Jericho4-Chip: Broadcom macht aus kleinen Rechenzentren ein großes

Hyperscaler bauen immer größere Rechenzentren, insbesondere, um hunderttausende KI-Beschleuniger zu beherbergen. Broadcom will das nun teilweise überflüssig machen: Der neu vorgestellte Switch-Chip Jericho4(öffnet im neuen Fenster) alias BCM99450 soll ermöglichen, über eine Million Beschleuniger zu einem großen Cluster zu vernetzen. Diese können dabei in verschiedenen kleinen Rechenzentren untergebracht sein, die bis zu 100 km voneinander entfernt liegen dürfen.
Die Jericho-Reihe vernetzt transparent mit Ethernet; Version 4 ist kompatibel mit Ultra Ethernet (1,6 TBit/s). Als erster Chip der Reihe ermöglicht Jericho4 zudem Remote Direct Memory Access (RDMA) over Converged Ethernet (RoCE). Ermöglicht wird das durch integrierten High Bandwidth Memory (HBM), der es erlaubt, auch große Datenmengen trotz der enormen Datenrate von 25,6 TBit/s (in Form von 32 Ports mit jeweils 800 GBit/s) zu puffern.
Die Bandbreite eines Chips reicht jedoch nicht für die Vernetzung von KI-Rechenzentren, weshalb mehrere Jericho4-Switches kombiniert werden können. Für das Routing zwischen ihnen kündigt die Produktseite(öffnet im neuen Fenster) bereits neue Fabric Router unter dem Namen Ramon4 an. Als Netzwerktopologie ist die auch in Rechenzentren weit verbreitete Leaf-Spine-Architektur vorgesehen.
Noch stärker auf KI ausgerichtet
Bereits der Vorgänger, Jericho3, wurde von Broadcom mit dem Fokus auf KI-Rechenzentren vermarktet. Jericho4 treibt dies mit neuen Features noch weiter: So können mittels Hyperport vier 800 GBit-Ethernet-Ports zu einem logischen 3,2 TBit/s-Port zusammengefasst werden.
Damit soll gegenüber individuellem Routing insbesondere bei intensivem Datenaustausch eine bessere Netzwerkauslastung erreicht werden: Broadcom verspricht eine Steigerung von bis zu 70 Prozent. Pakete können mittels der integrierten Elastic-Pipe-Prozessoren analysiert werden, um etwa eigene Routing-Protokolle zu realisieren. Credit-basiertes Routing soll Überlastungen und damit Paketverlust vermeiden, zudem sind dank integrierter Beschleuniger Verschlüsselung mittels IPsec und MACsec möglich.
Gegenüber dem Vorgänger ist nicht nur die Datenrate deutlich gestiegen (um rund 80 Prozent), sondern es können auch fast dreimal so viele Netzwerk-Ports adressiert werden: Jericho4 erlaubt bis zu 36.000 Hyperports, was 1,15 Millionen 100 GBit/s-Ports entspricht. Bei der Fertigung wechselt Broadcom zudem von einem 5-nm- auf einen 3-nm-Prozess.
Innerhalb der einzelnen Rechenzentren sieht Broadcom Jericho4 - wenig überraschend - idealerweise mit den eigenen Tomahawk6-Switches kombiniert. Hardware anderer Anbieter ist dank Ethernet-Standard aber auch möglich.



