IT-Konsolidierung: Bund zahlt fast 1 Milliarde Euro für IT-Berater

Bei dem seit 2015 laufenden Projekt, die Computerarbeitsplätze und Rechenzentren von Bundesministerien und Behörden zu modernisieren, steigen die Beraterkosten massiv an. Wie der Spiegel unter Berufung auf einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen berichtet(öffnet im neuen Fenster) , hat das Bundesinnenministerium von Horst Seehofer (CSU) bis Ende 2019 rund 250 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben. Bis zum Jahr 2025 hat das Ministerium, von dem das Vorhaben bis vor Kurzem geleitet wurde(öffnet im neuen Fenster) , dafür weitere rund 400 Millionen Euro eingeplant.
Die IT-Konsolidierung des Bundes war vom Kabinett 2015 beschlossen und ursprünglich insgesamt mit 1 Milliarde Euro veranschlagt worden. Dabei sollen im Kern einheitliche IT-Arbeitsplätze in knapp 200 Behörden und Ministerien eingerichtet werden. Bisher herrscht dort ein Wildwuchs bei Rechnern, Software und Verfahren. Das umfassende Vorhaben war auf zehn Jahre angelegt, doch die Kosten stiegen schnell.
Aufgrund der wachsenden Mehrkosten hat das Kabinett das Projekt im November 2019 neu organisiert und dem Finanzministerium und dessen IT-Dienstleister mehr Aufgaben übertragen. Dies sorgt nun für weitere Mehrkosten und Verzögerungen. Für dieses Jahr sieht das Haus von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) 238,7 Millionen Euro für "externe Unterstützung" vor, darunter auch Werkverträge für Wartung oder Programmierung.
Anders als das Innenministerium will man über die Beraterkosten in den kommenden Jahren noch keine Auskunft geben, derzeit würden "Grundlagendokumente für das weitere Vorgehen erarbeitet" . Das Kanzleramt, das im Herbst das Controlling an sich gezogen hat, will für seine neue Aufsichtsrolle ebenfalls Know-how von außen einkaufen, für rund 590.000 Euro im laufenden Jahr.
Die bis 2025 bekannten Beraterkosten summierten sich damit auf fast 900 Millionen Euro, kritisieren die Grünen-Abgeordneten Sven-Christian Kindler und Tobias Lindner: "Für das Geld, das die Bundesregierung in den letzten Jahren im Projekt IT-Konsolidierung des Bundes nur für Berater verpulvert hat, hätte man wahrscheinlich die gesamte IT aller Bundesbehörden komplett neu kaufen können." Dabei habe das eingekaufte Wissen "nur wenig genützt" . Auch die Neuplanung laufe "im Schneckentempo" . Unter diesen Umständen werde es "noch mehr als zehn Jahre dauern, bis die IT der 130 Behörden konsolidiert ist" .



