IT-Fachkräftemangel: Arbeit ohne Ende
Noch nie gab es in Deutschland so viele offene IT-Stellen wie derzeit. Für fest angestellte Mitarbeiter bedeutet dies vor allem eines: Mehrarbeit.

Eigentlich würde Michael Thelen gerne kürzertreten. Aber das gelingt ihm nicht. Im Gegenteil. "Ich werde mit Arbeit überhäuft", klagt der IT-Forensiker im Landeskriminalamt Düsseldorf. Thelens Job ist es, Manipulationen an Geldspielautomaten aufzudecken. Diese Aufgabe wird zunehmend anspruchsvoller, weil die Geräte komplexer werden. Doch personelle Verstärkung ist für seine Ein-Mann-Abteilung nicht in Sicht. Denn gute IT-Leute sind in Zeiten des Fachkräftemangels rar - und die wenigen suchen sich besser bezahlte Jobs, als sie im öffentlichen Dienst angeboten werden.
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Ob Arbeitsverdichtung wie bei Thelen, neue Aufgabengebiete oder die Notwendigkeit zur Weiterbildung - der Fachkräftemangel in der IT treibt auch jene vor sich her, die bereits fest im Job sind. Einerseits stehen angestellte IT-Leute bei ihren Arbeitgebern hoch im Kurs, so dass Chefs versuchen, die Attraktivität des Arbeitsplatzes zu steigern, etwa indem sie immer öfter Homeoffice einführen. Auf der anderen Seite kommen Angestellte um Mehrarbeit nicht herum.
"IT-Beschäftigte müssen für diejenigen mitarbeiten, die der Chef auf dem Arbeitsmarkt nicht finden kann", sagt Michael Jäkel, Bundesfachgruppenleiter IT bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Golem.de. "In manchen Unternehmen werden Projekte von nur zwölf Mitarbeitern gestemmt, an denen früher 20 gearbeitet haben."
Neun von zehn Fachkräften machen Überstunden
Tatsächlich fühlen sich schon jetzt 77 Prozent der IT-Mitarbeiter in Unternehmen überlastet. Dies geht aus einer Studie von Ontrack Datenrettung vom Herbst vergangenen Jahres hervor. Demnach machen 89 Prozent der IT-Mitarbeiter in deutschen Unternehmen Überstunden, 40 Prozent sogar sechs bis zehn Stunden pro Woche - nicht immer freiwillig. "Die meisten IT-Beschäftigten arbeiten mehr, als ihnen lieb ist", sagt Jäkel.
Hinzu kommt: Mitarbeiter sind nicht nur stärker belastet als früher. "Sie müssen mittlerweile oft auch Aufgaben übernehmen, für die sie nicht qualifiziert sind. Das führt zu zusätzlicher Belastung", sagt Jäkel. Dabei wollen Arbeitnehmer und Arbeitgeber dies eigentlich vermeiden. Denn laut der Studie sind Stress und Überlastung die häufigsten Gründe für Fehler.
Auch Thelen arbeitet länger, als er eigentlich möchte. "Zwar könnte ich den Job noch mit 70 machen und auch die gleiche Leistung bringen wie ein 25-Jähriger, aber leider nicht 40 Stunden in der Woche. Mir fehlt die Zeit zur Erholung." Und das wird wohl auch so bleiben. Die restlichen Jahre seiner Karriere werde er wohl allein im Büro verbringen, vermutet der 59-Jährige.
Einige Vorteile hat der Fachkräftemangel immerhin für die IT-Experten im Job.
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Würde ich so nicht sagen. Es ist nicht prinzipiell so, dass wir den Kunden "wenig...
Tja ist leider so. Zum Vergleich: ohne Berufserfahrung, nur mit Studienabschluss ist...
Mir scheint, du hast die Realität aus den Augen verloren. Ein Viertel aller AN arbeitet...
Dafür hat man natürlich die Kennwort-Historie und die Komplexitätrichtlinienen. Einfache...