Handlungsempfehlungen waren die Hauptaufgabe

Geschadet hat all das der Enquete nicht, im Gegenteil, es hat trotz all der Grabenkämpfe ihre Legitimität erhöht. Und es hat bewiesen, dass der Bundestag noch einiges Potenzial hat, wenn es um Transparenz und Bürgerbeteiligung geht.

Die Enquete hat dabei auch gezeigt, wie schwierig es ist, Transparenz durchzusetzen. Vor allem in zwei Punkten verhielt sich das Parlament lange bockig: Es gab große Widerstände dagegen, alle Ausschusssitzungen öffentlich zu machen und dagegen, das Instrument Adhocracy zu nutzen. Letzteres kam erst nach langen Querelen zustande und auch nicht auf den Seiten des Bundestages. Die Seite für die Bürgerbeteiligung wurde letztlich vom Verein Liquid Democracy ehrenamtlich gehostet.

Und die Enquete hat gezeigt, dass es nicht genügt, Blogger und Aktivisten Zugang zu einem solchen politischen Gremium zu geben. Denn sie haben einen entscheidenden Nachteil gegenüber den Parlamentariern, den Verbänden und Organisationen: Sie sind oft Einzelkämpfer, ehrenamtlich Arbeitende, die ihre Freizeit opfern. Sie haben keine Mitarbeiter und kein Geld für umfangreiche Studien und Positionspapiere und sind damit von vornherein unterlegen.

Drei Jahre statt der geplanten zwei

Klar versagt hat die Enquete leider bei ihrer wichtigsten Aufgabe. Denn ihr Auftrag lautete nicht nur, den Ist-Zustand zu untersuchen. Das immerhin hat sie ausführlich getan. Zu ausführlich. Bereits in dieser Phase wurde so viel debattiert und gestritten, dass es ziemlich lange dauerte, die entsprechenden Berichte zu schreiben. Eigentlich sollte das ganze Verfahren nach zwei Jahren beendet sein, nun sind fast drei vergangen und richtig fertig geworden ist die Kommission trotzdem nicht.

Ihr Auftrag lautete aber auch, "politische Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die der weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen der Informationsgesellschaft in Deutschland dienen". So steht es zumindest im Einsetzungsprotokoll aus dem Jahr 2010 (PDF). Diesen, den wichtigsten Teil ihrer Arbeit, hat die Enquete nur mangelhaft erledigt. Denn es gibt bei praktisch keinem Thema klare Handlungsempfehlungen.

Was es gibt, sind verschiedene Versionen, Sondervoten, Einzelmeinungen. Statt also eine gemeinsame Linie zu entwickeln, eine Vision, mit der alle leben und etwas Besseres aufbauen können, hat die Enquete nur den Ist-Zustand abgebildet. Das macht es leider viel zu leicht, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu ignorieren. Denn wenn es nicht einmal eine Runde von 34 Experten schafft, sich beim Thema Internet auf einen Konsens zu einigen, wie soll das dann der gesamten Gesellschaft gelingen?

Nachtrag vom 28. Januar 2013, 22:54 Uhr

In der ersten Version stand fälschlicherweise, die Beteiligungsplattform nutze Liquid Feedback. Das ist falsch, die Plattform nutzt Adhocracy. (kb)

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Internet-Enquete: Viel erreicht und doch versagt
  1.  
  2. 1
  3. 2


Amandil 29. Jan 2013

Der Link auf das " Instrument Adhocracy" verweist auf liquid-feedback-friesland

darksider3 28. Jan 2013

Das ist doch alles nur eine Farce...die wissen ganz genau, dass kein Blogger die...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Forschung
Erstes Röntgenbild von einem einzelnen Atom

Bisher war die Röntgenemission eines einzelnen Atoms zu schwach, um es auf einer Röntgenaufnahme abzulichten. Mit einer neuen Technik geht das jetzt.

Forschung: Erstes Röntgenbild von einem einzelnen Atom
Artikel
  1. Streaming: Verbraucherschützer warnen vor Netflix-Phishing
    Streaming
    Verbraucherschützer warnen vor Netflix-Phishing

    Phishing-Nachrichten im Namen von Netflix sind nichts Neues - in der aktuellen Verwirrung rund um das Kontensharing könnten sie aber einfacher verfangen.

  2. US Air Force: KI-Drohne bringt in Gedankenexperiment Befehlshaber um
    US Air Force  
    KI-Drohne bringt in Gedankenexperiment Befehlshaber um

    Die US Air Force und der verantwortliche Offizier stellen klar, dass es sich nur um ein Gedankenspiel handelt - und keinen echten Test.

  3. Chatsoftware: Microsoft will Teams zum Discord-Konkurrenten machen
    Chatsoftware
    Microsoft will Teams zum Discord-Konkurrenten machen

    Microsoft bringt das Community-Feature in Teams für Windows 11. Außerdem können User mittels KI Bilder und Ankündigungskarten erstellen.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Tiefstpreise: AMD Ryzen 9 7900X3D 534€, KFA2 RTX 3060 Ti 329,99€, Kingston Fury SSD 2TB (PS5-komp.) 129,91€ • Sony Days of Play: PS5-Spiele & Zubehör bis -70% • Roccat PC-Zubehör bis -50% • AVM Modems & Repeater bis -36% • Sony Deals Week [Werbung]
    •  /