Irak: Ericsson hielt mögliche Zahlungen an den IS für unwichtig
Erst auf Druck hat Ericsson begonnen, Hinweise auf Korruption im Irak und auf Zahlungen an den Islamischen Staat (IS) zu untersuchen.

Ericsson hat mögliche Bestechungszahlungen im Irak eingeräumt. Eine interne Untersuchung ungewöhnlicher Geldflüsse bis zurück ins Jahr 2018 habe Bedenken hinsichtlich der Geschäfte im Irak ausgelöst, teilte der schwedische Mobilfunkausrüster am 15. Februar 2022 mit.
Bei den Untersuchungen des Zeitraums 2011 bis 2019 seien Geldanweisungen ohne eindeutigen Empfänger und Zahlungen an Lieferanten ohne Angaben zum Umfang der Leistungen gefunden worden. Auch seien Zahlungen an Mittelsmänner geflossen und alternative Transportrouten gewählt worden, etwa um den irakischen Zoll zu umgehen.
Einige Routen seien zu der Zeit von terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) kontrolliert worden, hieß es vom Konzern. Allerdings hätten die Prüfer bislang nicht herausfinden können, wer letztlich das Geld empfangen habe.
Ferner wurden auch Transaktionen und Zahlungen aufgedeckt, die ein potenzielles Geldwäscherisiko darstellten. Hinweise auf eine direkte Finanzierung des Terrornetzwerkes durch Ericsson-Mitarbeiter haben die Ermittlungen dem Konzern zufolge nicht ergeben.
Als Reaktion auf die Untersuchungen seien mehrere Beschäftigte entlassen sowie Disziplinarverfahren angeordnet worden. Auch seien Geschäftsbeziehungen mit bisherigen Partnern aufgelöst worden.
Hohe Geldstrafen in den USA möglich
Das Eingeständnis könnte dem Unternehmen neue Probleme in den USA einbringen. Ericsson hatte nach Korruptionsermittlungen bereits im Jahr 2019 rund eine Milliarde US-Dollar gezahlt.
Damals ging es unter anderem um Geschäfte in China, Indonesien, Vietnam und Kuwait. Ericsson musste sich damals auch verpflichten, bestimmte Dokumente und Informationen bereitzustellen - und das US-Justizministerium kam im vergangenen Oktober zu dem Schluss, dass der Konzern gegen diese Auflage verstoßen habe.
Wenn das Ministerium einen Anlass sieht, dies erneut zu untersuchen, könnte dies laut Mads Rosendal, Analyst bei Danske Bank Credit Research, zu hohen Geldstrafen führen, sagte er Reuters.
Ericsson-Chef Börje Ekholm sagte Reuters in einem Interview, dass das Unternehmen nach Abschluss der Untersuchung im Jahr 2019 die Ergebnisse für nicht wesentlich genug gehalten habe, um sie offenzulegen. Ericsson überprüfte seine Haltung nach Anfragen, einschließlich des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), zu der Untersuchung.
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