Internet of Things: Ein Ausweis für jeden vernetzten Toaster?
Alle Geräte im Internet sollen sich ausweisen müssen. Ein Chiphersteller lobbyiert für diese riskante Idee. Und das Wirtschaftsministerium hat ihm dabei geholfen.

Eine neue Infrastruktur ähnelt einem unerschlossenen Ölfeld. Jeder versucht, sich schnell ein großes Stück davon zu sichern. Die Politik soll dafür sorgen, dass alle Interessenten die gleichen Chancen haben. Das sogenannte Internet of Things, das Internet der Dinge, ist eine solche neue Infrastruktur. Und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erledigt gerade seinen Job beim Ausgleich der Interessen eher mäßig.
- Internet of Things: Ein Ausweis für jeden vernetzten Toaster?
- Ministerium verbreitete das NXP-Papier
- Tatsächlicher Sicherheitsgewinn ist fraglich
Recherchen von Zeit Online belegen, dass das Ministerium kurz davor stand, das Dinge-Netz zu einem flächendeckenden Überwachungswerkzeug auszubauen - weil ein einzelnes Unternehmen im Ministerium den Glauben weckte, das Netz sicherer machen zu können. Eine Firma, die offenbar hoffte, auf diese Weise ein mächtiges Kuchenstück der neuen Infrastruktur abzubekommen.
Die Idee: Jedes Gerät, das am Internet hängt, vom Toaster bis zum Auto, sollte einen Chip in sich tragen müssen, mit dem es unveränderbar und eindeutig identifiziert werden kann. Es wäre eine Art digitaler Personalausweis für jeden Kühlschrank, jeden Laptop, jedes Auto. Das, so die Behauptung, werde das weltweit wachsende Netzwerk aller technischen Geräte und aller Lebensbereiche sicher machen.
Gefährlicher Floh
Ein "Identitätssicherheitsgesetz" sollte diese neue Infrastruktur schützen. Der entsprechende Plan existiert als sogenanntes Eckpunktepapier. Solche Eckpunktepapiere dienen häufig als Basis für spätere Gesetze. Das 15 Seiten lange interne Papier trägt den Titel Identitätssicherheitsgesetz für das Internet der Dinge und liegt Zeit Online vor. Es belegt nicht nur, wie mit der Angst vor dem Internet Politik gemacht wird. Sondern es zeigt auch, wie groß der Einfluss von Unternehmen auf die Digitalpolitik der Bundesregierung ist. Denn die Idee des Ausweischips entstand nicht im Wirtschaftsministerium. Sie kommt vom niederländischen Chipproduzenten NXP.
NXP ist Europas größter Hersteller von Halbleiterchips. Das Unternehmen hat sich auf Identitätsbauteile spezialisiert. NXP liefert beispielsweise viele der Sicherheitschips, die im elektronischen Personalausweis und im elektronischen Reisepass eingeschweißt werden. Dieser Auftrag bringt Prestige. Aber er ist im Chipmarkt, wo es um den Absatz von Milliarden von Bauteilen geht, nicht gerade riesig. Nun versucht das Unternehmen offenbar, sich einen größeren Markt zu erschließen.
Vor einigen Monaten soll sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit Vertretern von NXP getroffen haben. So erzählen es mehrere Personen, die sich nicht namentlich zitieren lassen wollen. Während dieses Treffens sollen die NXP-Manager Gabriel die Idee des Identitätschips vorgestellt haben: "Die haben ihm einen Floh ins Ohr gesetzt."
Der Floh war das Eckpunktepapier. Das hat NXP geschrieben, wie das Unternehmen auf Nachfrage bestätigt. "NXP hat seine Vorschläge zum Schutz von Identitäten im Internet der Dinge immer wieder öffentlich vorgetragen und diskutiert", sagt ein Sprecher. So zum Beispiel während der Grundsteinlegung eines neuen Produktionsgebäudes in Hamburg-Lokstedt am 12. Februar 2015, bei der Gabriel dabei gewesen sei.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Ministerium verbreitete das NXP-Papier |
Mag sein aber ein Einfaches Display mit Restzeit haben die Maschinen eigentlich schon...
Oder gar selber repariert! Wie in 'Brazil', wo Mr. Tuttle (De Niro) als Guerilla...
Ein fiktiver Markt mit ausschließlich informierten und dementsprechend konsequent...
... das hatten wir doch schon mal. Kam nicht wirklich gut an.