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''Seit ich Senior bin, ist der Arbeitsmarkt für mich nicht mehr schwierig''

➤ Fast-Kündigung trifft es eher, was ich vor einem Jahr gemacht habe. (...) Ich bin Senior System Engineer mit 20 Jahren Berufserfahrung und mein alter Chef meinte, mich mobben, mir unmögliche Aufgaben stellen und mich bloßstellen zu müssen (was nach hinten losging). Er beging Rufmord, indem er Kritik anderen unbeteiligten Kollegen in den Mund legte (die ihm dafür die Leviten gelesen haben) und am Ende stand die Drohung, mir ohne Angabe von Gründen zu kündigen, wenn ich nicht selbst gehe.

Jetzt bin ich Requirements Engineer, in derselben Gehaltsklasse wie er und sein Team bekommt Aufträge von mir. Ich sehe ihn jede Woche am Gang und lächle ihn an. Es sind nur 200 Euro brutto mehr als vorher, aber mehr Homeoffice, mehr Anerkennung und ein Chef, der mich haben wollte. Ich bin der einzige Techniker im ganzen Bereich und jeder ist dankbar, dass man mich abgeworben hat. Einen schwierigen Arbeitsmarkt kenne ich seit zehn Jahren nicht mehr: Seniors mit breiter Erfahrung, Ahnung von Security und sozialen Skills sind immer gesucht und so einfach zu finden wie Diamanten in einer Sandkiste.

➤ Mein Job war die letzten fünf Jahre eine Remote-Stelle, vor kurzem hat die Firma dann zwei Tage Büro und drei Tage Homeoffice eingeführt, ab 2026 dann drei Tage Büro und zwei Tage Homeoffice. Dummerweise habe ich einen Arbeitsweg von 90 Minuten eine Richtung – damit ich in einem Großraumbüro dann mit meinem internationalen Team via Konferenz sprechen kann. Das war für mich der Punkt zu kündigen.

➤ Ich wurde als Admin in einem mittelständischen Unternehmen explizit für die Einführung einer neuen Software (ERP/CRM) eingestellt, die restliche Administration war Nebenschauplatz, auch vom zeitlichen Umfang her.

Nach eingehender Sondierung und Dokumentation des Ist-Standes ging es daran, ein passendes Produkt zu finden. Nicht zwingend, aber stark bevorzugt sollte Open Source zum Einsatz kommen, denn Anpassungen an die Nische des Unternehmens waren absehbar, die hätte ich dann gleich selbst vornehmen können.

Sehr schnell kristallisierten sich zwei heiße und ein "lauwarmer" Kandidat heraus. Im kleinen Kreis wurden die Vor- und Nachteile abgewogen und die beste Option ausgewählt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt, der aktiven Testphase auf einer kleinen virtuellen Maschine und der Umsetzung der ersten essenziellen Anpassungen, wurde klar, dass deutlich weniger als die Hälfte der Büroetage überhaupt an einer Veränderung interessiert war. Keine Teilnahme am Test, kein Feedback, endlose Vertröstung, andererseits steigender Druck, zu Ergebnissen zu kommen – irgendwann hat mir diese Mischung ausgereicht, dass ich den Hut genommen habe. Sehr schade.

➤ Ich habe in 14 Jahren erst einmal gekündigt, wegen massivem Mobbing durch den Chef. Die ganze (kleine) Entwicklungsabteilung ist mit mir zusammen (fünf Leute und zwei Supporter) zu einem neuen Arbeitgeber gewechselt.

➤ Ausschlaggebend war nach zwölfeinhalb Jahren die schlechte Unternehmensführung. Entscheidungen über alle Köpfe hinweg und die Scheu, personelle Entscheidungen zu treffen. Und wenn es Entscheidungen gab, dann gegen jegliche Empfehlung der Belegschaft. Gekündigt habe ich aber erst, nachdem ich eine passende Stelle gefunden hatte. Hätte der Prozess länger gedauert, hätte ich es auch länger dort ausgehalten.

➤ Ich habe gekündigt, als wiederholt eine jährlich angesetzte Gehaltsanpassung reduziert beziehungsweise ausgesetzt wurde. 2024 betrug sie lediglich 50 Euro (brutto) und 2025 0 Euro. Wir haben auf die Gehaltsanpassung keinen vertraglichen Anspruch, jedoch war sie bisher üblich. Das Aussetzen der Gehaltsanpassung wurde mit der allgemeinen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens begründet, während gleichzeitig nicht unbedingt nötige Investitionen wie neue Bürotische getätigt wurden.

Zudem wurden im letzten Jahr viele Projekte und Entwicklungsmöglichkeiten, an denen ich mitgewirkt habe, ebenfalls ausgesetzt oder gestrichen. Beide Umstände führten dazu, dass ich begann, mich unverbindlich umzusehen. Als ich nach kurzer Suche eine besser bezahlte Stelle mit mehr Perspektiven gefunden hatte, reichte ich vor circa einem Monat die Kündigung ein.


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