert werden. Aber geht diese Rechnung auf?
"Mit dem, was man in der Schule lernt, kann man nicht viel anfangen", sagt Malte. Er findet den Informatikunterricht größtenteils veraltet. Erst jetzt im Leistungskurs lerne er das meiste komplett neu.
Lukas hat die Schule in der zehnten Klasse abgebrochen und deshalb während seiner Schulzeit nur wenig Informatikunterricht genossen. "Ich bin immer in den Unterricht gegangen und habe die ersten zehn Minuten das gemacht, was wir gerade machen sollten - und mich danach mit den Sachen beschäftigt, die ich gerade selbst gebaut habe. Der Lehrer war ganz gut. Er hätte mir sicher etwas beibringen können, aber er musste das Niveau der Klasse bedienen", erinnert sich Lukas.
Christian Borowski glaubt, dass man Schüler wie Malte und Lukas anders fördern muss. Nicht durch ein neues Pflichtfach, sondern durch Wahlfächer, wie es in vielen Bundesländern seit Langem üblich ist. "Erfinder sind oft begeisterte Querköpfe", sagt Borowski, der in Oldenburg einmal die Woche mit Grundschülern in einer AG Lego-Roboter programmiert. "Wenn man nur zu Hause vor sich hin programmiert, besteht die Gefahr, dass es unstrukturiert wird und keiner mehr die Codes lesen kann. In einer AG für Schüler, die bereits viel Programmiererfahrung haben, könnte Malte lernen, dass er Teile von Proxtube auch für andere Ideen verwenden kann, weil er die dahinterliegenden Konzepte in seinem Programm erkennt", so Christian Borowski.
Die entscheidende Qualifikation für einen Programmierer kann aber vermutlich auch der beste Lehrer nicht beibringen. Ein unbedarfter Mensch surft im Internet, stößt auf ein Problem und denkt sich: "Hm, geht nicht. Das ist wohl so." Ein programmierbegabter Mensch denkt vermutlich: "Geht nicht. Warum geht das nicht?" Und dann fängt er an, nach einer Lösung zu suchen.
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Junge Programmierer: Die Ungeduldigen |
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Ja, Softwareentwicklung in Indien (oder China) kann sich lohnen, jedoch sollte man sich...
mit 12 habe ich mit Programmieren begonnen, später auch als Programmierer gearbeitet, bis...
Keine Ahnung, ob Sie das noch lesen werden, aber hier mal eine Meinung vom einem...
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