Unternehmen wissen oft nicht, wie ITler ticken
Im Schnitt bekommen Entwickler mit aktuellen Lebensläufen und Referenzen sechs Angebote am Tag von Systemhäusern, Startups und Großkonzernen, sagt Marco Nadol. Manchmal brauchen sie noch nicht einmal gute Unterlagen dafür. Dass manche Stellen nicht besetzt werden, liege bei der heutigen Marktlage vor allem an den Arbeitgebern. Diese hätten nämlich oft unrealistische Vorstellungen, wie viel selbstständige Entwickler kosten, die eine App programmieren oder Wissenslücken überbrücken, wenn eine neue Software eingeführt wird. Oft bieten sie ihnen viel zu wenig. "Wenn sie nur Top-Leute haben und einen kleinen Preis zahlen wollen, funktioniert das eben nicht. Es ist Teil unseres Jobs, das zu vermitteln", sagt Nadol.
Im Freelancing-Bereich hat der Kandidat einen Vertrag mit Hays und verhandelt seinen Tagessatz; Hays wiederum verhandelt mit dem Kunden. "Wir kaufen ein und wir verkaufen. Die Freelancer agieren als Unternehmer und wissen, was sie wert sind. Manchmal geht es um zwei, drei Euro, die ein Kunde nicht bereit ist, mehr zu zahlen und dann kommt kein Deal zustande", sagt Marco Nadol. Darum empfindet er seinen Job als emotional: "Es ist eben People Management. Wenn man einen Kühlschrank bei einem Elektromarkt bestellt, kommt der auch. Bei Menschen spielen viele Faktoren eine Rolle. Es kann sein, dass sie gut passen, ihnen aber die Aufgabe zu langweilig ist. Und dann fangen wir wieder von vorne an. Man muss Recruiting schon lieben, sonst wird man nicht glücklich."
Damit möglichst viele Deals zustandekommen, muss er den Auftraggebern vermitteln, wie ITler ticken und was man ihnen bieten muss, damit sie sich für ein Projekt entscheiden. "Sie möchten nicht irgendwelche langweiligen, stupiden Codes für die nächsten Jahre abarbeiten. ITler lassen sich selten auf feste Stellen ein und lernen stattdessen lieber öfter Neues dazu, wollen ihren Arbeitsort flexibel wählen, mal von zu Hause arbeiten, mal im Coworking Space oder aus dem Urlaub. Die Work-Life-Balance spielt eine enorme Rolle", sagt der Personalvermittler.
Nadol hat außerdem festgestellt, dass in den letzten drei Jahren die Leistungsstunden pro Woche abgenommen haben. Statt fünf Tagen arbeiten immer mehr Selbstständige nur noch vier und widmen den Rest der Zeit eigenen Projekten. Nur wenn Firmen diese Freiheiten bieten, können sie die IT-Talente für sich gewinnen.
Headhunter checken schon mal, ob ihre Nachbarn Potenzial haben
Wenn man jeden Tag nach passender Besetzung für IT-Jobs sucht, lässt es sich wohl kaum vermeiden, dass die Recruiter-Brille auch nach Feierabend aufgesetzt bleibt. "Man hat schon feine Antennen dafür", sagt Nadol. "Wenn jemand irgendwas mit IT zu tun hat, hake ich immer nach, ob er oder sie uns kennt. Mein Nachbar war sogar schon bei uns im System, das wusste ich gar nicht."
Spätestens seit er als Recruiter arbeitet, hat er keine Scheu mehr, Leute anzusprechen: "Sicherlich muss man offen sein, das bringt der Job mit sich." Das wirke sich schon aufs Privatleben aus. "Man hat keine Schwierigkeiten, auf Partys auf fremde Personen zuzugehen. Diesen Effekt kennt jeder Kollege. Wenn man nicht vorher schon offen war, wird man es auf jeden Fall."
Weiß man das, hat man vielleicht auch auf der nächsten Bitcoin-Konferenz keine Hemmungen mehr, die IT-Headhunter mit dem suchenden Blick anzusprechen. Selbst wenn man nicht unbedingt in die Datenbank will, ein paar gute Tipps für den Freelancer-Markt bekommt man auf jeden Fall - oder Smalltalk über Fußball.
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Meine Erfahrung ist genau andersrum: Man erfüllt nur 90% der Anforderungen? Ja ne äh da...
Ich als freiberuflicher IT-Berater arbeite nur mit solchen Zuhältern zusammen, aus...
B2B APIs werden an jeder Ecke entwickelt hier. Dahinter natürlich dann auch komplexe...
Soweit ich informiert bin geht es dabei nicht um Arbeitnehmerrechte, sondern um das...
(...) Absolut - so haben wir dann doch beide eine ziemlich ähnliche Meinung :)