Großkonzerne dominieren schon immer die Zeit
Nach Erfindung der Eisenbahn wurde die astronomische Zeit zunehmend unpraktisch und Fehler immer gefährlicher. Um Kollisionen von Zügen zu vermeiden, mussten synchrone Zeitpläne ausgearbeitet werden. Zunächst wurden dafür regelmäßig frisch gestellte Uhren per Zug zu den angeschlossenen Bahnhöfen gefahren wurden, später kam die Zeit per Telegrafie. Die Uhren wurden nach dem Zug gestellt und nicht mehr nach den Sternen.
Sandford Fleming, Chefingenieur der Canadian Pacific Railway machte den 1893 auch in Deutschland umgesetzten Vorschlag, die Welt zugunsten der Eisenbahnen in Zeitzonen zu unterteilen. Seitdem steht die Sonne fast nirgendwo mehr um 12 Uhr mittags am höchsten. Aber das tat sie wegen der Exzentrizität der Erdumlaufbahn und der dadurch entstehenden Abweichungen genau genommen ohnehin fast nie. (Und wir reden nicht über die Sommerzeit.)
Ja, ein wenig Bauchschmerzen bereitet die Idee im ersten Moment schon, die Schaltsekunde abzuschaffen. War da nicht immer diese verwirrende Sache mit dem julianischen und gregorianischen Kalender und der Oktoberrevolution, die in Russland im November stattfand? Stimmt. Aber hier geht es nicht darum, dass ein Kalender im Lauf von 2.000 Jahren um Wochen aus dem Takt gerät, weil zu den Jahrhundertwenden keine Schalttage ausgelassen wurden. Denn nur alle 400 Jahre, wie im Jahr 2000, ist im gregorianischen Kalender doch mal ein Schalttag an einer Jahrhundertwende vorgesehen.
Selbst für die Astronomie wird alles besser
So schlimm wird es ohne Schaltsekunden nicht kommen. Bei einem Zeitversatz von ungefähr einer Minute pro Jahrhundert - in den letzten 50 Jahren wurden 27 Sekunden eingeschoben - ergibt sich über 2.000 Jahre nur eine Verschiebung von etwa 20 Minuten. Selbst das hat im Alltag keine nennenswerten Folgen, wie wir als Bewohner der mitteleuropäischen Zeitzone wissen, wo zwischen dem Sonnenaufgang im Osten von Polen und dem im Westen von Spanien über 3 Stunden vergehen, aber alle Uhren die gleiche Zeit anzeigen.
Wenn es doch zu viele Schaltsekunden werden, kann der notwendige Abgleich auch zusammen mit der nächsten Kalenderreform eingeführt werden. Denn das echte Jahr hat nur 365,24217 Tage. Im gregorianischen Kalender mit seinen 365,2425 Tagen pro Jahr müssen wir also in 10.000 Jahren etwa vier Schalttage auslassen, weil das Jahr um 11 Minuten und 15 Sekunden zu lang ist. Für das Jahr 2400 sollte also vielleicht diskutiert werden, den überflüssigen Schalttag vom 29. Februar 2400 auf rund vier Minuten zu verkürzen und ihn zum kürzesten Tag aller Zeiten zu machen.
Wenn sich die Zeiten ändern, ändert sich auch, wie die Zeit gemessen wird. Die Argumente im Beitrag von Facebook, dass die Schaltsekunden kaum Nutzen bringen und viel mehr Schaden anrichten, betreffen fast jede Software im Internet, nicht nur die von Großkonzernen. Im Grunde ist es selbst für die Astronomie gut. Denn die kann ihren Zeitstandard nun mit jeder gewünschten Präzision mit der Erdrotation abgleichen, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse aller Systeme nehmen zu müssen, die hauptsächlich an einer möglichst gleichmäßig verlaufenden Uhrzeit interessiert sind.
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IT-Zeitprobleme: Die Schaltsekunde soll weg und das ist auch gut so |
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Und die Schaltstunden im Frühjahr und Herbst?
Die Einheit koppelt auf einfache Weise Zeit und Erdrotation. Und wenn sich der Fehler...
Jede Art Zeitmessung beruht auf "der Natur". Nur nicht unbedingt auf der Erdrotation.
Nennt sich TAI (Temps Atomique International) und kann von Meta sofort verwendet werden...
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