Als Geschäftsmodell ist Streaming noch nicht ausgegoren
IGM: Was raten Sie den Streaming-Anbietern?
Yerli: Solange es noch technische Probleme gibt, sollten die Anbieter auf andere Zielgruppen setzen. Es gibt genügend Casual Gamer, die gerne Streaming nutzen würden, für die es auf diesen Plattformen aber noch nicht die passenden Spiele gibt.
IGM: Andersherum formuliert: Wenn es keine technischen Probleme mehr gäbe, hätten Sie auch nichts dagegen, dass Crysis 3 inklusive Abomodell gestreamt wird?
Yerli: Wenn ein kristallklares Bild übertragen würde, gäbe es technischerseits keinen Grund, das nicht zu wollen. Allerdings müsste auch der Input reibungslos funktionieren. Man bräuchte eine einfache Befehlseingabe, die über alle Streaming-Devices hinweg standardisiert ist. Auch das ist ein technisches Problem, das noch gelöst werden muss.
Grundsätzlich glaube ich nicht, dass sich Streaming auf Dauer rechnen wird. Wie bereits erwähnt, geht der Gaming-Lifestyle in Richtung Free-to-play. Würde man aber Streaming als Free-to-play anbieten, wäre das für die Anbieter viel zu teuer. Interessant fand ich die Idee von Gaikai, Streaming als Demoplattform zu nutzen. Mein Interesse ließ aber nach, als Gaikai ankündigte, auch vollständige Games zu streamen.
IGM: Wo steht die deutsche Spielebranche heute im internationalen Vergleich? Wo besteht Nachholbedarf?
Yerli: Als Produktionsstandort ist Deutschland noch ziemlich weit hintendran. England oder auch Frankreich haben mehr Output auf internationalem Niveau. Deutschland könnte seine Position verbessern, wenn es im Games-Bereich mehr Universitäts- und Privatschulausbildungen anbieten würde. In den letzten Jahren hat sich da einiges getan, in anderen Ländern hat sich aber teilweise noch mehr getan. Für uns bedeutet das: Wir müssen sehr viel mehr internationale Absolventen einstellen als deutsche. Deshalb haben wir auch mit dem Gedanken gespielt, eine eigene Akademie aufzubauen. Wir brauchen Nachwuchs...
IGM: Was muss sich noch in Deutschland ändern, damit Spiele mehr Akzeptanz erhalten?
Yerli: Die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises war ein großer Schritt vorwärts. Und das sage ich nicht nur, weil wir den Award gewonnen haben, sondern auch deshalb, weil die Entscheidung der Jury international wahrgenommen wird. Games sind Kulturgüter, werden exportiert und von Menschen in der ganzen Welt konsumiert. Nur in Deutschland wurde die Marke Crysis nie richtig anerkannt. Das war die ganzen Jahre über ein Hindernis - nicht nur für uns, sondern auch für die anderen deutschen Entwickler. Die wollen auch Actionspiele für den Weltmarkt produzieren, geraten dabei aber unter starken Druck.
IGM: Ein Beispiel?
Yerli: Nehmen wir nur mal das Thema Finanzierung. Jedes Unternehmen braucht eine Hausbank, von der es unterstützt wird. Solche Gespräche waren für uns vor dem Hintergrund fehlender Akzeptanz immer sehr kompliziert, für junge Unternehmen ist das noch ungleich schwieriger. Ich glaube aber, dass die Preisvergabe Signalwirkung hat und Positives für die Branche bewirken kann.
Das Interview erschien zuerst im IGM International Games Magazin, Ausgabe Nr. 7, 23. Mai 2012. Für Golem.de wurde es leicht überarbeitet.
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Interview Cevat Yerli: "Die nächste Konsolengeneration ist die letzte" |
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kurz bis mittelfristig und da meine ich minimum 10 Jahre mit...sehe ich kein tablet oder...
Ihr vergesst alle das wichtigste: Was ist mit den Killertomaten?! Greetz MaRio
Ich habe zum Glück auch nicht mehr viel mit meinem "Uhrvater" zutun ;-) Wäre ja auch...
Ist kein totsagen. Korrekt. Das kommt of und gerne. "Android wird sich nie...