ITX-PC mit SteamOS: Wir bauen die bessere PS5 Pro

Spätestens seitdem in Konsolen x86-Prozessoren und direkte Ableger von Gaming-GPUs verbaut werden, sind direkte Vergleiche mit PCs durchaus möglich. Üblicherweise enden diese besonders beim Preis-Leistungs-Verhältnis allerdings zugunsten der Konsolen, denn die Semi-Custom-Hardware(öffnet im neuen Fenster) ist nicht nur kompakt und günstig konzipiert, sondern wird auch in großen Stückzahlen gefertigt.
Bei der PS5 Pro scheint das anders zu sein. 800 Euro und mehr sind ein Preisbereich, in dem sich durchaus ein Gaming-PC realisieren lässt. Damit lassen sich dann nicht nur Spiele ausführen, nebenbei erhält man einen ganz normalen Desktop-PC, der sich auch für die Arbeit und andere Aufgaben nutzen lässt.
Wir haben uns für ein ITX-System entschieden, um den Formfaktor einer Konsole einigermaßen zu bewahren. Das Corsair 2000D Airflow(öffnet im neuen Fenster) ist ein ITX-Gehäuse mit ausreichend Platz für Grafikkarten und All-in-one-Kühler, das gleichzeitig dezent und wohnzimmertauglich ist. Bei der Wahl von Mainboard und CPU ist die Auswahl groß.
Alte CPU trifft auf moderne GPU
Um die Kompatibilität zu älteren Spielen zu wahren, behält Sony die 3,5-GHz-CPU mit Zen-2-Architektur auch für die PS5 Pro bei. Passend wäre daher ein AMD Ryzen 7 3700X, der ebenfalls acht Kerne und Zen 2 bietet, allerdings nicht mehr hergestellt wird. Wer den PC nachbaut, müsste daher zum Nachfolger greifen, dem AMD Ryzen 7 5700(X) .
| Sony PS5 Pro | DIY-PC | Preis (Euro) | |
|---|---|---|---|
| Gehäuse | Sony-Proprietär | Corsair 2000D | 90 |
| CPU | 8x Zen2 @ 3,5 GHz | AMD Ryzen 7 5700X (8x 3,7 GHz) | 135 |
| Mainboard | Sony-Proprietär | Asrock B550M-ITX/ac | 100 |
| Netzteil | Sony-Proprietär | FSP SFX-Pro 450W | 60 |
| Arbeitsspeicher | 16 GByte GDDR5 (geteilt mit GPU) | 16 GByte DDR4-3200 | 40 |
| Grafikkarte | AMD Oberon Plus (SoC) | AMD Radeon RX 7700 XT | 400 |
| GPU-Architektur | RDNA 3.5 | RDNA 3 | |
| GPU-Ausführungseinheiten | 60 | 54 | |
| GPU-Speicher | 256-Bit GDDR6 | 192-Bit GDDR6 | |
| Speicherdurchsatzrate | 448 GByte/s | 55 GByte/s (CPU), 438 GByte/s (GPU) | |
| SSD | 2 TByte NVMe | 2 TByte NVMe | 120 |
| Betriebssystem | Orbis OS (?) | SteamOS / Holo-Iso | |
| Kaufpreis | 800 Euro | 945 Euro |
Als Mainboard eignet sich jedes AM4-Modell, solange ausreichend USB-Anschlüsse und am besten WLAN und Bluetooth vorhanden sind, schließlich ist beides auch an einer PS5 Pro vorhanden. Wir haben uns für ein Asrock B550M-ITX/ac(öffnet im neuen Fenster) entschieden, zuzüglich 16 GByte DDR4-3200 Arbeitsspeicher von Gskill.
Das Herzstück bildet eine AMD-Grafikkarte. Hier gibt es einige Diskussionen, ob eine AMD Radeon RX 7700 XT oder doch eher die RX 7800 XT gerechtfertigt wäre. Ausgehend von Compute Units, Speicherbandbreite und der Kapazität des Grafikspeichers wäre die AMD Radeon RX 7800 XT die passendere GPU. Tatsächlich ist der Vergleich aber komplizierter.
