Saphirglas ist teuer, die Ausbeuten gering
Ein Problem aber bleiben die Kosten. Vergangenes Jahr schätzten die Marktforscher, dass ein Saphirglas-Display etwa 30 US-Dollar kosten würde und damit das Zehnfache eines herkömmlichen Gorilla-Glas-Displays. Einige glauben, dass Apple und GT Advanced Technologies mit der Optimierung und dem Ausbau der Produktionsstätten die Kosten auf etwa das Fünffache senken konnten, was hochgerechnet auf Millionen von Geräten immer noch viel ist.
"Der größte Kostenfaktor ist vermutlich nicht die Herstellung der synthetischen Kristalle, sondern die Weiterverarbeitung", sagt Martin Kilo, "das Sägen, Schleifen und Polieren zu Display-Scheiben mit einer Dicke von nicht einmal einem Millimeter ist schwierig und aufwendig." Bereits kleinste Mikrorisse könnten das Glas unbrauchbar machen. Dazu kommen die geringen Ausbeuten, die nach der Verarbeitung und dem Zuschnitt des Rohmaterials bleiben. Diese liegen bei Saphirglas aktuell ungefähr nur bei 20 bis 30 Prozent, verglichen mit etwa 70 Prozent bei AS-Gläsern.
Smartwatch mit Saphirglas wäre denkbar
Die Frage ist, was Apple aus diesen Zahlen macht. "Zurzeit kann sich keiner der Marktteilnehmer vorstellen, dass es sich ohne Margenverlust rechnet, eine komplette iPhone-Linie mit Saphirglas auszuliefern", sagt Grübel. Doch wie kein zweiter Smartphone-Hersteller könnte Apple die kleinere Marge verkraften, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Oder die Mehrkosten auf die zahlungswilligen Kunden umlegen, was für eine Premium-Version des iPhones mit Saphirglas sprechen würde.
Möglich ist auch, dass Apple seine Saphirglas-Produktion zunächst primär für die Smartwatch plant. Bei Uhren hat sich das Material bewährt und durch die kleinere Fläche sind sowohl die Kosten als auch die Produktionsmenge geringer. Die von einigen Branchenbeobachtern befürchteten Lieferengpässe dürfte es hier nicht geben. Ist die Produktionskette erst einmal etabliert, könnten weitere Geräte wie iPhones oder iPads mit Saphirglas folgen.
Cleveres Apple-Marketing
Gelingt es Apple vielleicht, einen neuen Standard zu etablieren wie einst mit dem Gorilla-Glas? Soweit würde Lutz Grübel nicht gehen: "Die Endverbraucher müssen erst einmal zeigen, ob sie das Produkt akzeptieren. Falls dem so ist, werden andere Hersteller versuchen nachzuziehen. Doch gerade für Smartphones im mittleren Preissegment dürfte sich das Material nicht rechnen, weshalb AS-Glas auch weiterhin der Standard in Mobilgeräten bleiben wird."
Auch Martin Kilo vom Fraunhofer-Institut ist skeptisch: "Der Unterschied zwischen einem Saphirglas und einem Gorilla-Glas hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften ist meines Erachtens nicht so hoch wie zwischen einem Gorilla-Glas und den Polymeren, die es vorher gab."
Am Ende könnte Saphirglas zwar ein interessantes Material sein, aber eben auch nur ein Teil der Marketing-Strategie von Apple: Der Konzern versteht es schließlich seit Jahren, den Kunden Produkte und Features zu verkaufen, die sich meist nur oberflächlich von der breiten Masse absetzen. Features wie ein mutmaßlich unzerstörbares Saphirglas beispielsweise.
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iPhone 6: Steckt Apple Saphir ins Glas? |
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Folgendes würde ich gern (im Auto dann) per NFC machen: Einmal mit NFC gegentippen...
ich denke, da hat einfach jemand p und q vertauscht.
Die Zahlen sind leider ohne Aussagekraft, weil du nicht gleichzeitig noch die Anzahl der...
Geht es nicht vor allem ums Zerkratzen? Mein HTC One hat Kratzer auf dem Display, die (so...