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iPhone: Magsafe ist nicht gleich Magsafe

Magsafe war bei den alten Macbooks eine gefeierte Funktion - und das zu Recht. Bei den neuen iPhones sind wir nicht so begeistert - zumal Apples eigenes Zubehör teilweise nicht durchdacht wirkt.
/ Tobias Költzsch
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Magsafe-Zubehör an einem iPhone 12 Pro und 12 Pro Max (Bild: Tobias Költzsch/Golem.de)
Magsafe-Zubehör an einem iPhone 12 Pro und 12 Pro Max Bild: Tobias Költzsch/Golem.de

Apples neue iPhones der 12er-Reihe haben alle einen Ring aus Neodym-Magneten auf der Rückseite eingebaut, an die sich Zubehör anschließen lässt. Apple wählt für die Bezeichnung der Funktion einen altehrwürdigen Begriff: Magsafe. Viel gemein mit dem alten Magsafe hat das neue System aber nicht.

Als Magsafe war bis zum Start der neuen iPhones eine bis 2015 genutzte Anschlussmöglichkeit für das Stromkabel von Macbooks bekannt. Der Stromanschluss bestand aus Kontakten, die von einem Magneten umrandet waren. Er wurde entsprechend nur an das Notebook angedockt und nicht komplett eingesteckt. Einer der größten Vorteile dieses Systems war, dass sich das Kabel einfach vom Rechner löste, wenn man drüber stolperte - und nicht den ganzen Laptop mit in den Abgrund zog.

Bei den den neuen iPhones heißt das System zwar auch Magsafe, es ist aber mit dem alten nicht vergleichbar - besonders was die Schutzfunktion angeht. Die Magneten in iPhones und Magsafe-Ladegerät sind so fest, dass der Ladeadapter nicht durch bloßes Ziehen vom Smartphone getrennt werden kann.

Das neue Magsafe ist kein Trampel-Schutz

Legen wir zum Beispiel ein mit dem Magsafe-Ladegerät verbundenes iPhone auf unseren Couchtisch und erwischen beim Vorbeilaufen das Kabel, fliegt das Smartphone mit Schwung vom Tisch auf den Boden. Bei einem alten Macbook hingegen löst sich nur das Kabel, das Notebook verbleibt felsengleich auf dem Tisch.

Apples überzeugendstes Argument für das Magsafe-Ladekabel ist dementsprechend nicht die Sicherheit, sondern der Komfort: Anstatt ein Lightning-Kabel anzuschließen oder das iPhone auf einem Qi-Ladegerät auszurichten, müssen wir es nur über den Magsafe-Ladeadapter halten und - schnapp - ist die drahtlose Ladeverbindung hergestellt. Hier wird unserer Meinung nach aber ein Problem gelöst, das es im Alltag bei den meisten Nutzern gar nicht gibt.

In der Praxis ist es nicht umständlicher, ein Kabel an ein Smartphone anzuschließen oder es auf eine normale drahtlose Ladestation zu legen. Der Kabelanschluss hat zudem den Vorteil, dass wir - an einen Computer angeschlossen - auch Daten übertragen können. Über Magsafe können wir nur laden, und das nicht einmal bei allen neuen iPhones mit gleicher Leistung .

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Magsafe-Kabel sitzt fest - die Wallet nicht

Ein weiteres Problem ist das Magsafe-Zubehör. Im Test des iPhone 12 und 12 Pro haben wir festgestellt, dass das Magsafe-Ladekabel ziemlich fest an der Rückseite der Smartphones sitzt. Das können wir für die Kredit- und Bankkarten-Halterung Wallet nicht bestätigen. Hier zeigt sich ein Problem mit magnetischen Verbindungen, das Apple beim Magsafe-Ladegerät lösen konnte, bei der Wallet hingegen nicht.

Magneten lassen sich durch Schieben leichter lösen

Generell sind magnetische Verbindungen schwer zu trennen, wenn die Magneten auseinandergezogen werden. Werden die Magneten hingegen auseinandergeschoben, lässt sich die Verbindung auch bei sehr starken Magneten relativ leicht lösen. Die Wallet ist aus Leder und hat eine glatte Unterseite - entsprechend leicht können wir sie von den iPhones durch eine Schiebebewegung lösen.

Wir haben festgestellt, dass sich die Wallet schon dann löst, wenn wir das iPhone in die Hosentasche stecken. Apple hätte dies verhindern können, wenn die Wallet auf der Rückseite mit rutschfestem Gummi beschichtet wäre wie beim Magsafe-Ladekabel. Entsprechend löst dieses sich schwerer von der Rückseite, wenn wir versuchen, es durch seitliches Schieben zu entfernen.

Beim iPhone 12 und 12 Mini rutscht die Wallet übrigens weniger leicht ab. Grund dafür ist die glatte, spiegelnde Rückseite der Modelle, die dem Leder einen Widerstand entgegensetzt. Beim iPhone 12 Pro und 12 Pro Max hingegen hält die Wallet wegen der mattierten Rückseite sehr schlecht.

Der Vorteil bei beiden Geräten mit glatter Oberfläche ist passé, sobald eine Hülle aus Leder verwendet wird. Wir haben zudem bereits beim Auflegen der Wallet das Gefühl, dass die verbauten Magneten schwächer als im Magsafe-Kabel sind.

Kreditkarten dürften sicher in der Wallet sein

Bei wem die Alarmglocken schrillen, wenn sie die Stichwörter "Magneten" und "Kreditkarten" hören: Ja, Magneten und Magnetstreifen auf Karten vertragen sich gemeinhin nicht. Apple erwähnt in der Produktbeschreibung der Wallet(öffnet im neuen Fenster) , dass die "Kreditkarten geschützt sind" . Bei normaler Benutzung sollten die in die Wallet gesteckten Karten also nicht der Gefahr einer Löschung ausgesetzt sein.

Apple selbst weist allerdings darauf hin(öffnet im neuen Fenster) , dass sich keine Karten zwischen dem iPhone und dem Magsafe-Ladegerät befinden dürfen. Die Wallet müssen Nutzer beim Laden aber sowieso entfernen, da die drahtlose Ladeverbindung nicht durch die Kartenhülle reicht. Apples Magsafe-kompatible Hüllen hingegen stellen kein Hindernis für das Aufladen dar.

Erste Dritthersteller haben bereits Magsafe-Zubehör wie Auto- oder Wandhalterungen vorgestellt. Für Apple könnte sich der Magnetanschluss entsprechend auch aufgrund von Lizenzierungsgeschäften lohnen. Die Auflagen für Magsafe-kompatibles Zubehör dokumentiert Apple in einem Support-Dokument(öffnet im neuen Fenster) ausführlich. Möglicherweise wird es in Zukunft also auch eine Kreditkartenhalterung geben, die nicht sofort vom iPhone abrutscht.

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Magsafe ist aktuell noch uninteressant

Insgesamt betrachtet ist Magsafe bei den neuen iPhones weit weniger nützlich als noch bei Apples alten Notebooks. Der Magnetanschluss ist Problemlöser für ein Problem, das im Alltag eigentlich nicht vorhanden ist.

Apples eigenes Zubehör wie die Kreditkarten-Wallet ist zudem bei einigen der neuen iPhone-Modelle erstaunlich fehlkonstruiert. Möglicherweise wird sich Magsafe in der Zukunft noch zu einem spannenderen Zubehörsystem entwickeln - aktuell halten wir es nur für eine Spielerei.


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