Die Wertschöpfung geht ins Ausland
"Rationalisierung durch Automatisierung gibt es in der Autoindustrie schon lange", sagt Axel Schmidt, oberster Berater für den Bereich Automobil bei Accenture. "Doch wurde der Stellenabbau bislang durch steigende Absatzzahlen kompensiert." Inzwischen ist der Zenit der Beschäftigung in der deutschen Automobilbranche überschritten. Der globale Autoabsatz stagniert erstmals. In Europa wurde laut VDA im vergangenen Jahr nur ein Prozent mehr Autos zugelassen als im Vorjahr, in Deutschland immerhin noch fünf Prozent.
Gleichzeitig wurden mit 3,56 Millionen so wenig Autos wie zuletzt vor 22 Jahren in Deutschland gefertigt. "Die Wertschöpfung fließt ins Ausland, vor allem nach Nordamerika und China", sagt Schmidt. BMW betreibt sein größtes Werk in Spartanburg in South Carolina. Das schützt vor Währungsschwankungen und auch Zöllen, mit denen die US-Regierung immer wieder droht. Für Daimler ist China ein größerer Absatzmarkt als Deutschland. Dort hat sich von 2015 bis 2019 Daimlers jährlicher Absatz fast verdoppelt. Um in China verkaufen zu dürfen, waren jedoch lange Zeit Werke als auch Kooperationen mit heimischen Produzenten Pflicht, so dass verstärkt Arbeitsplätze dort entstanden und nicht in Deutschland.
255.000 neue Jobs durch Ladeinfrastruktur
In einer ehrlichen Rechnung sollte außerdem nicht fehlen, dass E-Autos auch neue Jobs schaffen. 255.000 bis 2030, schätzt der Bundesverband E-Mobilität. Zum Beispiel müssen Ladesäulen gebaut, gewartet und überwacht werden. Hier seien Elektriker, Elektrotechniker, Monteure, IT- und Servicekräfte gefragt, sagt Verbandspräsident Kurt Sigl. Mit Blick auf das eigentliche Ziel der NPM habe der Zwischenbericht ihm die Stimme verschlagen, so Sigl. "Es geht doch darum, Chancen aufzuzeigen. Da kann ich die destruktiven Aussagen nicht nachvollziehen", sagt der Verbandschef.
Auch Schmidt von Accenture sieht neue Jobs in der Autoindustrie entstehen, vor allem für Softwareentwickler. "Das Auto ist das ultimative mobile Gerät. Schon bald ist es das Smartphone auf Rädern", sagt er. Es gehe darum, wer den Kontakt zum Kunden habe, wer mit Services und Daten Geld verdient. Apple steht in den Startlöchern. Google bietet mit Android Automotive bereits ein komplettes Betriebssystem für Infotainmentsysteme im Fahrzeug. Neben Tesla kommen mit Byton und Nio, Rivian und Lucid Motors neue Anbieter auf den Automarkt. Kürzlich zeigte Sony auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas, wie sie sich ein Elektroauto vorstellen. Es ist ungewiss, ob der Unterhaltungselektronik-Konzern den Wagen jemals baut. Doch Auftragsfertiger werden Firmen wie Sony umgarnen, wenn Jobs aus der klassischen Autoindustrie ausbleiben. "Der Trend zum Elektroauto ist unumkehrbar", sagt Schmidt mit Blick auf die neuen, strengen CO2-Vorgaben der Europäischen Union. "Man kann sich dem Fortschritt nicht verweigern."
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Jobverluste in der Autobranche: E-Autos sind nicht an allem schuld |
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Du hast mich falsch verstanden. Ja von jemandem der 15 Jahre Erfahrung hat, erwarte ich...
Hast du ja jetzt ordentlich fundiert widerlegt, danke, Experte...
Das ist doch Quatsch. Die Strom-Industrie ist also die Mafia. Was ist dann die Öl...
Die Automobilindustrie nützt die Gelegenheit, um möglichst viele Arbeitnehmer zu...