Es gibt einen großen Markt für Entwickler, die nicht gut, aber ''gut genug'' sind

Man könnte versucht sein zu denken, dass all das der natürliche Zustand der Welt ist und für alle Berufe gilt. Aber das ist nicht so.

Es gibt eine Menge Jobs, die in die Kategorie "leicht zu beherrschen" fallen. Jobs wie Taxifahrer, Bauarbeiter oder Barkeeper. Jobs, bei denen ein großer Teil der Beschäftigten ihre Master-Kompetenz erreicht hat und bei denen die Erträge durch weitere Verbesserungen der Fähigkeiten stark abnehmen.

Es gibt aber auch viele Berufe, in denen die Jobmöglichkeiten so begrenzt sind, dass nur jene eingestellt werden, die über eine sehr hohe Kompetenz verfügen. Zum Beispiel Pianisten. Amateurpianisten gibt es bei jedem Familientreffen, aber Sie werden sie nie in einem Konzertsaal spielen sehen, da die Zahl der talentierten Pianisten die Zahl der geplanten Konzerte bei weitem übersteigt.

Außerdem gibt es Berufe, die schwer zu beherrschen sind und bei denen es viele Jobmöglichkeiten gibt - die aber gesetzliche Hürden haben, zum Beispiel Ärzte. In einer Welt vor "Obamacare" gab es viele Menschen, die sich keine Krankenversicherung leisten konnten und lieber irgendeine Gesundheitsversorgung als gar keine in Anspruch genommen hätten (ob das ratsam ist, ist eine ganz andere Frage).

Und doch gab es stets strenge Vorschriften, nach denen medizinische Dienstleistungen nur von denen angeboten werden durften, die eine große Kompetenz vorweisen können. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Ingenieursdisziplinen, die einer starken behördlichen Aufsicht unterliegen, wie der Bau von Brücken oder Wolkenkratzern oder medizinischen Geräten.

Softwareentwicklung ist ein kurioser Querschnitt aus all dem. Man kann es leicht erlernen, daher gibt es überall auf der Welt Scharen von Entwicklern, die "gut genug" sind. Es sind Entwickler, die Softwarelösungen bauen, die zwar einigermaßen nützlich sind, aber viele Bugs und Sicherheitslücken haben. Gleichzeitig ist Softwareentwicklung schwer zu beherrschen, so dass Entwickler, die die oben genannten Fallstricke vermeiden können, viel schwieriger zu finden sind.

Softwareentwicklung ist so vielgestaltig, dass die meisten Arbeitgeber kaum Experten-Entwickler engagieren können. Sie ist so vielgestaltig, dass es trotz der Scharen unerfahrener Entwickler auf der ganzen Welt Jobs für jeden einzelnen von ihnen gibt.

Ein Coding-Bootcamp, ein paar Onlinekurse reichen

Und schließlich gibt es in der Softwareentwicklung keine Zugangsbeschränkungen. Jeder kann ein Coding-Bootcamp besuchen, ein paar Onlinekurse belegen und am nächsten Tag seine Dienste auf Upwork verkaufen. Ihre Produkte können sofort in die Produktion gehen, ohne irgendeine Form von (behördlicher) Aufsicht.

Nimmt man die drei Punkte zusammen, ist leicht zu erkennen, warum es so viel miserable Software gibt. Software verschlingt die Welt, und ihre Bugs und Sicherheitslücken tun das auch.

Nachtrag: So kritisch dieser Artikel auch klingen mag, ich empfehle nicht, den Beruf des Softwareentwicklers zu beschränken oder alle Softwaresysteme einer behördlichen Genehmigung zu unterwerfen. Dies ist ein beschreibender Beitrag, kein vorschreibender.

Er hat zudem ausschließlich die Entwicklerseite im Blick. Manager und CEOs, die Entwicklern nicht genug Zeit geben, um eine ausgereifte Software zu erstellen, sondern es vorziehen, etwas herauszuhauen, das "gut genug" ist, sind sicher ein weiterer wichtiger Grund dafür, der in einem anderen Beitrag behandelt werden wird.

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 Programmieren ist leicht zu lernen, aber schwer zu beherrschen
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KlugKacka 08. Feb 2022

Und wer hat die Software geschrieben die gecrackt wurde?

Karmageddon 09. Mai 2021

In unserer Firma haben die Entwickler quasi Narrenfreiheit. Die können behaupten, was sie...

Destroyer2442 06. Mai 2021

Also nach 10 Jahren haben auch Brücken schon mal Fehler...

Dakkaron 05. Mai 2021

Aktuelles Team: Drei C#-Programmierer (Backend), ein Python-Programmierer, ein C...



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