Konsolen sind fast wie Laptops
In der Praxis kann die AMD Radeon RX 7700 XT allein auf ein Leistungsbudget von 245 Watt zurückgreifen, während sich das Oberon-Plus-SoC der PS5 Pro mit 180 Watt begnügen muss, in denen auch die CPU-Kerne enthalten sind. Die 54 Compute Units der RX 7700 XT dürften im direkten Vergleich durch ihre höhere Taktrate durchaus mit 60 Compute Units einer PS5 Pro mithalten können.
Auch beim Speicher ist es nicht so einfach. Denn das 256-Bit-Interface der PS5 Pro kommt durch den eher langsamen Speicher auf eine Durchsatzrate von 448 GByte/s, die zudem für CPU und GPU genutzt wird. Das ist nur minimal schneller als die 432 GByte/s, die eine AMD Radeon RX 7700 XT an einem 192-Bit-Interface erreicht, hier allein für die Grafikkarte.
Die Software hat großen Einfluss auf Leistung und Komfort
Gegen die Wahl der AMD Radeon RX 7700 XT spricht allerdings, dass Spiele für Konsolen in den meisten Fällen sehr gut optimiert sind, da die Hardwarekonfiguration stets identisch ist. Der gemeinsame Arbeitsspeicher kann so effektiver genutzt werden, Gleiches gilt für die CPU-Kerne und die Grafikeinheit selbst.
Je nach Spiel halten wir es daher für durchaus möglich, dass eine Zen-3-CPU wie ein AMD Ryzen 7 5700X sowie eine AMD Radeon RX 7800 XT jeweils die passendere Vergleichskomponente sein können, da die etwas schnellere Hardware den Nachteil durch die weniger optimierte Software so wieder ausgleichen kann.
SteamOS statt Windows?
Nachdem die Hardware passend gewählt wurde, stellt sich die Frage nach dem Betriebssystem. Neben klassischem Windows 11 wäre für eine Konsole ein speziell für Gaming ausgelegtes Betriebssystem möglicherweise die passendere Wahl. Pop-OS(öffnet im neuen Fenster) liegt als Linux-Distribution mit starkem Gaming-Fokus nahe.
Wir haben Holo-Iso(öffnet im neuen Fenster) ausprobiert, das die Möglichkeit bietet, SteamOS auf anderen Computern als dem Valve Steamdeck zu installieren. Eine offizielle Möglichkeit, das Betriebssystem von Valve auf anderen PCs zu installieren, gibt es, trotz Ankündigung von Valve, weiterhin nicht.
Wer schon einmal ein Linux-Betriebssystem installiert hat, dürfte mit dem Installationsprozess keine größeren Probleme haben. Allerdings wird Holo-Iso mittlerweile nicht mehr auf Github gepflegt, stattdessen gibt es Updates im dazugehörigen Telegram-Channel(öffnet im neuen Fenster) . Wem das zu heikel ist, empfehlen wir lieber beim besser unterstützten Pop-OS zu bleiben.
Der Konsolenfaktor fehlt teilweise
Technisch und funktional betrachtet haben wir so einen Computer entworfen, der einer Playstation 5 Pro sowohl in Leistung als auch Wohnzimmertauglichkeit nicht nachsteht. Er lässt sich wie eine Konsole bedienen, ist kaum größer und anders als die PS5 auch als Alltags-PC nutzbar und besser erweiterbar.
Dennoch fehlt letztendlich der Konsolenfaktor. Einfach einschalten und das neueste Spiel am Erscheinungstag spielen könnte mit unserem inoffiziellen SteamOS schwer werden, selbst echtes SteamOS wäre kein Garant für reibungslose Funktion. Hier müsste zumindest Windows 11 verwendet werden, was die Bedienung als Konsole allerdings erschwert.
Auch wenn wir am Ende allerhand Steam-Spiele einfach installieren und spielen können, wird die DIY-Konsole nie ganz den Charakter eines Hobby-Projekts los. Letztendlich ist es eine Frage der Ansprüche. Wer mit neuen Spielen etwas warten kann oder einfach nur eine Konsole braucht, die Spiele mit guter Grafik darstellen kann und ins Wohnzimmer passt, kann mit einem Eigenbau glücklich werden.
Echtes Playstation-Feeling kommt aber nicht auf, dafür braucht es weiterhin eine echte Konsole von Sony. Wir halten einen Mini-PC daher für eine gute Alternative zur Playstation, aber dabei bleibt es letztendlich auch. Ein Ersatz für eine echte Konsole wird daraus nicht.



