CTO von Wingcopter: "Die perfekte Drohne würde mich per Sprachfunktion fliegen"
Jonathan Hesselbarth entwickelt als CTO von Wingcopter Drohnen, etwa für Transporte in Krisengebiete. Gerade landete die Firma einen Millionen-Deal in den USA.

In einer Interview-Reihe befragen wir Technikchefs zu ihrer Arbeit, Einstellungskriterien und Trends in der Technikwelt. Zum Schluss gibt es noch ein Ein-Antwort-Spiel. Lasst uns im Forum wissen, welche Kandidaten und Fragen ihr euch zusätzlich fürs nächste Interview wünscht. Alle CTO-Interviews der Reihe sind hier zu finden.
- CTO von Wingcopter: "Die perfekte Drohne würde mich per Sprachfunktion fliegen"
- Schutz vor Hacks, Schutz vor Abstürzen der Drohnen
- Unterschiede zu Spielzeugdrohnen und autonomem Fahren
- Was ist Wingcopter bei Bewerbern wichtig?
Als Einjähriger hob Jonathan Hesselbarth das erste Mal ab - auf dem Schoß seiner Mutter im Segelflugzeug. Als Jugendlicher verbrachte er gefühlt jede freie Minute auf dem Flugplatz. Dass er mal in der Flugtechnik arbeiten möchte, wurde für den heute 35-jährigen Darmstädter schnell klar. Schon parallel zum Maschinenbaustudium begann er damit, Drohnen zu bauen.
2017 gründete er mit den Freunden Tom Plümmer (CEO) und Ansgar Kadura (CSO) Wingcopter in Weiterstadt bei Darmstadt. Ihr Vorzeigeprodukt, die eVTOL-Lieferdrohne (electric Vertical Take-Off and Landing) Wingcopter 198, ist das weltweit erste Modell, das drei Pakete pro Flug an unterschiedlichen Zielorten abliefern kann.
Hesselbarth und sein Team arbeiten mit Hilfsorganisationen und kommerziellen Partnern wie Airlines daran, mit ihren Drohnen etwa Medikamente in schwer zugängliche Regionen zu fliegen, unter anderem in Westafrika oder auf den schottischen Inseln. Sie fliegen autonom auf festgelegten Routen, überwacht von Piloten.
Hindernissen sollen sie zukünftig selbstständig mit Hilfe von Sensoren ausweichen. Ihre Pakete legen sie über eine Seilwinde aus der Luft ab oder sie landen mit einer festen Lieferbox, was den Vorteil hat, dass auf dem Rückweg wieder etwas mitgenommen werden kann. Also zum Beispiel Medikamente auf dem Hinflug und Proben für ein Labor auf dem Rückflug.
Mit dem frisch erfolgten Deal mit Spright, einer Tochter des führenden amerikanischen Anbieters von medizinischen Flugdiensten Air Methods, konnte das hessische Startup mehr als 14 Millionen Euro für die Lieferung von Drohnen in die USA gewinnen. In 48 Bundesstaaten sollen die Fluggeräte made in Hessen neben Medikamenten auch Labor- und Blutproben in ländlichen Regionen zum Zielort befördern.
Der Erfolg erwuchs aus einer Reihe von Meilensteinen in den vergangenen Jahren: Der Wingcopter 178 Heavy Lift hat 2018 den Weltrekord der schnellsten gesteuerten Drohnen mit Kipprotor von 240 km/h gebrochen. Seitdem gelten die Darmstädter als neue Hoffnung auf dem zivilen Drohnenmarkt und erhielten vergangenes Jahr rund 18 Millionen Euro Förderung für ihre Expansion in die USA.
Auch Unicef, DHL, UPS und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben bereits mit Wingcopter gearbeitet. Das nächste große Ziel des Ingenieurs Hesselbarth? Dass ein Pilot bis zu zehn Drohnen gleichzeitig steuern kann. Und dass sie im Alltag Pakete liefern dürfen - zum Beispiel Medizin oder irgendwann die Pizza nach Hause. Technisch sei das schon möglich, sagt Hesselbarth. "Vielleicht nicht überall, aber viele Gärten, Wiesen und Parkplätze eignen sich sehr gut als 'Pizza Drop Zone'."
