Internet: Russen nutzen vermehrt VPN und ausländische Medien
Seit dem Krieg gegen die Ukraine sieht Cloudflare eine Verschiebung der Verkehrsmuster im Internet. Aber auch ein Katz- und Maus-Spiel.

Der Netzwerkbetreiber und Internet-Dienste-Anbieter Cloudflare hat eine Analyse des Internetverkehrs aus Russland über seine Netze durchgeführt und stellt die Ergebnisse in einem aktuellen Blogpost dar. Dabei seien zwar die unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine durchgeführten Blockaden sichtbar. "Das ist aber nur die halbe Wahrheit", schreibt Cloudflare-Gründer Matthew Prince.
Zu den Blockaden heißt es zunächst, das die untersuchten Nachrichtenseiten außerhalb Russlands mit dem Beginn des Ukrainekriegs "exponentielles Wachstum" verzeichneten. Weiter heißt es: "Dieser Anstieg wurde jedoch innerhalb weniger Tage durch Maßnahmen zur Blockierung des Datenverkehrs zu diesen Websites ausgeglichen. Die Blockaden waren in den ersten Wochen unterschiedlich erfolgreich, obwohl es anscheinend in allen Fällen gelungen ist, den Zugang zu diesen Nachrichtenquellen über traditionelle Internetkanäle zu verhindern."
VPN und DNS von Cloudflare bekommen mehr Traffic
Mit Einführung dieser Maßnahmen scheinen jedoch viele russische Bürger auf andere Wege gewechselt zu haben, um die erhofften Informationen zu erhalten. Die in Russland am meisten im März heruntergeladene App sei demnach jene für den DNS-Dienst 1.1.1.1 von Cloudflare. Mit der Warp-Funktion der App lässt sich außerdem eine VPN-Verbindung zu dem Cloudflare-Netzwerk aufbauen, was nicht von Russland gefiltert wird.
Cloudflare schreibt dazu: "Wenn wir auf Anfang Februar zurückblicken, sehen wir, dass das Warp-Tool von Cloudflare in Russland wenig genutzt wurde. Seine Verwendung begann am ersten Kriegswochenende und erreichte vor zwei Wochen seinen Höhepunkt. Später, nachdem diese virtuelle Migration zu solchen sicheren Tools offensichtlich wurde, sahen wir Versuche, den Zugriff auf die Tools zu blockieren, die für den sicheren Zugriff auf das Internet verwendet werden."
Auch wenn die VPN-Technik nicht mehr auf diesem sehr hohen Niveau genutzt werde, sei der Verkehr über Warp in Russland immer noch deutlich höher als vor Kriegsbeginn. Darüber hinaus seien vor allem die DNS-Anfragen über die App für bestimmte Inhalte massiv gestiegen. So hätten sich die DNS-Anfragen für eine Nachrichtenseite aus den USA verfünffacht im Vergleich zu vor dem Krieg. Ähnliches beobachtete Cloudflare für Zeitungen aus Frankreich oder dem Vereinigten Königreich.
Mit Bezug auf die beschriebenen Muster des Netzwerkverkehrs wiederholt Cloudflare seinen Standpunkt, dass Forderungen zur Trennung Russlands vom Rest des weltweiten Internets falsch sein. Entsprechende Diskussionen gab es innerhalb der ISOC, RIPE und ICANN auf Betreiben der Ukraine. Russland selbst versucht derweil, eine eigene Infrastruktur zu betreiben und will sogar ausländische Software auf Behördenrechnern verbieten. Cloudflare scheibt zu all dem aber: "Russland braucht mehr Internet, nicht weniger."
Auch die Anti-Zensur App Lantern verzeichnete auf Grund des Ukrainekriegs einen Zuwachs in Russland. Zuvor hatten Bürgerrechtsorganisation wie Access Now die Nutzung Tor oder VPN-Apps wie Tunnelbear und weiteren ähnlichen Werkzeugen empfohlen.
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