Google muss zerstört werden
Hannes Grassegger: Kurz nach Ihrem Antritt blies Google zum Großangriff.
García Martínez : Man wollte das soziale Netzwerk Google+ einführen. Das war der totale Wahnsinn. Alle bei Facebook waren völlig überrascht. Über dem Aquarium blinkte plötzlich ein Schild aus Leuchtbuchstaben auf: "Lockdown". Zuckerberg beorderte uns per Mail um 13:45 Uhr zum Aquarium, es war, als ob eine Regierung den Ausnahmezustand verhängt. Zuckerberg ist eigentlich ein schlechter Redner, aber jetzt begann er frei zu sprechen.
Hannes Grassegger: Was sagte er?
García Martínez : Dass es um alles oder nichts gehe. Die oder wir. Dass es jetzt doch um Qualität gehe. Es begann wie eine Lektion und endete als Schlachtrede. Langsam wurde aus unserer Verunsicherung eine Kampfstimmung. Am Ende zitierte er Cato. Er sagte: Carthago delenda est - Google muss zerstört werden. Zuckerberg ist ja so ein Harvard-Bubi, er kennt die Klassiker. Facebook sieht Google als die alte Welt, als so was wie die Griechen. Man selber ist Rom.
Hannes Grassegger: Was passierte dann?
García Martínez : Die Leute jubelten. Die Posterpresse wurde angeworfen. Carthago delenda est. Wir wurden angehalten durchzuarbeiten. Sieben Tage die Woche. Unsere Familien bekamen Besuchszeiten am Wochenende. Rund um die Uhr versuchten wir, unser Produkt zu verbessern, Detailarbeit an allen Ecken und Enden.
Hannes Grassegger: Wenn Facebook sagt, es kämpfe für eine offenere und vernetzte Welt, glauben Sie das eigentlich?
García Martínez : Ich glaube, dass sie das ernst meinen. Schauen Sie, Facebook hat eine Luftfahrtfirma gekauft, damit es via Drohnen Facebook in alle Ecken der Welt bringen kann. Bald werden Leute Facebook haben, die nicht mal ein Klo haben.
Hannes Grassegger: Wollen wirklich alle Menschen einen Facebook-Account?
García Martínez : So oft, wie die Leute das täglich nutzen, denke ich, Facebook ist legales Crack.
Hannes Grassegger: Darf man bei Facebook intern Facebook benutzen?
García Martínez : Die ganze Zeit. Das gilt als Arbeit. Alles ist Facebook dort. Für alles gibt es Gruppen. Außerdem gibt es ein internes Netzwerk zur Zusammenarbeit, nur für Mitarbeiter.
Hannes Grassegger: Sie haben auch den Börsengang miterlebt, dabei wurden viele Mitarbeiter auf einen Schlag zu Millionären.
García Martínez : Da hat Zuckerberg wieder eine Rede gehalten, diesmal im Hof. 2012 war das. Noch während er sprach, waren einige hochrangige Mitarbeiter via Handy auf Immobiliensuche in San Francisco. Was mich am meisten überraschte, war, dass am nächsten Morgen um acht wieder alle wie wild weiterarbeiteten.
Hannes Grassegger: Dabei hätten sie eigentlich sofort aufhören können zu arbeiten.
García Martínez : Genau, aber ich bekam das Gefühl, denen geht es nicht ums Geld, sondern um eine Mission. Schauen Sie, bei Facebook feiert man nicht seinen Geburtstag, sondern seinen "Faceversary", den "Anniversary" (Jahrestag) des ersten Tages bei Facebook. Da gibts Blumen und Geschenke, die Leute gratulieren. Dann werden ständig "Hack-athons" abgehalten. Auch an Orten, wo es gar keine Programmierer gibt. Man pflegt die Rituale. Jeden Freitag gibt es ein Q & A, alle dürfen dann die großen Führer befragen. Oft auch Zuck. Danach gibts Drinks für alle. Aber wer kündigt, wird gelöscht. Man verschwindet aus allen internen Gruppen und Netzwerken.
Hannes Grassegger: Wie ist Zuckerberg als Mensch?
García Martínez : Er ist ein natürliches Alphatier, der Gründer einer neuen Kirche und überhaupt nicht so ein Nerd wie in "Social Network". Er spricht kurz und abgehackt, schnörkellos, sehr direkt. Er spricht so, wie man Code schreibt. Auch schaut er einem nie in die Augen, weshalb er auf Pressefotos immer etwas seltsam aussieht. Jedes Jahr setzt er sich selber eine große Aufgabe, die messbar sein muss. Als ich anfing, war es: zehntausend Schritte am Tag gehen - das war, lange bevor jeder so ein Fitbit-Band trug. Letztes Jahr las er ein Buch pro Woche. Jetzt läuft er eine Meile am Tag.
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Ich habe nur noch alles ge-fucked | Ist die Gesellschaft stabil genug für Facebook? |
Hallo, ich sehe das sehr ähnlich wie sie und mache mir darüber schon länger Sorgen...
nein das ist unsinn, es sei denn du verpasst dem trabbi ein anderes fahrwerk, womit er...
Nein, das IST dann so.
und hier wird sich nicht mit fremdem federn geschmückt wie es bei der zeit nach wie vor...