Golem.de: Herr Hesselbarth, Sie haben 2017 mit zwei Freunden Wingcopter gegründet. Woher kommt dieses Interesse fürs Fliegen?
Hesselbarth: Zur Faszination Fliegen bin ich wohl bereits im Alter von einem Jahr gekommen, als ich auf dem Schoß meiner Mutter und mit meinem Vater vorne im Segelflugzeug geflogen bin. An die Momente, wie die Bäume kleiner wurden oder wir uns von der Schleppmaschine ausgeklinkt haben, erinnere ich mich noch heute. Da meine Eltern viel geflogen sind, war ich bis zum 14. Lebensjahr im Sommer fast jedes Wochenende auf dem Flugplatz.
Golem.de: Wann ging es bei Ihnen mit der Liebe zur Technik und zu Drohnen los?
Hesselbarth: 1996 hatten wir unseren ersten Computer zu Hause und Microsoft Flight Simulator 97 war eines meiner ersten Spiele. Ich hatte auch den Lego Mindstorms RIS 1.5 Roboter, den ich am Computer mit Funktionsbausteinen programmieren konnte. Ein paar Jahre später, während des Studiums, fragte mich ein Freund, ob wir nicht zusammen parallel zum Studium eine V22 Osprey als Modellflugzeug bauen sollen. Ich meinte, dass zwei Hubschrauber an je einem Flügelende zu komplex wären. Daraufhin habe ich eine neue Konfiguration mit vier schwenkbaren Rotoren nahe am Rumpf an den Flügeln gezeichnet und gemeint, das müsste einfacher zu realisieren sein. So fing alles an.
Golem.de: Inzwischen sind Sie CTO von Wingcopter. Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Hesselbarth: Mein Tag ist hauptsächlich durch Meetings bestimmt. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, im Team die technischen Lösungen zu erarbeiten und voranzubringen.
Maschinenbau, Elektrotechnik, Hard- und Software
Golem.de: Was haben Sie in den fünf Jahren als CTO erreicht?
Hesselbarth: Zu Beginn waren wir ein kleines Unternehmen, das mit den am Markt verfügbaren Technologien versucht hat, Herausforderungen von Drohnen-Anwendungen zu lösen. Mittlerweile sind wir ein Unternehmen, das inhouse Schlüsseltechnologien entwickelt, die noch genauer aufeinander abgestimmt eine Gesamtlösung für Drohnen-Operationen bilden.
Dabei finde ich das Motto "Das hat noch keiner gemacht, dann müssen wir es eben selber machen" am spannendsten. Ich glaube, durch diese Einstellung hat sich Wingcopter technisch zu einer breit aufgestellten Firma entwickelt, die von AI-Entwicklungen über VPN-Netzwerkanwendungen bis hin zu sicherer Lageregelung oder Sensorfusion und vielem mehr Schlüsseltechnologien entwickelt hat und weiter entwickeln wird.
Golem.de: Welche Technologien werden im Bereich Drohnen benötigt? Was mussten Sie mitbringen?
Hesselbarth: Ich bin Maschinenbauer und habe mich besonders in Mechanik, Leichtbau und Aerodynamik vertieft. Seit ich mich mit Drohnen beschäftige, kamen aber auch Themen wie Regelungstechnik, Elektrotechnik, Hardware sowie das sehr vielfältige Thema Software dazu. Früher habe ich auch mit Ardupilot Erfahrungen gesammelt. Heute verwenden wir px4.
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*kwT*
Spracheingabe ist langsamer, unpräziser (Dialekt, Akzente, Hintergrundlärm etc.) und der...
What could possibly go wrong ;) Siehe auch Michael Crichtons "Prey".
an all das Gerede, was diese Drohnen nicht alles können sollten? Vor gar nicht so vielen...