Interview Cevat Yerli: "Die nächste Konsolengeneration ist die letzte"

Er hat das wichtigste deutsche Entwicklerstudio mitaufgebaut. Jetzt spricht Cevat Yerli von Crytek über neue Titel wie Homefront 2, die nächste Konsolengeneration und darüber, warum der Deutsche Computerspielpreis für Crysis 2 so wichtig war.

Artikel veröffentlicht am , Achim Fehrenbach/Zeit Online
Cevat Yerli, Crytek
Cevat Yerli, Crytek (Bild: Golem.de)

Crytek ist eine Erfolgsgeschichte: 1999 von den Brüdern Cevat, Avni und Faruk Yerli gegründet, hatte das Unternehmen 2004 mit Far Cry weltweit Erfolg und ließ mit den beiden Crysis-Titeln weitere Bestseller folgen. Heute beschäftigt Crytek am Hauptsitz in Frankfurt am Main rund 300 Mitarbeiter, weitere 300 sind an den Standorten Kiew, Budapest, Nottingham, Sofia und Seoul tätig. Die Yerli-Brüder gehören denn auch zu den wichtigsten Unternehmerpersönlichkeiten der Spieleindustrie. Golem.de-Partner IGM sprach mit Cevat Yerli über Zielgruppen, Free-to-play und den Produktionsstandort Deutschland.

Inhalt:
  1. Interview Cevat Yerli: "Die nächste Konsolengeneration ist die letzte"
  2. Als Geschäftsmodell ist Streaming noch nicht ausgegoren

IGM: Mit dem Smartphone-Spiel Fibble wollen Sie erstmals auch Casualgamer erreichen. Schaden Sie damit nicht ihrem Firmenimage als Experten für harte Actionproduktionen?

Yerli: Unsere Marke wird wachsen. Ich möchte, dass Crytek künftig nicht nur für Shooter, sondern allgemein für hochklassige Spiele steht. Natürlich kann man eine Marke auf ein bestimmtes Genre aufbauen. Aber ich denke, dass wir unser Portfolio ausweiten können, ohne unsere bisherigen Fans zu verprellen. Sie werden weiterhin hochklassige Shooter bekommen.

IGM: Welche AAA-Titel sind bis 2015 geplant?

Yerli: Wir gehen von mindestens vier Titeln aus. Mit Crysis 3, Warface und Homefront 2 haben wir drei Shooter in der Pipeline. Darüber hinaus entwickeln wir mit Ryse ein neuartiges Actionspiel.

IGM: Stichwort Homefront 2: Da war der erste Teil doch eher mittelmäßig. Lässt sich die Serie noch retten?

Yerli: Ich finde die Marke sehr spannend, denn als Entwickler sehe ich das Potenzial dieses Spiels. Bewerte ich Homefront hingegen ohne Rücksicht auf das Potenzial, dann hat es durchaus Defizite - was ja auch durch die Fachpresse hinreichend bestätigt wurde. Als Marke ist Homefront für mich aber ein Rohdiamant. Das Spiel lässt sich nicht nur in technologischer Hinsicht verbessern, sondern auch durch andere Aspekte, etwa durch eine bessere Story. Homefront 2 wird beweisen, dass wir die Marke nicht nur wiederbeleben, sondern auch auf einem hohen Niveau platzieren können.

IGM: 2013 erscheinen voraussichtlich die Next-Gen-Konsolen. Das Ende der PC-Spiele?

Yerli: Dass Konsolen den PC verdrängen werden, hört man immer wieder. Ich teile diese Meinung nicht, im Gegenteil: Ich vermute, dass die nächste Heimkonsolengeneration die letzte sein wird. Tablet-PCs erobern den Markt und verändern den Gaming-Lifestyle, die Konsumenten spielen immer kürzer und schneller. Natürlich gibt es immer noch Hardcore-Gamer, die erst eine Stunde an der Installation sitzen und dann acht Stunden am Stück spielen. Aber diese Konsumenten geraten immer mehr in die Minderheit. Heutige Gamer kaufen ein Spiel für 99 Cent, laden es runter und spielen es 15 bis 20 Minuten pro Tag über den Zeitraum von zwei Monaten - und dann gehen sie weiter. Weil sich der Markt verändert, ist die Konsolenqualität nicht mehr so stark gefragt. Die nächste Konsolengeneration wird durch Smartphone-, Tablet- und Browsergames massiv unter Druck geraten.

"Zweifellos werden wir im Mobile-Bereich künftig noch mehr machen"

IGM: Was Sie da sagen, wird Sony und Microsoft nicht gefallen...

Yerli: Bestimmt nicht, aber so sieht nun mal die Realität aus. Wir glauben durchaus, dass im Konsolenmarkt noch Dinge möglich sind. Dennoch sind die Tage traditioneller Konsolen gezählt: Die Hardware wird immer teurer, und auch die Produktion der passenden Spiele würde zwei- bis dreimal so viel kosten wie heute. Das steht im klaren Widerspruch zu der Preisentwicklung, wie wir sie bei Smartphone-, Tablet- und Browsergames sehen.

IGM: Sonys Playstation Vita ist seit Februar auf dem Markt, Nintendos Wii U soll Ende des Jahres folgen. Was plant Crytek für diese Konsolen?

Yerli: Weder zur einen noch zur anderen Konsole haben wir aktuell etwas geplant. Für die Wii U wird es Spiele geben, die mit der Cry Engine laufen, allerdings stammen die dann von Lizenznehmern. Die Playstation Vita ist uns als Plattform derzeit zu ungewiss. Technisch gesehen finde ich die Vita sehr ansprechend, man hat Spaß mit ihr, gar keine Frage. Aus geschäftlicher Perspektive kommt sie aber etwas zu spät. Es fällt uns schwer, da einen Markt mit einer kritischen Masse an Spielern zu sehen.

IGM: Was halten Sie von Streaming-Diensten wie Onlive oder Gaikai? Sehen Sie sie als Chance oder Bedrohung?

Yerli: Streaming-Dienste benötigen breite Datenbahnen zum Spieler. Als First Mover tragen sie daher zum Ausbau der Infrastruktur bei - das verdient grundsätzlich Applaus. Als Geschäftsmodell ist Streaming aber noch nicht ausgegoren. Das fängt schon bei der Zielgruppe an: Hardcore Games werden mit der Leichtigkeit von Casual Games gestreamt. Hardcore-Spieler wollen aber lieber die Hardware, die zu ihnen passt, nämlich Hardcore-PCs und Hardcore-Konsolen. Sie möchten auch keine Kompressionsartefakte, hohe Latenzzeiten und dergleichen. Wenn man ein Spiel wie Crysis streamt, sieht es natürlich nicht so gut aus, wie es aussehen sollte. Das ist so, wie wenn man Avatar in Low-Res auf Youtube anschauen würde.

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Als Geschäftsmodell ist Streaming noch nicht ausgegoren 
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S4bre 05. Jun 2012

kurz bis mittelfristig und da meine ich minimum 10 Jahre mit...sehe ich kein tablet oder...

hiphop_clown 01. Jun 2012

Ihr vergesst alle das wichtigste: Was ist mit den Killertomaten?! Greetz MaRio

hiphop_clown 01. Jun 2012

Ich habe zum Glück auch nicht mehr viel mit meinem "Uhrvater" zutun ;-) Wäre ja auch...

Peter Brülls 31. Mai 2012

Ist kein totsagen. Korrekt. Das kommt of und gerne. "Android wird sich nie...



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