Internetbetrug: So sperrt N26 im Kampf gegen Missbrauch seine Kunden aus
Die Onlinebank N26 steht im Kampf gegen Betrügereien mit ihren Konten unter Druck. Dabei sperrt sie auch Konten unbescholtener Kunden.

Als seine Bankkarte beim Tanken plötzlich nicht mehr funktioniert, schiebt Danny McCubbin das zunächst auf eine kaputte Zapfsäule. Am nächsten Tag möchte er per App ein paar Rechnungen bezahlen. Doch die akzeptiert sein Passwort nicht. "Ich dachte, ich hätte vielleicht ein falsches Passwort verwendet, also habe ich das Verfahren zum Zurücksetzen befolgt", sagt er im Gespräch mit Golem.de. Erst als daraufhin keine E-Mail kommt, wird ihm klar, dass sein Konto bei der N26-Bank gesperrt ist.
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Das war Anfang Februar. "Ich kann weder auf mein Konto noch auf mein Geld zugreifen", sagt McCubbin damals. Mittlerweile hat N26 ihm sein Geld auf ein anderes Konto überwiesen - zwei Wochen nach der Sperre. Der Berater, früher für Jamie Olivers Unternehmen in London tätig, hatte bis dahin über automatisierte E-Mails hinaus keine Informationen von N26 erhalten.
McCubbin ist ein Kollateralschaden des Kampfes, den N26 gegen Missbrauch ihrer Konten führt. Seit Jahren belasten immer neue Berichte den Ruf des zweitwertvollsten deutschen Startups. Die Finanzaufsicht Bafin hat im September ein Bußgeld verhängt: 4,25 Millionen Euro kostete es N26, nicht ausreichend in die Prävention von Geldwäsche zu investieren. Wie viel dieses Versäumnis ihre Kunden kostet, ist nicht beziffert.
In Frankreich klagen Kunden gegen N26
Gegen den Missbrauch unternimmt N26 mittlerweile etwas. 2021 habe man mehr als 25 Millionen Euro in die Geldwäschebekämpfung investiert. Das Unternehmen teilte Golem.de außerdem mit, dass es letztes Jahr ein "durchgehend aktives Überwachungssystem für Transaktionen" eingeführt habe, "um verdächtige Kontoaktivitäten sowie Betrug im E-Commerce in Echtzeit zu erkennen". Dieser Warnmechanismus scheint auch bei Danny McCubbin angeschlagen zu haben.
Seine Kontosperre ist kein Einzelfall. In den Replies des Twitter-Accounts von N26 finden sich zahlreiche ähnliche Geschichten. Vor allem Kunden aus Frankreich scheinen betroffen zu sein. Dort läuft bereits eine Sammelklage auf Schadensersatz gegen N26, der sich nach Angaben der Pariser Kanzlei Choisez & Associés rund 50 Kunden angeschlossen haben. "Sie beschuldigen N26, ihr Konto plötzlich geschlossen zu haben, manchmal mit mehreren tausend Euro", erklärt die Anwältin Emma Leoty.
Auch McCubbin erhält erst eine Reaktion, als er sich über soziale Medien öffentlich an N26 wendet. Einen telefonischen Kundendienst bietet die Onlinebank nur für Premium-Accounts an, per E-Mail erhält McCubbin lediglich standardisierte Textblöcke. "Wir haben kürzlich einen erheblichen Verstoß gegen unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Ihr Konto festgestellt", heißt es in dieser. Sein Konto ist offiziell seit dem 1. Februar 2022 geschlossen, die automatisierte E-Mail erhielt er am 4. Februar.
Sonderbeauftragte, Wachstumsbeschränkung und Ermittlungen
"Es kommt gelegentlich vor, dass wir Konten einfrieren müssen, wenn wir ungewöhnliche Aktivitäten beobachten oder unsere Geschäftsbedingungen verletzt werden", schreibt uns N26. "In solchen Fällen handeln wir umgehend und ergreifen alle notwendigen Schritte und Sicherheitsmaßnahmen." Die Bank folge "bei der Erfassung potenzieller Betrugsfälle strengen regulatorischen Vorgabe." Im November hat die Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten bestellt, um diese Prozesse zu überwachen.
Die Bekämpfung von Missbrauch ihrer Konten wird für N26 immer wichtiger, denn die Onlinebank ist bei Betrügern beliebt. Im Gegensatz zu fälschlichen Kontosperrungen sind Berichte über echte Betrügereien nicht neu. 2019 blockierte die Volksbank zum Schutz ihrer Kunden kurzzeitig Überweisungen an N26. Eine weitere Maßnahme der Bafin war eine Wachstumsbeschränkung. Momentan darf N26 nicht mehr als 50.000 neue Kontoeröffnungen im Monat zulassen. Nach jüngsten Berichten ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen einzelne Führungskräfte.
Konten der Onlinebank tauchen in den Statistiken der Landeskriminalämter auffällig oft auf. Im vergangenen Jahr standen etwa in Niedersachsen von 2.370 Verdachtsfällen fast 400 im Zusammenhang mit N26. "Die Sachverhalte der Geldwäscheverdachtsmeldungen mit Bezug zur N26-Bank stehen überwiegend im Zusammenhang mit Warenbetrug, Identitätsdiebstählen und Love Scamming", teilte das LKA Niedersachsen auf Anfrage mit.
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