Technische Welten 'absolut getrennt'
Bis die ersten Gateways flächendeckend eingesetzt werden können, dürfte es ohnehin noch einige Zeit dauern. Stromnetz Berlin rechnet mit einem Einbau ab circa 2017, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale Bundesverband lohnt sich die Anschaffung von Smart-Grid-fähigen Geräten daher derzeit noch nicht. Denn von technischen Standards für die Verbindung von Stromnetz und Hausnetz sei man noch weit entfernt, sagte die zuständige Referentin Johanna Kardel zu Golem.de.
Auch der Messsystemhersteller Landys+Gyr sieht bei der Verbindung von Stromnetz und Hausnetz eine "große Baustelle". Der Grund: "Diese Welten sind absolut getrennt", sagte Unternehmenssprecher Thomas Zehnder Golem.de. Das liege auch daran, dass die Zählerhersteller fast ausschließlich die Energieversorger als Kunden hätten. Standards, welche die Interoperabilität dieser Märkte ermöglichen, gebe es heute nicht. Zudem reiche die Überwachung im Verteilnetz in der Regel bis zur Trafostation. Allerdings ermöglichen Smart Meter Gateways den Netzbetreibern eine komfortable Fernablesung und können es den Verbrauchern ermöglichen, über Webdienste ihren Verbrauch zeitnah zu kontrollieren.
Hoffen auf EEBus-Konzept
Wenn es um die Entwicklung einer standardisierten Kommunikation zwischen Smart Grid und Smart Home geht, verweisen Energieversorger und Haushaltsgerätehersteller gerne auf die Initiative EEBus. Dieser gehören bislang etwa 50 Firmen an, darunter Energieversorger wie EnBW und Eon, Haushaltsgeräte- und Schalterhersteller wie Miele, Bosch, Gira, Busch & Jäger sowie Telekommunikationsfirmen wie die Deutsche Telekom und Kabel Deutschland. EEBus ist der Initiative zufolge kein neues Bus-System, sondern soll "als Middleware der Universalübersetzer zwischen existierenden Feldbus-Systemen" werden. EEBus definiere dabei auf Basis neuer Anwendungsfälle bestimmte Anforderungen für den Datenaustausch. "EEBus beschreibt, wie zukünftig bei einem kritischen Netzzustand beispielsweise anhand eines Preismodells ein Anreiz gegeben werden kann, damit der Verbrauch entsprechend reduziert wird", sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Ein solcher Anwendungsfall sei auch der Sunny Home Manager, den Miele zusammen mit dem Solartechnik-Hersteller SMA auf der Basis des Qivicon-Protokolls umsetzt, das wiederum von der Telekom entwickelt wurde. Neben dem Praxis-Szenario "Eigenstrom-Optimierung" führt die EEBus-Initiative noch die Szenarien "Energie-Management", "Home Automation" und "Smart Home Plattform" auf. EEBus ist dabei technologieneutral und soll auch für verbreitete Protokolle wie Zigbee und KNX gelten.
Die Initiative räumt allerdings ein, dass die Verbindung von Smart Grid und Smart Home auch Sicherheitsprobleme mit sich bringt. Hacker könnten die Schnittstellen als Einfallstor in das intelligente Stromnetz nutzen. Zudem beschäftigt sich die EEBus-Initiative mit der Frage, welche Sicherheitskonzepte für eine Verbindung zwischen Smart Grid und Smart Home erforderlich sind. "Wie können wir sicherstellen, dass es über ein Energiemanagement-Gateway, das als Zentrale für eine Heimvernetzung dient, zu keiner Bedrohung für Messsysteme der Netzbetreiber kommt?", sagte der Sprecher.
Verordnungspaket bis Ende des Jahres
Angesicht der zahlreichen Schwierigkeiten und Widerstände wird mit Spannung erwartet, welche Vorgaben die Regierung bei der Umsetzung des intelligenten Stromnetzes machen wird. Bis Ende des Jahres soll das entsprechende Verordnungspaket des Bundeswirtschaftsministeriums zu "intelligenten Netzen" vorliegen, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte. Die "Verordnung über den Einbau und die Administration intelligenter Messsysteme" legt fest, für welche Verbraucher und Stromerzeuger die Smart Meter Gateways innerhalb welchen Zeitraums verpflichtend werden. Je nachdem, wie sich die Regierung entscheidet, kommen auf Netzbetreiber und Verbraucher bis zu 21 Milliarden Euro an Kosten zu.
Unabhängig von der Entscheidung dürfte der Effekt auf den Stromverbrauch dabei gering bleiben. Die Mannheimer Pilotstudie hat unter anderem gezeigt, dass sich der geringe Mehrverbrauch durch die Steuerungssysteme mit geringfügigen Einsparungen "etwa die Waage gehalten" hat. Allerdings würde sich alleine durch den Austausch der mechanischen Ferraris-Zähler durch elektronische Zähler eine Einsparung von mehr als 1.000 Gigawattstunden jährlich ergeben. Wie viel zusätzliche Standby-Leistung durch die intelligenten Haushaltsgeräte benötigt wird, ist hingegen schwer einzuschätzen.
Eines scheinen bisherige Studien und Feldversuche wohl zu zeigen: Die Energiewende braucht intelligente IT-Systeme. Aber sie müssen auch intelligent eingesetzt werden.
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Keine Verbindung zwischen Smart Grid und Smart Home |
Waschmaschine klappt wegen nasser Wäsche ebenso wenig. Das einzige, was mir so gerade...
Halte ich für ein Gerücht. Die beste Form wäre eine komplett dezentrale, lokale...
Nicht unbedingt. Als die ersten Solarpanele auf den Markt kamen, waren die noch so...
wenn irgendetwas angeglichen wird, dann doch immer auf das höhere Niveau. Gab's doch...